Wütende Politiker im Zug nach Luxemburg

TRIER. Wo kann man besser eine bessere Bahnanbindung nach Luxemburg fordern als auf der eben dieser Zugstrecke. Der Trierer Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (CDU) hatte gestern zur "rollenden Pressekonferenz" eingeladen.

Symbolischer hätte es nicht sein können. Gerade als Triers Oberbürgermeister Helmut Schröer sein "Lieblingsthema" Bahnanbindung nach Luxemburg anspricht, schleicht der Regionalexpress über die berühmt berüchtigte Konzer Moselbrücke - das Nadelöhr in der grenzüberschreitenden Verbindung. Die Region sei einfach "miserabel" an Luxemburg angebunden, das könne man nicht hinnehmen, schon gar nicht wenn ab 2007 der Schnellzug TGV in Luxemburg hält, wetterte Schröer bei der von CDU-Bundestagsabgeordnetem Bernhard Kaster initiierten "rollenden Pressekonferenz" im Regionalzug nach Luxemburg. Damit schaffte es der pfiffige Trierer Abgeordnete, Medienvertreter aus Trier und Luxemburg anzulocken. 53 Minuten hin, 52 Minuten zurück, 30 Minuten Aufenthalt in Luxemburg. Dass er damit Bahnchef Hartmut Mehdorn und Bundesverkehrsminister Stolpe nicht umstimmen kann in ihrer Einschätzung, dass der Ausbau der grenzüberschreitenden Bahnverbindung keine Priorität in Berlin genießt, das wusste Kaster auch. Aber wieder einmal hat er es geschafft, sein Thema Bahn in Szene zu setzen. Während Mehdorn in einem Brief an Kaster wenig Hoffnung auf den über 40 Millionen Euro teuren Ausbau der Bahnverbindung Trier-Luxemburg macht, klingt es im Brief des Bundesverkehrsministeriums zumindest etwas hoffnungsvoller: Der Ausbau sei nicht gestrichen, sondern nur auf nach 2008 verschoben. Doch realistisch betrachtet wird der Ausbau nicht kommen. Auch wenn Kaster und seine Parteifreunde Schröer und Trier-Saarburgs Landrat Richard Groß weiter wacker dafür kämpfen. Vor allem in Luxemburg scheint man gehörig die Nase voll zu haben von den ewigen Vertröstungen der deutschen Nachbarn. Die Region Trier müsse an das TGV-Netz angeschlossen werden, forderte Roland Schreiner, Vorsitzender des Verkehrsausschusses des luxemburgischen Parlaments. Sein Verkehrsminister Lucien Lux habe seinem deutschen Kollegen Stolpe dazu auch einen "deutlichen" Brief geschrieben, sagte Schreiner während des Haltes des regulären Zuges in Luxemburg. Der Regionalchef der Bahn, Udo Wagner, hatte da zunächst keinen leichten Stand. Er musste die Prügel für seinen Boss einstecken und argumentierte auch ganz auf Linie: Die Bahn sei ein gewinnorientiertes Unternehmen, man könne eben keine leeren Züge durch die Gegend fahren lassen. Die IC-Verbindungen zwischen Luxemburg und Trier seien derzeit mit jeweils knapp 200 Fahrgästen gerade an der Grenze der Rentabilität. Und ganz links liegen lassen würde man die Region ja auch nicht, immerhin habe man 74 Millionen Euro in den Ausbau der Moselstrecke investiert. Wirklich Gehör fand der regionale Bahnchef jedoch erst, als er den guten alten "Pendolino" aus dem Hut zauberte und als "echte Alternative" zum "illusorischen" Ausbau der grenzüberschreitenden Strecke verkaufte. "Wenn Sie sagen, die Zügen sind jetzt was, kann man ja mal drüber nachdenken", sagte Groß und dachte dabei an die Pannenserie der Neitechzüge auf der Eifelstrecke. Nach zwei Stunden, 14 Minuten kam der Regionalexpress pünktlich in Trier an. Damit war auch die ungewöhnliche Pressekonferenz beendet.

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