Wirbel um Schreiben der Ärzte-Vereinigung

Trier · Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) hat die Psychotherapeuten aufgefordert, bei der Behandlung von psychisch Kranken quasi zu schummeln. Und zwar damit sich die Patienten auch von niedergelassenen Ärzten behandeln lassen können und diese dafür Geld von den Krankenkassen bekommen.

Trier. Man könnte den Brief der KV-Vorsitzenden Sigrid Ultes-Kaiser an die Psychotherapeuten im Land auch als Aufforderung zum Schummeln auffassen: Weil viele gesetzlich versicherten Patienten bis zu drei Monate auf eine psychotherapeutische Behandlung warten müssten, gingen sie zu ihrem Hausarzt. Der bekomme aber die Behandlung eines psychisch Kranken nur dann von dessen Krankenkasse bezahlt, wenn der Patient bereits drei Absagen von Psychotherapeuten bekommen habe. Daher sollten diese die Patienten nicht auf einen späteren Termin vertrösten, sondern kurzfristig eine Art Probe-Sitzung anbieten, schreibt die KV-Vorsitzende. Erst wenn gesetzlich Versicherte nachweisen können, dass sie keine regelmäßige Therapie bei einem Psychotherapeuten bekommen, bezahlen die Kassen eine Behandlung bei niedergelassenen Ärzten.
Das Pikante: In der KV sind nicht nur die niedergelassenen Ärzte, sondern eben auch die Psychotherapeuten vertreten. Daher sind die Psychotherapeuten verärgert über das KV-Schreiben. Die langen Wartezeiten seien der zu geringen Zahl der Psychotherapeuten geschuldet, sagt Gisela Borgmann-Schäfer, Sprecherin der Landes-Psychotherapeutenkammer. Es könne nicht sein, dass die KV die Psychotherapeuten auffordere, mit den Anfragen von Patienten, die ohnehin schon in einer Notsituation seien, "kritisch" umzugehen. Kein Psychotherapeut werde diesen "Verschleierungsvorschlag" der KV mittragen, sagt Borgmann-Schäfer. Mit diesem Schreiben vertrete die KV "eindeutig nicht die Interessen der Mehrheit der Psychotherapeuten", weist Kammer-Präsident Alfred Kappauf die Vorsitzende der KV in einem Brief hin.

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