Wo Eifel draufsteht, ist auch Eifel drin

Trier · Immer mehr Verbraucher greifen beim Einkauf gezielt nach regionalen Produkten. Davon profitiert auch die Regionalmarke Eifel. Für Verbraucherschützer ist sie ein positives Beispiel. Generell mahnen sie aber zur Skepsis: Längst nicht überall, wo regional draufsteht, ist auch regional drin.

Trier. Das goldfarbene kleine "e" vor buntem Hintergrund pappt auf Wurstspezialitäten, Eiern, Käse, Kräutern oder Broten, aber auch auf Frühstücksbrettchen, Ferienwohnungen, Bier- oder Schnapsflaschen. Gemeinsam ist allen Produkten und Angeboten, dass sie garantiert aus der Eifel stammen, strengen Qualitätskriterien unterliegen, deren Einhaltung auch regelmäßig überprüft wird. Die Regionalmarke Eifel gibt es seit knapp zehn Jahren. Und glaubt man den Verantwortlichen - Politikern, Touristikern, Bauern und Handwerker aus dem nicht gerade kleinen Eifelraum - hat sich die aus Berlin einst kräftig bezuschusste Einführung längst bezahlt gemacht. Immer mehr Lebensmittelproduzenten und Dienstleister werben inzwischen mit dem bunten Eifel-Signet; "insgesamt sind es jetzt über 300", sagt Arndt Balter, der bei der Regionalmarke Eifel GmbH für Marken- und Produktentwicklung zuständig ist.
Was den Eifel-Machern entgegenkommt: In Zeiten von anonymer Massenproduktion und Lebensmittelskandalen bevorzugen immer mehr Kunden regionale Produkte. 65 Prozent der Menschen achten beim Einkauf darauf, sagt das Verbraucherschutzministerium; "20 Prozent suchen gezielt nach regionalen Produkten", sagt Eifel-Experte Balter. Wenn auch die Zahlen etwas auseinanderliegen, gibt es an dem Trend nichts zu deuteln: Die Regionalität boomt.
Längst haben das auch die großen Lebensmittelproduzenten und -ketten bemerkt, werben gezielt mit angeblich heimischen Zutaten oder frischen Produkten aus der Region. Oft ist das eine Mogelpackung, sagen Verbraucherschützer wie die Mainzer Ernährungsexpertin Susanne Umbach. Sie kritisiert, dass Regionalangaben rechtlich nur ungenügend geregelt seien und es daher "vielfältige Möglichkeiten der Verbrauchertäuschung" gebe.
So wurde etwa Ende 2007 eine Molkerei von der Verbraucherzentrale Berlin wegen irreführender Werbung abgemahnt. Die Firma hatte unter der Bezeichnung "Mark Brandenburg" in Berlin und Ostdeutschland Milch vertrieben, die von nordrhein-westfälischen Bauern kam und in Köln abgefüllt wurde. "Milch von deutschen Bauernhöfen. "Abgefüllt in Köln", steht inzwischen auf den Verpackungen.
Auch eine Molkerei machte nach einer Abmahnung durch die Verbraucherzentrale eine Rolle rückwärts: Das Unternehmen hatte zuvor mit dem Zusatz "aus ihrer Region" geworben, obwohl die in Stuttgart verkaufte Milch aus dem Allgäu kam und in Hessen weiterverarbeitet wurde.
"Die Kennzeichnungen müssen klar und wahr sein", fordert daher Verbraucherschützerin Susanne Umbach und rät den Kunden, bei den Herkunftsangaben genau hinzuschauen und "im Zweifel auch in der Bäckerei oder auf dem Wochenmarkt ruhig einmal nachzufragen". Für die Verbraucherschützer ist die neue Internetseite lebensmittelklarheit.de ein wichtiger Schritt, damit die schwarzen Schafe der Branche schneller auffallen.
Ob zufällig oder geplant: Auch der Handel scheint es beim Thema Herkunft künftig genauer mit der Wahrheit nehmen zu wollen. Bei den Verantwortlichen der Regionalmarke Eifel meldete sich jedenfalls jüngst der Vertreter einer Lebensmittelkette, um regionale Produkte ins Sortiment aufzunehmen.
"Die setzen jetzt auf echte Regionalität", sagt Eifel-Produktentwickler Arndt Balter und fügt hinzu: "Früher sind wir denen hinterhergerannt, heute kommen sie auf uns zu."Regionale Vermarktungsinitiativen wie die Regionalmarke Eifel gibt es bundesweit. Sie heißen bergisch pur, nordisch frisch, SooNahe oder Mainfranken plus. Insgesamt rund 40 solcher Initiativen listet der Bundesverband der Regionalbewegung auf. Ein erklärtes Ziel: Durch Förderung der regionalen Wertschöpfung sollen ländliche Räume gestärkt werden und somit die Kulturlandschaft erhalten bleiben. Das erste bundesweite Treffen der Regionalinitiativen war erst vor drei Wochen. Von der Politik fordern sie die Einführung eines Regionalsiegels, um ehrlich regional wirtschaftende Vermarktungsinitiativen zu schützen.sey

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