Wird es Frühling . . .

Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) will gegen das Volksleiden Allergien vorgehen und hofft dabei auf die Hilfe der Wirtschaft. Doch nun gab ihm ein erster prominenter Mitstreiter einen Korb - die Bahn.

Berlin. (has) Wird es Frühling, geht's los: Die Augen jucken, die Nase läuft. Auf Blütenpollen reagieren etwa 13 Millionen Menschen in Deutschland allergisch. Weitere zehn Millionen Bürger müssen das ganze Jahr über mit allergischen Reaktionen auf Tierhaare, Lebens- oder Putzmittel, Nickel oder Hausstaubmilben leben. Jeder dritte Deutsche leidet unter einer Allergie, Erkrankungen wie Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma gehören inzwischen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen bei Säuglingen und Kindern.

Bundes-Verbraucherschutzminister Horst Seehofer (CSU) wird deshalb kommende Woche in Berlin einen großen Fachkongress veranstalten, auf dem sein im März angekündigter "Aktionsplan gegen Allergien" konkretisiert werden soll. Zusammen mit Krankenkassen, Politik, Verbänden und Wirtschaft hofft Seehofer, die Entstehung von Allergien weiter vermindern zu können. Zugleich möchte er die Früherkennung und die Information für Verbraucher verbessern. So soll die Wirtschaft durch eine transparente Kennzeichnung oder den Verzicht auf allergene Stoffe den Betroffenen den Umgang mit ihrer Allergie erleichtern. Doch bei der Suche nach prominenten Mitstreitern im Kampf gegen das Volksleiden blitzte der Minister jetzt ab - ausgerechnet bei Bahnchef Hartmut Mehdorn.

Nach dem Willen Seehofers sollte die Bahn künftig für Allergiker geeignete Abteile speziell ausweisen. In einem Brief an den Minister lehnte Mehdorn dies jetzt als nicht praktikabel ab. Wie in jeder öffentlichen Einrichtung, so ein Sprecher des Unternehmens zu unserer Zeitung, sei es nicht auszuschließen, dass Auslöser von Allergien wie zum Beispiel Katzenhaare in die Züge gelangten. "Wir können nicht hundertprozentig beeinflussen, was in die Abteile hineingetragen wird." Am Aktionsplan werde sich die Bahn daher nicht beteiligen. Andere wiederum wollen mitziehen: So plant das Bäckerhandwerk, Listen mit den Inhaltsstoffen von Brot- und Backwaren auszulegen sowie Verkaufspersonal besser zu schulen, kündigt der Präsident des Bäckerhandwerks, Peter Becker, an. Teile des Einzelhandels wollen überdies für Allergiker geeignete Produkte künftig im Sortiment extra ausweisen - und auch die Kosmetikbranche ist offen für Maßnahmen, die das Allergie-Risiko senken.

Dass gerade Kinder zunehmend betroffen sind, führen Experten auf die immer steriler werdende Umwelt zurück. So wachsen viele Kinder in naturarmen Städten auf und haben wenig Kontakt zu Tieren.

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