Klimaschutz Beim Heizen und Lüften fängt es an: Zehn einfache Tipps, um die Welt zu retten

Trier · Wer zu Hause das Klima schützen will, sollte beim Heizen anfangen. Denn dabei entsteht in Haushalten mehr als die Hälfte des CO2. Nebenbei kann man so richtig viel Geld sparen.

 Ein Griff, der sich lohnt: Wer über den Thermostat einer Heizung die gewünschte Raumtemperatur reduziert, spart Geld und CO 2 .

Ein Griff, der sich lohnt: Wer über den Thermostat einer Heizung die gewünschte Raumtemperatur reduziert, spart Geld und CO 2 .

Foto: dpa/Ole Spata

Der Frühling ist zwar da, doch die Kälte ist zurück. Und so geht die Heizsaison einfach weiter. Das Bundesumweltministerium empfiehlt allen, die etwas fürs Klima tun wollen, beim Heizen anzufangen. Denn dabei entsteht mit 53 Prozent der allergrößte Teil des Kohlendioxids, den ein Mensch zu Hause produziert. Mieter und Hausbesitzer, die hier etwas verbessern, sparen nicht nicht nur viel Geld (siehe Extra), sie ersparen dem Planeten auch jede Menge klimaschädliches CO2. Hier zehn leicht umzusetzende Tipps der Verbraucherzentrale:

1. Kleiner Dreh am Thermostat: Jedes Grad weniger senkt den Energieverbrauch um etwa sechs Prozent. Der Thermostat dient übrigens dazu, die Wunschtemperatur einzustellen – auf einer Skala bis 5. Üblicherweise werden laut Verbraucherzentrale (VZ) auf Stufe 3 etwa 20 Grad Celsius erreicht, zwischen den Stufen ergeben sich je drei bis vier Grad Unterschied. Eine gemütliche Wärme erziele man schon mit Stufe 3. Im Schlafzimmer reichen oft auch 18 Grad, in weniger genutzten Räumen 16 Grad. „Wichtig ist, dass gerade kühlere Räume gut belüftet werden und Türen zu wärmeren Räumen geschlossen sind“, rät die VZ. Sonst kann sich an kälteren Stellen Feuchtigkeit niederschlagen und Schimmel entstehen.

Zum Aufheizen sollte ein Thermostat also nicht auf die höchste Stufe, sondern immer auf die gewünschte Temperatur eingestellt werden. Der Thermostat öffnet automatisch die Leitung so lange, bis die Wunschtemperatur erreicht ist. Wenn es nicht warm genug wird, habe das dann meist andere Gründe: etwa undichte Fenster und Türen oder fehlende Wärmedämmung.

2. Gluckern nicht erwünscht: Wenn die Heizkörper nicht richtig warm werden und Gluckergeräusche zu hören sind, ist eventuell Luft im System. So wird mehr Energie benötigt, um einen Raum zu heizen. Abhilfe schaffe die schnelle und einfache Entlüftung, nach der ein Heizkörper wieder komplett mit Wasser gefüllt ist. Mit einem Entlüfterschlüssel kann laut VZ jeder ganz einfach selbst die Luft aus dem heißen Heizkörper rauslassen.

„Sowohl vor als auch nach einer Entlüftung sollte der Druck im Heizungssystem geprüft und gegebenenfalls Wasser nachgefüllt werden“, rät die VZ. In einem Mehrfamilienhaus mit Zentralheizung sei dafür eine Rücksprache mit dem Hausmeister oder der Hausverwaltung nötig. Erstreckt sich die Wohnung über mehrere Etagen, ist es sinnvoll, zuerst die unteren Heizkörper zu entlüften und zum Schluss die obersten. So geht’s: Vor dem Öffnen des Entlüftungsventils einen kleinen Behälter darunter stellen, um Wasser aufzufangen und Lappen bereitlegen. Thermostat vollständig aufdrehen (meist Stufe 5), Heizkörper warm werden lassen. Dann kurz das Entlüftungsventil öffnen, bis die Luft entwichen ist und nur noch heißes Wasser herauskommt. Danach das Ventil wieder fest schließen.

3. Heizkörper freihalten: Wenn Heizungen hinter Vorhängen versteckt oder mit Möbeln zugestellt sind, wird das Zimmer nicht so gut und gleichmäßig warm, wie es möglich wäre. „Die einfache Regel lautet, dass jeder Heizkörper gut zu sehen ist und die Raumluft ihn ungehindert umströmen kann.“ Ein Sofa solle mindestens 30 Zentimeter Abstand haben. Vorhänge sollten nicht bodenlang sein, sondern oberhalb der Heizkörper enden. Von Heizkörperverkleidungen zur Verschönerung des Raumes sei gänzlich abzuraten.

4. Nicht da, nicht warm: Wenn keiner da ist, muss es auch nicht so warm sein. Eine Möglichkeit ist, alle Heizungen herunterzudrehen, wenn man das Haus verlässt. Auf Dauer deutlich einfacher ist es, programmierbare Thermostate zu montieren. Die eignen sich den Experten zufolge vor allem für Haushalte mit regelmäßigen Abläufen: Wenn alle in der Schule sind und arbeiten, bleibt die Wohnung kühler. Kurz bevor die ersten nach Hause kommen, wird wieder geheizt, bis die eingestellte Temperatur erreicht ist. So  kann auch das Bad pünktlich fürs Duschen vorgewärmt werden. Eine regelmäßige Abkühlung um vier Grad während der Arbeitszeit und nachts könne die Heizkosten um bis zu zehn Prozent verringern. Für die Umrüstung muss nur der Thermostatkopf ausgetauscht werden. Auch Mieter können das laut VZ selbst machen.

5. Heizungsanlage richtig einstellen:  Hier wartet oft riesiges Sparpotenzial. Denn Einstellungen werden laut VZ oft nicht mehr verändert, wenn die Heizung einmal in Betrieb genommen wurde. Im Extremfall befinde sich die Kesselsteuerung sogar noch in der Werkseinstellung und wurde nie auf das Gebäude angepasst. Zehn bis 15 Prozent Energieeinsparung seien ohne Investitionen möglich.

Das größte Sparpotenzial liegt in einer auf den Nutzer zugeschnittene Zeitsteuerung. Meist können Zeiten programmiert werden. Viele Hausbesitzer kennen die Nachtabsenkung. Aber auch eine Tagabsenkung macht bei längerer Abwesenheit Sinn. Mit einem Wochenprogramm lässt sich ein persönliches Heizprofil zusammenstellen. Gar nicht zu heizen, sei dagegen nicht ratsam. „Die Innenwände kühlen zu stark ab und das Schimmelrisiko wächst“.

Wird das warme Wasser im Haushalt über den Kessel erzeugt, lassen sich viele Anlagen im Sommer auf einen reinen Warmwasserbetrieb umstellen. Dabei nicht vergessen, die Uhr im Heizungsregler auf Winter- und Sommerzeit anzupassen – sofern dies nicht bereits automatisch geschieht.

6. Heizungskörpernischen dämmen: Besonders in Gebäuden aus den 1960er und 70er Jahren sind Heizkörpernischen in Außenwänden laut VZ sehr häufig anzutreffen und noch nicht gedämmt. Durch die geringere Wandstärke und die hohe Temperatur auf der Wandinnenseite sei der Wärmeverlust sehr hoch. „Jährlich gehen hier pro Quadratmeter Heizkörpernische bis zu 15 Euro Heizwärme verloren. Deshalb kann schon mit geringen Dämmstärken einiges an Heizkosten gespart werden“, sagen die Experten.

Soll der Heizkörper bleiben, wo er ist, so ist nicht viel Platz. Die VZ empfiehlt, mit Hochleistungsdämmstoffen wie Polyurethanplatten oder Aerogelmatten zu arbeiten. Hierbei sei es sehr wichtig, dass die Dämmung an allen Seiten luftdicht mit der Wand verbunden wird. Da dies nicht immer funktioniert, bestehe ein erhöhtes Schimmelrisiko. Zudem sei es gut, wenn auf der Dämmung Aluminium angebracht ist: Das reflektiert die Wärmestrahlung zum Raum hin. Die Kosten liegen bei 50 bis 80 Euro pro Quadratmeter. Noch besser sei es, den Heizkörper zu versetzen und die Nische mit einem mineralischen Dämmstoff auszufüllen oder auszumauern. Wenn die Fassade eh in absehbarer Zeit erneuert wird, könnte es auch sinnvoll sein, statt der Nischen die Außenwand zu dämmen.

7. Heizungsrohre dämmen: Befinden sich ungedämmte Heizungsrohre im kalten Keller oder auf dem zugigen Speicher, geben sie die Wärme ab. Sie sollten isoliert werden.

