Zerbröselnde Macht

Gerhard Schröders Spiel mit der Vertrauensfrage und den Neuwahlen hat ein zentrales Ziel bereits verfehlt: Die eigene Demontage konnte der Kanzler mit diesem Husarenstück nicht verhindern.

Gerhard Schröders Spiel mit der Vertrauensfrage und den Neuwahlen hat ein zentrales Ziel bereits verfehlt: Die eigene Demontage konnte der Kanzler mit diesem Husarenstück nicht verhindern. Im Gegenteil: Schröders Macht schwindet rasant, immer mehr Heckenschützen nutzen das entstandene Vakuum, um die verwirrte Öffentlichkeit mit immer neuen Szenarien der Kanzlerdämmerung zu füttern. Ob die Planspiele nun aus den eigenen Reihen kommen oder gezielt von der Opposition gestreut werden, ist völlig unerheblich. Schröder und sein Kumpan Franz Müntefering tragen die alleinige Verantwortung für das heillose Durcheinander in einer nun erst recht gelähmten Republik. Sie sind planlos voran marschiert, weshalb ihre Macht und ihr Ansehen jetzt unaufhörlich zerbröseln. Müntefering als Meuchler seines Herrn? Wie damals Herbert Wehner bei Kanzler Willy Brandt? Kaum vorstellbar; es wäre ein Wechsel ohne Zukunft. Der Reformkurs von Schröder ist schließlich der von Müntefering, beide zusammen haben die SPD wie siamesische Zwillinge in den Keller gewirtschaftet. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck als Erbe von Müntefering im Parteivorsitz? So wird es kommen, sollten die Genossen am Wahlabend ihre Führung vom Hof jagen müssen. Dann ist ein Generationswechsel angesagt. Und weit und breit ist niemand sonst in Sicht, der dabei die Sehnsüchte der SPD nach einer sozialdemokratischen, integrativen Vaterfigur stillen könnte. Bis auf Beck. nachrichten.red@volksfreund.de