Zu wenige deutsche Talente für den Welt-Arbeitsmarkt

Berlin · Trotz diverser Verbesserungen hat Deutschland in puncto Bildung noch einiges nachzuholen. Das geht aus der jetzt vorgelegten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.

Berlin. Gute Nachrichten hatte die OECD nur allgemein zu verkünden: Seit dem Pisa-Schock 2001 sei in der deutschen Bildungslandschaft einiges in Bewegung geraten, so OECD-Bildungskoordinator Andreas Schleicher. Das war es aber auch schon an Positivem. Ansonsten ist die Mängelliste der gestern in Berlin vorgestellten Studie "Bildung auf einen Blick" ziemlich lang.
Wo hinkt die Republik besonders hinterher?
In Deutschland werden zu wenige Akademiker ausgebildet: Nur jeder Vierte eines Jahrgangs erlangt heute einen Hoch- oder Fachhochschulabschluss oder einen Meisterbrief. Fatal ist, dass sich trotz zahlreicher Reformen daran in den vergangenen Jahrzehnten nicht viel geändert hat: Vor 50 Jahren war es laut OECD jeder fünfte junge Erwachsene, der einen entsprechenden Abschluss machte. "Deutschlands Beitrag zum weltweiten Pool an Talenten schrumpft rapide", so Schleicher warnend. Es würden Akademiker, Meister und Techniker sowie andere qualifizierte Fachkräfte fehlen. Nach Angaben des Bildungsministeriums hat jedoch der Anteil der Studienanfänger mit 46 Prozent im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Das lasse hoffen.
Wie wichtig ist eine gute Qualifikation?
Nie zuvor ist es laut Schleicher Besserqualifizierten auch besser gegangen, nie zuvor lebten Geringqualifizierte mit so großen Risiken. Das heißt: Je höher die Bildung, desto größer die Chance, auch in Krisenzeiten den Job zu behalten.
Welche Rolle spielt die soziale Frage für den Bildungserfolg? Nach wie vor eine erhebliche. Sozial benachteiligte Kinder sind in Deutschland oft schlechter in der Schule als in vielen anderen Ländern. Hierzulande schaffen es laut Studie 23 Prozent aller 15-jährigen Schüler aus sozial schwachen Familien, eine gute Leistung zu erzielen. Im OECD-Durchschnitt sind es 31 Prozent. Nur sieben der 39 verglichenen Länder erreichen noch schlechtere Werte als Deutschland, unter ihnen Österreich, Luxemburg, die Slowakei und Tschechien. Laut Studie hängt Bildungserfolg mit Lesekompetenz zusammen. Pädagogen dürften zudem nicht annehmen, dass sozial schwache Schüler nicht zu herausragenden Leistungen fähig seien.

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