Zynische Sprüche

Das Klagelied vom deutschen Hochlohnland gehört inzwischen zu den Volksweisen: Arbeit, so der Refrain, muss billiger werden. Weit weniger bekannt ist das, wovon viele Kraftfahrer und Wachmänner, Putzfrauen und Friseurinnen ein Lied singen können: Die Löhne in vielen Jobs sind so niedrig, dass man davon selbst bei bescheidenen Ansprüchen kaum leben kann.

Der oft geforderte Niedriglohnsektor ist längst Realität. Bei allem Verständnis für die notwendigen Reformen des Arbeitsmarkts: Es ist zynisch, Menschen, die mit sechs Euro Stundenlohn eine Familie ernähren, aufzufordern, den Gürtel enger zu schnallen. Wenn - und dafür gibt es gute Gründe - die Löhne im unteren Einkommensbereich weiter gesenkt werden sollen, müssen die Betroffenen anderweitig unterstützt werden. Selbst, wenn das bürokratisch ist, selbst, wenn das Geld kostet. Auch die Mittel für Qualifizierungen zu streichen, ist der falsche Weg - sind sie doch oft die einzige Perspektive, aus dem Niedriglohnsektor herauszukommen. Nur eine Politik, die das beachtet, kann zurecht das Hohelied auf die Soziale Marktwirtschaft singen. i.kreutz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort