Wird Georg Holkenbrink jetzt Weihbischof?

Seit rekordverdächtigen 17 Monaten warten die Katholiken im Bistum Trier auf die Ernennung eines dritten Weihbischofs. Jetzt gibt es Gerüchte, wonach Generalvikar Georg Holkenbrink (49) den Posten bekommen könnte.

Trier. Reinhard Marx ließ sich nach seiner Einführung als Bischof von Trier gut zwei Jahre Zeit. Ende Mai 2004 gab Marx bekannt, dass die Tage Werner Rössels als Generalvikar des Bistums gezählt seien. Zu Rössels Nachfolger ernannte der Bischof den promovierten Kirchenrechtler Georg Holkenbrink. Der heute 49-Jährige ist seit Januar 2005 Generalvikar (kirchenintern "GV" genannt) und damit Verwaltungschef des Bischofs.

"Der Generalvikar sitzt mit dem Bischof auf einer Bank, ist die Stimme seines Herrn", hat Reinhard Marx einst den Job beschrieben, um schmunzelnd hinzuzufügen: "Nur mein Teil der Bank ist gepolstert und geheizt. Und der Bischof hat gelegentlich Auslauf, während sein Generalvikar immer hinterm Schreibtisch hockt." Ganz so schlimm wird der Job nicht sein, aber vergnügungssteuerpflichtig ist er gewiss auch nicht. Das hat Prälat Georg Holkenbrink zuletzt feststellen dürfen, als er im Auftrag Ackermanns federführend mit dem Schnüren des Sparpakets befasst war und für seine Streichpläne teils heftige Kritik einstecken musste. Eine Erfahrung, die der Sohn des ehemaligen Mainzer Verkehrsministers Heinrich Holkenbrink mit seinem Vorgänger Werner Rössel teilt, der unter Reinhard Marx ebenfalls eine Sparrunde durchzufechten hatte. Kaum war das Päckchen seinerzeit geschnürt, wechselte der Bischof seinen "GV" aus, machte Rössel zum Dompropst und ernannte Holkenbrink zu dessen Nachfolger.

Droht dem 49-Jährigen nun ein ähnliches Schicksal wie seinem Vorgänger? Es wäre zumindest nicht ungewöhnlich. Denn eigentlich ernennt jeder neue Bischof auch einen neuen Generalvikar. Dessen Amtszeit ist sogar an die Amtszeit des Bischofs geknüpft.

Es ist allerdings auch nicht ungewöhnlich, dass ein neuer Bischof zunächst den Verwaltungschef seines Vorgängers übernimmt, um ihn nach einer Zeit des Eingewöhnens gegen einen "eigenen" Mann auszutauschen.

Nachvollziehbar ist auch, dass für den scheidenden "GV" ein neuer Job gefunden werden muss. Rössel wurde seinerzeit Dompropst und Kanzler der Bischöflichen Kurie. Und Georg Holkenbrink? Das unter seiner Federführung ausgetüftelte Sparpaket war alles andere als eine Meisterleistung. Zwischen Holkenbrinks Entwurf und der vom Bischof am Dienstag präsentierten Endfassung lagen Welten. Würde Holkenbrink jetzt tatsächlich als Generalvikar abgelöst, wie in Kirchenkreisen spekuliert wird, könnte Bischof Stephan Ackermann (47) ihm womöglich gleich einen neuen Job anbieten: den des Weihbischofs.

Seit mehr als 17 Monaten ist die dritte "Weibi"-Stelle in Deutschlands ältestem Bistum jetzt unbesetzt. Es ist die Stelle von Stephan Ackermann, der im Mai vergangenen Jahres auf den Trierer Bischofsstuhl wechselte.

Fest steht bislang nur, dass die amtierenden Weihbischöfe Robert Brahm und Jörg Michael Peters wieder einen dritten Kollegen bekommen. Diese Zusage hat der Vatikan Stephan Ackermann bereits Anfang des Jahres gemacht. Nur wann die Stelle wieder besetzt wird, ist immer noch offen. Sehr zum Ärger vieler Kirchenoberen, die "stinksauer sind, dass sich die Römer schon wieder so lange Zeit lassen", sagte ein Mitarbeiter des Generalvikariats Anfang Juli unserer Zeitung. Schon bei der Ernennung des Marx-Nachfolgers hatte der Vatikan die Trie rer Katholiken auf eine harte Geduldsprobe gestellt und 14 Monate schmoren lassen.

Auf die Auswahl eines Weihbischofs hat der amtierende Bischof Einfluss. Er reicht Namensvorschläge ein; der Papst entscheidet. Die letzten Male ging das ziemlich schnell. Nach längstens acht Monaten war ein freier Weihbischofsstuhl wieder besetzt.

Liegt die neuerliche Zeitverzögerung womöglich am Trie rer Bischof selbst, der mit den personellen Neubesetzungen nur warten wollte, bis das von Georg Holkenbrink vorbereitete Sparpaket in Kraft gesetzt ist? Bischofssprecher Stephan Kronenburg winkt ab: "An diesen Gerüchten ist nichts dran." Man warte auf Signale aus Rom.

Würde Georg Holkenbrink tatsächlich neuer "Weibi", wäre das übrigens keine Premiere. Vor 17 Jahren machte der damalige Bischof Hermann Josef Spital seinen Generalvikar Gerhard Jakob zum Weihbischof.

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