Zwiespältig

Wenn ein deutsches Unternehmen in einem Marktsegment an die Weltspitze vorstößt, ist das zunächst sehr begrüßenswert. So sichert sich der Düsseldorfer Eon-Konzern durch die Übernahme des spanischen Versorgers Endesa seine Zukunftsfähigkeit, denn er erschließt sich dadurch neue Märkte in Europa und Lateinamerika.

Mittelfristig wird sich das positiv auf den Erhalt von Arbeitsplätzen auch hier zu Lande auswirken. Die glänzenden Perspektiven des Energieriesen lassen schließlich die Herzen der Aktienbesitzer höher schlagen. Bereits kurz nach der Verkündung des Deals ist der Kurs der Eon-Papiere kräftig gestiegen. Im Zeitalter der Globalisierung sind solche Fusionen schon zur Normalität geworden, und doch lohnt sich in diesem Fall ein näheres Hinsehen. Denn es stellt sich die Frage, woher Eon das Geld für das 29,1-Milliarden-Euro-Geschäft nimmt. Wer darüber nachdenkt, wird unweigerlich bei seinem eigenen Geldbeutel landen. Die Gewinne des Konzerns sprudeln nämlich unter anderem deshalb so kräftig, weil er seine Markt beherrschende Stellung als Nummer eins in Europa ausnutzt und den Strom- und Gaskunden schamlos in die Tasche greift. Die Gleichung "Mehr Wettbewerb = sinkende Preise" funktioniert im Energiesektor schon lange nicht mehr. Sehr zum Leidwesen der Bürger, die die Zeche in Form überteuerter Rechnungen zahlen müssen. Wenn Eon nun zu einem Weltmarktführer aufsteigt, wird es mit dem dringend benötigten fairen Wettbewerb erst recht nicht mehr weit her sein. Damit steht zu befürchten, dass sich die Preisspirale weiter zum Nachteil der Verbraucher entwickeln wird. Letztlich hinterlässt die anfangs so ausgesprochen positive Meldung der Mega-Fusion deshalb zweispältige Gefühle. f.giarra@volksfreund.de

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