In Eigenleistung macht sich die Investition laut Verbraucherzentrale bereits in weniger als einem Jahr bezahlt: Jeder Meter Rohr spart jährlich bis zu 14 Euro. Es gibt vorgefertigte Dämmschalen oder -schläuche, die einfach um die Rohre gelegt und verklebt werden. Die Dämmung sollte etwa dieselbe Dicke haben, wie die Rohre und sie sollte  möglichst lückenlos erfolgen. Geeignete Materialien gibt es in jedem Baumarkt schon zwischen drei und zehn Euro pro Meter.

Etwas teurer wird es, einen Fachbetrieb zu beauftragen. „Vorteil hierbei ist, dass dieser auch die benötigten Formstücke für Ventile und Pumpen besorgen kann. Auch über diese Elemente geht Energie verloren“, sagen die Energieberater. Das gilt übrigens auch für die Warmwasserrohre im Haus, wenn es einen zentralen Speicher im Keller gibt. „Wenn Sie Mieter sind und es in Ihrem unbeheizten Keller ungedämmte Heizungsrohre gibt, sollten Sie Ihren Vermieter darauf hinweisen. Er ist zur nachträglichen Dämmung verpflichtet“, rät die Verbraucherzentrale.

8. Fenster und Türen abdichten: Undichte Fenster oder Türen sorgen für unangenehme Zugluft und Wärmeverluste. Ein einfaches Mittel, um die Dichtheit zu prüfen: Klemmen Sie ein Blatt Papier zwischen Fensterrahmen und Fensterflügel ein. Falls sich das Papier bei geschlossenem Fenster nicht herausziehen lässt, ist es dicht genug. Wiederholen Sie den Papiertest an mehreren Stellen.

Bei Fenstern reicht es meistens schon, die Dichtprofile zu erneuern oder die Fensterflügel zu justieren. Bei Haustüren mit offenem Türschlitz kann nachträglich ein Dichtprofil, ein sogenannter Kältefeind, eingebaut werden.

9. Rollladenkästen dämmen: Ungedämmte Rollladenkästen sind bei vielen Häusern ein Schwachpunkt, da sie nur sehr dünne Wände haben und nie ganz winddicht schließen. „In vielen Fällen ist eine Dämmung mit geringem handwerklichen Aufwand möglich“, sagen die Verbraucherschützer. Die Eigenleistung lohne sich: Jeder Quadratmeter bringe bis zu zehn Euro Einsparung pro Jahr. Hinzu kommen Einsparungen durch Abdichtungsmaßnahmen.

Möglich ist dies mit einem für den jeweiligen Kasten individuellen Formteil oder einer flexiblen Dämmplatte, die in den Kasten eingepasst und fixiert wird. Besser ist laut VZ jedoch die Verwendung von Hochleistungsdämmplatten aus Polyurethan oder Phenolharz. Sie müssen passgenau zugeschnitten und eingebaut werden. Die Kosten betragen je nach Material und Dämmstärke zwischen 15 und 30 Euro pro Quadratmeter.

Zusätzlich sollten Gurtdurchführung und Rollladenspalt mit einer Bürstendichtung versehen werden, um Zuglufterscheinungen zu vermindern. Hierfür sind Kosten von zehn bis 15 Euro pro Rollladenkasten einzuplanen. „Mieter sollten vorher Rücksprache mit ihrem Vermieter halten“, rät die VZ.

10. Richtiges Lüften ist gar nicht schwierig und spart Energie. Die wichtigste Regel lautet in der Heizperiode: Mehrfach täglich stoßlüften, nicht dauerhaft kipplüften. So wird die Luft schnell ausgetauscht, ohne dass die Wände innen auskühlen. Sind die Fenster wieder geschlossen, muss die Heizung danach nur die frische Luft erwärmen, nicht die massiven Bauteile. Das geht viel schneller und braucht deutlich weniger Energie. Noch schneller und sparsamer geht der Luftaustausch mit Durchzug.

Wenn die Fenster geöffnet sind, die Heizkörper abdrehen! Moderne, digitale Thermostate machen das bei offenem Fenster übrigens automatisch.

An folgenden Standorten kann man sich in der Region kostenfrei, unabhängig und persönlich von Ingenieuren und Architekten der Verbraucherzentrale beraten lassen: Trier, Saarburg, Wittlich, Bitburg, Prüm, Gerolstein, Daun,  Bernkastel-Kues, Morbach und Traben-Trarbach. Weitere Infos unter www.verbraucherzentrale-rlp.de

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