Wo sind die Initiativen?

Im Kampfum das Berliner Kanzleramt letztes Jahr waren BundeskanzlerGerhard Schröder, Herausforderer Edmund Stoiber und selbst derObergrüne Joschka Fischer mit familienpolitischen Versprechungenganz weit vorne. Warum, ist klar: Eltern sind eine starkeWählergruppe. Nun ist die neue Legislaturperiode bereits einigeMonate alt - und selbst bei intensivem Nachdenken will einem sorecht nicht einfallen, mit welchen Maßnahmen und Initiativen proFamilie die Stimmenfänger von einst für Furore gesorgt haben. Selbst der ministerielle Wechsel von Christine Bergmann zu Renate Schmidt scheint so wunderbar reibungslos verlaufen zu sein, dass der alte Trott anscheinend auch gleich zum neuen geworden ist. Familienpolitik taugt eben primär in Wahlkampfzeiten. Das ist leider so. Ansonsten ist sie meist eines der Stiefkinder im politischen Betrieb. Und das, obwohl diese Lebensform kein Auslaufmodell ist, sondern nach wie vor als erstrebenswert gilt. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen das. Okay, vielleicht arbeiten Familienpolitiker gerne im Verborgenen. Und in der Tat, die Bundesregierung bietet milliardenschwere Hilfen für Länder und Gemeinden zum Ausbau des Betreuungsangebotes für Kinder an - auch wenn dabei beispielsweise die Frage der Folgekosten völlig offen bleibt. Das ist aber wenigstens konkret, während Schmidts "Allianz für Familien" vermutlich im Aktenordner mit der Aufschrift "Worthülse" verschwinden wird. Ein bisschen mehr Erinnerung an den Wahlkampf würde gut tun. Das gilt aber für alle Seiten.

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