Zwei Liter radioaktives Wasser pro Tag

Tihange · Seit angeblich zehn Jahren läuft aus dem belgischen Atomkraftwerk in Tihange radioaktiv verseuchtes Wasser. Der Betreiber sieht keine Gefahr, Umweltschützer warnen. Erst kürzlich hatte die belgische Regierung beschlossen, die Anlage noch bis 2025 am Netz zu lassen.

Tihange. Zwei Liter radioaktives Wasser täglich treten laut belgischen Medienberichten aus einem Becken des Kernkraftwerks Tihange in Belgien. In dem Stahlbetonbecken, das rund 1500 Kubikmeter Wasser fassen soll, werden benutzte Kernbrennelemente gekühlt.
Seit zehn Jahren soll das Leck bestehen. Angeblich hat die belgische Atomaufsicht den Betreiber des Kraftwerks, den Energiekonzern Electrabel, bereits 2006 darauf hingewiesen, dass radioaktiv verseuchtes Wasser auf das Gelände des seit 1975 bestehenden Atomkraftwerkes austrete. Laut Medienberichten habe Electrabel die undichte Stelle damals ausfindig machen wollen, doch bis heute sei dies nicht geschehen.
Die belgische Atomaufsicht sieht durch das austretende Wasser kein größeres Risiko. Das Wasser werde aufgefangen und dekontaminiert, teilte die Atomaufsicht mit. Es bestehe keine Notwendigkeit, das Becken mit einem Stahlmantel zu umhüllen. Auch der Betreiber sieht keine Gefahr durch das auslaufende Wasser. Umweltschützer sprechen jedoch von einem nicht zu akzeptierenden Risiko. Sie befürchten, dass es zu weiteren Rissen in dem Becken kommen kann. Vor allem kritisieren sie die Nichtinformation der Öffentlichkeit über den Zwischenfall. Tihange liegt rund 140 Kilometer von Prüm entfernt. Die Anlage ist eine von zwei noch in Betrieb befindlichen Atomkraftwerken in Belgien.
Ursprünglich sollte Tihange 2015 vom Netz genommen werden. Erst vergangene Woche beschloss die belgische Regierung, das Kraftwerk noch bis 2025 laufen zu lassen. Der Betreiber wurde verpflichtet, die Sicherheit der Anlage zu erhöhen.
Bei dem Stresstest, dem alle Kernkraftwerke in Europa im vergangenen Jahr unterzogen wurden, kam heraus, dass unter anderem der Hochwasserschutz in Tihange mangelhaft ist. Im Februar kam es zu einem Störfall. Eine Gruppe von Heizstäben des Druckhalters war außer Funktion. Der Druckhalter ist wichtig, um etwa bei einer Reaktorschnellabschaltung den Reaktor beherrschbar zu halten. wie

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