Würstchen, Familie und Gottesdienst

TRIER. Weihnachtszeit, Umfragezeit: Kaum ein Fest ist so gut erforscht wie das Fest der Liebe. Das mag daran liegen, dass es zugleich das Fest des Schenkens ist. Dank zahlloser Umfragen lässt sich ziemlich genau sagen, wie und mit wem der Deutsche Weihnachten feiert, was er isst und was er schenkt.

Ente, Gans oder Schweinefilet zum Fest der Feste? Von wegen. Würstchen und Kartoffelsalat stehen am Heiligen Abend ganz oben auf dem Speiseplan der Deutschen. 22 Prozent der Befragten haben dieses Gericht jedenfalls bei einer repräsentativen Umfrage des Emnid-Instituts für die Zeitschrift "Bildwoche" angegeben. 13 Prozent bevorzugen Fisch, zehn Prozent Fondue und sieben Prozent Gans. Kartoffelsalat - das klingt nicht gerade nach großer Esskultur. Der Deutsche scheint an Weihnachten nicht unbedingt hoch kulinarisch, dafür aber reichlich zu futtern. 42 Prozent der Frauen zwischen 35 und 64 Jahren haben bei einer repräsentativen Befragung des Gewis-Instituts angegeben, dass sie über die Feiertage bis zu fünf Kilo zulegen. Ähnlich verfressen sind die Männer: 31 Prozent nehmen bis zu fünf Kilo zu. Jeder 20. sogar noch mehr. Gefeiert wird das Fest in der Regel im Kreis der Lieben, wie das Allensbach Institut ermittelt hat. Für 87 Prozent der West- und 85 Prozent der Ostdeutschen ist Weihnachten vor allem ein Familienfest. Jede zweite Familie feiert mit den Großeltern. Für viele der 14 Millionen Singles in Deutschland ist das Familienfest dagegen eine harte Zeit: Sieben Prozent der Deutschen fühlen sich an Weihnachten "unwohl", weil sie einsam sind. Henning Franz, Präsident des Bundesverbands deutscher Diskotheken und Tanzbetriebe, bestätigt, dass gerade in Großstädten an den Festtagen deshalb Hochbetrieb herrscht. "Da sind Kommunikation und softe Musik gefragt", sagt Franz. Nach Weihnachten auf Partner-Suche

Familien-Idyll überall: Da wächst auch bei den Singles offenbar der Bedarf nach Zweisamkeit. Weil sie das nächste Weihnachtsfest nicht mehr allein verbringen wollen, gehen viele die Alleinlebenden nun auf Partnersuche. Der Gesamtverband der Eheanbahnungen und Partnervermittlungen erwartet für den Januar eine steigende Nachfrage bei den Agenturen. Dank Weihnachten boomt dann das Geschäft mit der Zweisamkeit. Familienfeiern sind die eine - Geschenke-Stress die andere Seite der Feiertage. Zwar ist für drei von vier Deutschen Weihnachten von zuviel "kommerziellem Rummel" geprägt, doch immerhin jeder Zweite hat sich vor der Adventszeit vorgenommen, wieder genauso viel Geld wie im Vorjahr für Geschenke auszugeben. Besonders junge Leute zwischen 14 und 19 Jahren sind konsumfreudig. Jeder zweite von ihnen will sich Weihnachten 2003 mehr kosten lassen als im Vorjahr. Ganz oben auf der Einkaufsliste stehen Kleidung (bei 27 Prozent der Schenkenden), Spielzeug (20 Prozent) und Bücher (17 Prozent). Die Weihnachtseinkäufe stehen allerdings ein wenig im Widerspruch zu dem, was den meisten die größte Freude bereitet. Selbstgemachtes, aber auch Städte- und Musical-Reisen kommen am besten bei den Beschenkten an. Zwölf Prozent der Deutschen wollen Geld oder Gutscheine verschenken. Das kommt den Wünschen von immer mehr Kindern und Jugendlichen entgegen: Wie das Institut für Jugendforschung in München herausgefunden hat, wollen fünf Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen - doppelt so viele wie im Vorjahr - Geldgeschenke. Noch größer ist der Anteil bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 13 und 22 Jahren: Hier wollen fast ein Drittel Geldgeschenke. Die Hälfte der Befragten in dieser Altersgruppe wünscht sich Handys und Digitalkameras. Von den Kindern wünschen sich 39 Prozent Spielzeug wie Lego, Playmobil oder ferngesteuerte Autos. Und jedes vierte Kind wünscht sich einen Fernseher, CDs, DVDs oder ein Handy. In die Kirche, "weil es dazugehört"

Wie die Geschenke gehört auch die Weihnachtsmusik zum Heiligen Abend. Nur noch 39 Prozent der Deutschen singen aber selbst unter dem Weihnachtsbaum, 47 Prozent greifen auf Platte oder CD zurück. Für viele Menschen gehört auch der Gottesdienstbesuch zum Weihnachtsfest. 51 Prozent der Deutschen wollen laut einer Emnid-Umfrage in die Christmette gehen. Dabei sind Katholiken traditionell gottesdienstfreudiger (68 Prozent) als Protestanten (61 Prozent). Vor allem unter jungen Leuten hat der Gottesdienstbesuch wenig mit Religion zu tun. 31 Prozent der 20- bis 49-Jährigen besuchen die Kirche nur, "weil es dazugehört". Obwohl kirchliche Rituale also nicht mehr im Vordergrund stehen, wissen immerhin 85 Prozent der Befragten, dass an Weihnachten die Geburt Jesu Christi gefeiert wird. Allzuweit her ist es mit dem religiösen Wissen aber nicht: 51 Prozent glauben, die Weihnachtsgeschichte stamme aus dem Alten Testament.

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