Zu teuer Experten: Azubis im Land sollen Nahverkehr kostenlos nutzen

Trier/Mainz · Ticketpreise sind für Schüler und Auszubildende zu teuer, kritisiert der rheinland-pfälzische Jugendring. Kammern in der Region erhoffen sich Vergünstigungen wie in Hessen.

 Symbolfoto

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Foto: dpa/Arne Dedert

Wenn Auszubildende mit Bus und Bahn zu ihrem Arbeitsplatz pendeln müssen, drohen ihnen in der Region hohe Kosten. Azubis und Schüler ab der 11. Klasse müssen für ein Monatsticket zwischen 43 Euro und 178,50 Euro berappen, zeigt eine Auflistung auf der Internetseite des Verkehrsverbundes Region Trier (VRT). Das sei eine riesige Belastung für junge Menschen, kritisiert der Landesjugendring. „Azubis, die nur wenige Hundert Euro im Monat verdienen, können nicht von zu Hause ausziehen und sind abhängig von der Unterstützung reicher Eltern, weil hohe Fahrtkosten einen Großteil ihres Lohns verschlingen. Das ist ungerecht und schreckt viele junge Menschen von einer Ausbildung ab“, kritisiert Nadya Konrad, bildungspolitische Referentin des Dachvereins. Der Verein fordert von der rot-gelb-grünen Landesregierung, dass alle Azubis, Schüler und Freiwilligendienstleistende kostenlos mit Bus und Bahn fahren dürfen.

Konrad sieht in Gratis-Tickets eine Chance, den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Alleine in der Region Trier meldet die Handwerkskammer (HWK) 634 Stellen, die zum Beginn des Ausbildungsjahres am 1. August noch unbesetzt sind. Sebastian Klipp, Sprecher der Industrie- und Handelskammer Trier, kritisiert: „Im Vergleich zu unseren Nachbarbundesländern sind die Tickets in Rheinland-Pfalz teurer. Das ist ein Standortnachteil.“ Laut HWK-Geschäftsführer Carl-Ludwig Centner gibt es zwar Betriebe, die freiwillig die Fahrtkosten von Azubis übernehmen oder Autos für Auszubildende leasen. „Bei zu hohen Fahrtkosten droht häufig ein Abbruch der Lehre“, sagt er. In Luxemburg fahren unter 20-Jährige bereits umsonst, im kommenden Jahr soll der Nahverkehr für alle gratis sein. Für Rheinland-Pfalz fordert Centner ein 365-Euro-Ticket wie in Hessen, bei dem Azubis und Schüler im Schnitt für einen Euro pro Tag mit Bus und Bahn fahren dürfen. Hessen öffnet das Angebot ab 2020 auch für Senioren. 

Das Verkehrsministerium in Rheinland-Pfalz lehnt ein Hessenticket ab, das es mit Mehrkosten von 60 Millionen Euro berechnet. Das Land setze auf einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

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