Zurück zu den Wurzeln

Normalerweise sind es Fusionen, die die Fantasie der Anleger anregt und Aktienkurse steigen lässt. Im Fall DaimlerChrysler ist das aber vollkommen anders: Nichts wünschen sich die meisten Aktionäre sehnlicher, als die Scheidung zwischen dem schwäbischen Autobauer aus Stuttgart und dem amerikanischen Autokonzern aus Detroit.

1999 hatte noch der damalige Konzernchef Jürgen Schrempp die Übernahme als "Hochzeit im Himmel" bezeichnet. Das Schlagwort von der "Welt AG" machte schnell die Runde. Doch nach den kurzen Flitterwochen - im ersten Jahr schrieb der Konzern noch zehn Milliarden Euro Gewinn - blieben die hochtrabenden Pläne Luftschlösser, die beide Seiten nicht glücklich machte. Nun kommt es ausgerechnet DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche zu, die Trennung nicht zu einem Rosenkrieg ausarten zu lassen. Zetsche hatte es als Chrysler-Sanierer immerhin kurzzeitig geschafft, den US-Konzern wieder auf Kurs zu bringen. Doch auch er verschlief den Trend, zu spritsparenden Autos für den US-Markt. Nun stehen die PS-starken Spritfresser der Marke Chrysler wieder als Ladenhüter in den Verkaufshallen. Die Manager aus Deutschland konnten den US-Konzern nicht nachhaltig sanieren. Doch Zetsche ist klug genug, den Verkauf nicht übers Knie zu brechen, sondern lässt sich Zeit, Chrysler an den Mann zu bringen. Die Aktionäre können es kaum noch erwarten und ein erster Antrag liegt vor, dass DaimlerChrysler wieder Daimler-Benz heißen soll. Zurück zu den Wurzeln, soll das Erfolgsrezept sein. Doch Vorsicht, wenn Manager auch hier Trends verschlafen, kann sogar dieser Stern sinken. h.waschbuesch@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort