Quarks-Moderatorin, Influencerin, Wissenschaftlerin Mai Thi Nguyen-Kim spricht in Trier - „Sind YouTuber die besseren Lehrer?“ (Video-Interview)

Trier · Wissenschaftlerin, YouTube-Star, Journalistin: Mai Thi Nguyen-Kim schwört in der Basilika darauf ein, Schüler im Internet nicht alleine zu lassen – und enthüllt, was sie mit Trier verbindet.

YouTube-Star Mai Thi Nguyen-Kim antwortet in der Trierer Basilika auf die Frage, ob YouTuber die besseren Lehrer sind.

YouTube-Star Mai Thi Nguyen-Kim antwortet in der Trierer Basilika auf die Frage, ob YouTuber die besseren Lehrer sind.

Foto: Katja Bernardy

Aufgetaucht auf Bildschirmen und in Bestsellerlisten ist eine erfolgreiche Wissenschaftlerin – Mai Thi Nguyen-Kim. Die promovierte Chemikerin redet bei YouTube über Handystrahlung, Kokosöl oder Pharmaverschwörung, moderiert die Sendung Quarks, ist mehrfach ausgezeichnete Wissenschaftsjournalistin und hat einen Bestseller geschrieben. Während des Neujahrsempfangs in der Basilika gab die 32-Jährige Antworten auf die provokante Frage: „Sind YouTuber die besseren Lehrer? – Wie das Internet Bildung verändert“

Für Trierer ist es mittlerweile gewöhnlich, wenn in der zweiten Jahreshälfte eine Einladung zum Neujahrsempfang  im Briefkasten liegt. Denn seit zwanzig Jahren

heißt der Evangelische Kirchenkreis Trier (EKT) das neue Schuljahr an seinem Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in der Basilika willkommen - immer mit prominenten Gästen zum Thema Bildung. Nguyen-Kim plauderte los, erzählte, warum sie bis heute für Chemie brennt, Fakten ihr roter Faden sind und sie ihr Wissen mit vielen Menschen teilt: „Für mich ist es nicht nur wichtig, im Labor zu stehen, sondern darüber zu sprechen.“

Vor Bildschirmen hängen ihr regelmäßig Hunderttausende an den Lippen, in der Basilika von Gesicht zu Gesicht rund 500 Gäste – darunter zahlreiche Pädagogen, Politiker, viele junge Leute wie Jan-Jakob (19) aus Saarbrücken – und  ihre Schwiegerfamilie. Denn der Mann der prominenten Wissenschaftlerin, Matthias Leiendecker, ist Trierer, 2005 Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium,  Chemiestudium in Mainz, Promotion. Beide haben sich während des Studiums in Mainz kennengelernt und erwarten ihr erstes Kind.

Sind YouTuber nun die besseren Lehrer? Nguyen-Kim holt aus, kontert mit Fakten gegen Verschwörungstheorien und falsche Informationen. Sie zeigt auf, wie sich die Welt mit dem Internet verändert hat: Bildung passiere ständig, jeder sei heute Sender, oder könne es sein.

Sie gibt eine eindeutige Antwort auf die ihr häufig gestellte Frage: „YouTuber sind keine Lehrer.“ Es fehle die Ausbildung, und anders als Lehrer stünden YouTuber nicht jeden Tag persönlich vor einer Klasse. Aber YouTube beeinflusse die Schule. Schulen brauchen laut Nguyen-Kim keine bessere Ausstattung, die Schüler hätten Smartphones und Tablets, und technisch könne man ihnen nichts mehr beibringen. Lehrer müssten Medienkompetenz vermitteln:  Wo bekomme ich Infos her? Wo gibt es Abhängigkeiten? Stimmt das, was die YouTuber sagen? „Kriege werden nicht nur mit Waffen geführt, auch mit Informationen“, sagte Nguyen-Kim. Fehlinformationen könnten über Leben oder Tod entscheiden – sie nannte Beispiele. Etwa werde im Internet für eine Wunderlösung geworben, die Krankheiten von Aids über Autismus bis Fußpilz heilen solle. Dahinter stecke ein Bleichmittel. „Je mehr Zugang zu Infos, desto besser müssen wir gebildet sein“, gab die Wissenschaftlerin den Zuhörern mit auf den Weg.

Die Chemie zwischen Publikum und Referentin stimmte: Darauf ließ der Applaus am Ende des Vortrags schließen. Wie viele ihrer Fans ließ auch Chemiestudent Jan-Jakob das Buch „Komisch, alles chemisch“ von der Autorin an diesem Abend höchstpersönlich signieren.  Nguyen-Kim-Videos schaut er sich immer wieder an. Sie erkläre einfach, aber trotzdem tiefgründig. Lehrer klapperten oftmals alles aus dem Lehrbuch ab. Obwohl der angehende Chemiker findet, dass YouTuber oftmals bessere Erklärer seien, möchte er nicht auf Lehrer verzichten. „Es kommt auf ein gutes Zusammenspiel an“, meinte Jan-Jakob.

Vor dem Vortrag hatten Superintendent Jörg Weber, der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier und Kirchenrat Rainer Pauschert die Gäste begrüßt. Martin Bambauer hatte den Abend mit einem Spiel an der Orgel eingeleitet.

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