Zwischen Journalisten und Heringen

Trier · Kurz bevor Umweltminister Peter Altmaier (CDU) am Mittwoch gegen 22.45 Uhr in der Trierer Arena eine Portion Heringe bekommt, fällt während eines Interviews mit Volksfreund-Redakteuren die Entscheidung: Der deutsche Umweltminister und der deutsche Wirtschaftsminister einigen sich telefonisch doch noch auf ein gemeinsames Konzept für eine Strompreisbremse.

 Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU). TV-Foto: friedemann vetter

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU). TV-Foto: friedemann vetter

Trier. "Das zeichnen Sie jetzt aber nicht auf", sagt Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) mit einem kurzen, prüfenden Blick auf die ihn umringenden Journalisten und schließt dann wieder die Augen, um sich auf das Telefonat mit seinem Staatssekretär Jürgen Becker zu konzentrieren. Auf dem mächtigen Ministerkopf haben sich Schweißperlen gebildet. Interessiert verfolgen die Journalisten, wie Altmaier zwischen einer routiniert flammenden Rede zur Energiewende und den unvermeidlichen Heringsfilets gegen 22.30 Uhr während eines Interviews beim politischen Aschermittwoch der CDU in der Trierer Arena Bundespolitik macht. Es geht dabei um nichts Geringeres als die Höhe des Strompreises, den 80 Millionen Deutsche zahlen sollen. Anderthalb Fragen können die Interviewer stellen, ehe Altmaiers Smartphone erneut klingelt. "Das ist er", sagt er. Das ist Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), den Altmaier mit seinem Konzept zur Strompreisbremse überrumpelt hatte.
Woraufhin es Streit gab und ein eigenes Konzept aus dem Wirtschaftsministerium - Zündstoff in der schwarz-gelben Koalition.
Die Einigung auf ein gemeinsames Konzept erfolgt im Nebenraum der Trierer Turnhalle. Denn dorthin zieht sich Altmaier zurück. Bei diesem Gespräch will er die Journalisten offenbar doch lieber nicht dabeihaben.
Ehe sie die Antworten auf ihre Fragen haben und der Minister gegen 22.45 Uhr nach einem langen, stressigen Tag endlich seine mutmaßlich zweite Portion Heringe bekommt (er war vorher schon beim Aschermittwoch der saarländischen CDU), gibt es allerdings noch genügend Gelegenheiten, Altmaier beim Telefonieren zuzuhören. Er gibt Rösler, der nochmals anruft, grünes Licht, dass er auch ohne ihn im Fernsehen von der Einigung berichten darf. Nein, ein gemeinsames Interview können sie nicht geben, da Altmaier ja erst mal von Saarbrücken wieder in die Hauptstadt fliegen muss, wo dann gleich die Strompreisdebatte der Bund-Länder-Gruppe ansteht. Seinen Pressesprecher instruiert er, wann die Medien zu informieren sind. Um 1.24 Uhr in der Nacht zum Donnerstag verbreitet die Deutsche Presseagentur die erste Meldung: "Altmaier und Rösler einig bei Strompreissicherung".
Und dann wendet Altmaier sich wieder den Journalisten zu und spricht über die Energiewende, die einer Herzoperation während eines Marathonlaufs gleiche. Ein Marathon, bei dem Altmaier, der an diesem Abend nicht müde wird, über seinen Körperumfang zu spaßen, anderen (wie Rösler) offenbar immer eine Länge voraus sein will.

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