Zeit zum Hausputz

Man muss UN-Generalsekretär Kofi Annan zu seiner lange überfälligen Rede beglückwünschen, mit der er endlich das Problem des weltweit zunehmenden Antisemitismus offen angesprochen - und damit im Prinzip auch die Weltorganisation selbst an den Pranger gestellt hat.

Dafür spricht allein schon Annans dringende Aufforderung an die UN-Menschenrechtskommission, antisemitische Tendenzen mit der gleichen Ernsthaftigkeit zu untersuchen wie rassistisch motivierte Ausfälle gegenüber Moslems. Denn die jüngere UN-Geschichte zeigt überdeutlich, dass das Problem auch im eigenen Haus liegt. Der rote Faden reicht dabei von 1965, als Antisemitismus bewusst von einem UN-Abkommen zur Rassen-Diskriminierung ausgeklammert wurde, bis zum Herbst letzten Jahres, als der Vorschlag für eine entsprechende Resolution der UN-Vollversammlung auf massiven Druck arabischer und moslemischer Staaten wieder zu den Akten gelegt wurde. Und als dunkler Schatten schwebt über der Weltorganisation weiter jene UN-Weltkonferenz gegen Rassismus im südafrikanischen Durban, die im Jahr 2001 von der Mehrheit der Teilnehmer vor allem dazu benutzt wurde, Israel auf die Anklagebank zu setzen und somit das Opfer als Brandstifter darzustellen. Keine Frage: Trotz der derzeit stattfindenden ersten UN-Konferenz, die sich dem Antisemitismus widmet, scheint es noch ein weiter Weg zu sein, bis offener Judenhass offiziell von den Mitgliedern des Völkerbundes als Rassismus anerkannt wird. Kofi Annan steht hier jede Menge Hausputz bevor - eine Aufgabe, die sich nicht mit nur einer guten Rede erledigen lässt und die auch verlangt, die bisherige Politik der einseitigen Stellungnahmen zum Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern aufzugeben. nachrichten.red@volksfreund.de

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