Zeit schenken

Trier. Wie sollen Eltern mit den Wünschen ihrer Kinder zu Weihnachten umgehen? Den Herzenswunsch erfüllen und die fünfte Puppe schenken oder den Wunschzettel auf das pädagogisch Sinnvolle durchforsten? Wir haben mit Leiterinnen von Trierer Horten gesprochen.

Marion Heintz, Leiterin des Kinderhorts Heiligkreuz, weiß aus ihrer Berufserfahrung, dass Eltern häufig versuchen, alles zu schenken, was sich die Kinder wünschen. Da würde auch mal das Konto überzogen. "Selbst, wenn die Kinder mit horrenden Wünschen kommen und eigentlich die finanziellen Mittel nicht ausreichen, kommen viele Eltern den kindlichen Wünschen nach." Marion Heintz empfiehlt, lieber mit den Kindern gemeinsam zu sparen und mit ihnen zu warten, um ihnen den Wert des Wunsches zu vermitteln. Als "erschreckend" bezeichnet es die Hortleiterin, wenn Eltern den Wünschen ihrer Kinder restlos nachgeben und ein Haustier zu Weihnachten verschenken. "Das muss vorher abgecheckt werden, welche Verantwortung der Umgang und die Versorgung mit sich bringen." Aus ihrer beruflichen Praxis weiß sie, dass manchmal schon kurz nach Weihnachten die Tiere ausgesetzt werden, da sowohlKinder als auch ihre Elternüberfordert sind. Waltraud Baer, Erzieherin im Hort Haus Barbara, empfiehlt Eltern, sich unbedingt Zeit für das Kind zu nehmen. "Durch Beruf, Vereine und Schule ist die Bereitschaft, sich Zeit für einander zu nehmen, viel zu gering", meint sie. In Gesprächen könnten Eltern erfahren, welche Wünsche das Kind habe, woher sie stammten und warum sich das Kind unbedingt die Puppe oder den Computer wünsche. "Häufig lassen sich Wünsche noch von Eltern in eine andere Richtung umlenken", weiß Waltraud Baer. Wenn die Kinder dann schon vor Weihnachten wüssten, was sie bekommen, ließe sich ein angestrebter Überraschungseffekt an Heiligabend mit unerwarteten Kleinigkeiten erzielen. Birgit Schättgen, Leiterin der Kindertagesstätte Christkönig, empfiehlt, dem Kind altersgerechte Sachen zu schenken, die nötig für die Entwicklung sind. "Kleine Wünsche des Kindes wie ,Ich möchte mit Dir ein Spiel spielen‘ sollten aber auch nicht verloren gehen", sagt sie.Kindern Alternativen aufzeigen

Eltern sollten möglichst wertvolles Spielzeug schenken - Sachen, die sich das Kind sehnlichst wünsche und die nicht ganz unnütz seien, sagt Birgit Schättgen. "Wenn Kinder einen Wunschzettel schreiben, haben Eltern ja die Möglichkeit, aus den Wünschen auszuwählen." Elisabeth Schädler, Leiterin des Kinderhortes Ambrosius, weiß, wie groß die Bereitschaft von Eltern ist, aus sozialem Druck gerade zu Weihnachten Konsumartikel zu schenken. Sie empfiehlt, nach alternativen Geschenkideen zu suchen und dem Kind Möglichkeiten aufzuzeigen, was es sich noch wünschen könne. "Wenn der Herzenswunsch nicht auf elterliche Gegenliebe stößt, kann dem Kind erklärt werden, dass es sich mit seinem eigenen Geld diese Sache kaufen kann." Schließlich knüpften die Eltern mit dem Geschenk an ihre eigenen Werte an. "Im Alltag wünschen sich Kinder so oft etwas. Wie zum Beispiel einen gemeinsamen Ausflug", meint Schädler. "Das würde ich mir merken und den Kindern dann zu Weihnachten schenken."

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