"Wir investieren in eine Keimzelle"

TRIER. Vor zwei Monaten fiel der Startschuss für die Aktion "Da-Sein". Die Spendenbereitschaft und die gewachsene öffentliche Aufmerksamkeit eröffnen neue Zukunftsperspektiven. Wie sie aussehen, darüber äußert sich im TV -Interview der Vorsitzende des Hospizvereins Trier, Carl-Heinz Müller.

Wie fällt Ihre Bilanz nach acht Aktions-Wochen aus? Müller : Ich hätte nie gedacht, dass es bei einem so schwierigen Thema eine derart hohe Spendenbereitschaft gibt. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Ebenso wichtig ist aber auch, dass die Sache bei vielen Menschen erstmals so offen angesprochen wurde. Ich glaube nicht, dass es in Deutschland eine vergleichbar umfassende Breitenwirkung schon mal gegeben hat und bin gespannt auf die "Langzeit-Folgen". Brauchen Sie jetzt erstmal eine Atempause, oder geht es gleich an die konkrete Umsetzung? Müller: Wir profitieren jetzt davon, dass sich Arbeitsgruppen schon seit eineinhalb Jahren intensiv mit dem Projekt beschäftigen. Wir brauchen also nicht am Nullpunkt anzufangen. Schon am kommenden Montag treffen sich potenzielle Mit-Träger des stationären Hospizes mit dem Hospizverein, dann wird es um einen konkreten Zeitplan und um die Aufgabenverteilung gehen. Und natürlich auch um die Frage, was die einzelnen Institutionen wie Krankenhäuser oder Pflegedienste tun können. Und dann rollen bald die Handwerker an? Müller: So einfach ist es leider auch wieder nicht. Wir rechnen mit Umbaukosten von rund 800 000 Euro. Ein beträchtlicher Teil dieser Summe wird durch die Aktion Da-Sein aufgebracht, und vor allem ist ja jetzt auch das Haus da. Außerdem haben wir viele Unterstützungszusagen von Handwerkern und Firmen. Trotzdem brauchen wir einen soliden Finanzierungsplan, und die Umbaupläne müssen im Detail erarbeitet werden. Aber ich hoffe schon, dass wir bis zum Jahresende die entscheidenden Schritte zur Realisierung umsetzen können. Wie ist es denn anschließend mit dem Betrieb? Da entstehen ja auch Kosten. Müller: Da werden wir baldmöglichst mit den Kassen über die Finanzierung sprechen. Im Prinzip ist die Kostenübernahme für den stationären Hospizbetrieb gesetzlich geregelt, aber natürlich muss über Tagessätze und personelle Ausstattung verhandelt werden. Aber ein Zehn-Prozent-Anteil der laufenden Kosten bleibt ja auf jeden Fall beim Träger... Müller: Da schwebt uns ein Modell vor, wie es das Hospiz in Mainz praktiziert. Dort haben viele Menschen eine Art Patenschaft übernommen und auf diese Weise dauerhaft zur Finanzierung beigetragen. Auch Spenden werden wir weiter brauchen. Vieles könnte auch über Eigenleistungen ermöglicht werden, zum Beispiel durch die tragenden Institutionen, die einzelne Aufgaben übernehmen können. Und was ist mit der erhofften Wirkung über das Hospizhaus hinaus? Müller: Das spielt natürlich eine wichtige Rolle. Mitarbeiter aus anderen Einrichtungen können durch Hospitationen, Praktika oder Seminare von der Kompetenz des Hospizhauses profitieren. Auch die Verzahnung mit den ehrenamtlichen Hospizhelfern für die Betreuung zu Hause wird gefördert. Im Prinzip investieren wir alle gemeinsam in eine Keimzelle der Hospizarbeit - und davon profitieren auch alle. S Das Gespräch führte unser Redakteur Dieter Lintz.

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