Siebenfache Wimbledon-Siegerin „Man hat sie nicht umsonst die Gräfin genannt“ – Steffi Graf wird 50

Berlin · Sie hat sieben Mal auf dem Heiligen Rasen von Wimbledon triumphiert, 107 Turniersiege gefeiert, 22 Grand-Slam-Titel geholt. Sie war 377 Wochen die Nummer eins im Damen-Tennis und stand bei Olympia auf der obersten Stufe. Am Freitag wird Steffi Graf 50 Jahre alt.

„Man hat sie nicht umsonst die Gräfin genannt“ – Steffi Graf wird 50
Foto: dpa/Patrick Kovarik

Fräulein Vorhand, Tennis-Ikone, Sport-Botschafterin. Siebenmalige Wimbledonsiegerin, 22 Triumphe bei Grand-Slam-Turnieren, 377 Wochen die Nummer eins der Welt. Stefanie Maria Graf, seit jeher und von jedem nur Steffi genannt, verzauberte in den 1980er- und 90er-Jahren die (Tennis-)Welt. Um einen der größten Sport-Stars des Landes zu würdigen, scheint kein Superlativ zu hochgegriffen.

„Man hat sie ja nicht umsonst die Gräfin genannt, weil sie einfach einmalig ist. So eine Spielerin werden wir wahrscheinlich nie wieder haben“, sagt Boris Becker. „Steffi ist eine absolute Weltklassespielerin gewesen, eine der größten im Tennis überhaupt“, sagt Ex-Profi Tommy Haas. „Ja. Sie ist unvergleichbar“, meint ihr ehemaliger Trainer Klaus Hofsäss in der „Sport Bild“.

Am Freitag wird Graf 50 Jahre alt. Doch während ihr männliches Tennis-Legenden-Pendant Becker wahlweise als Fernseh-Experte oder Herren-Chef im nationalen Verband omnipräsent ist und wegen seines Privatlebens regelmäßig für Schlagzeilen sorgt, lebt Graf mit ihrem Mann Andre Agassi und den Kindern Jaden Gil (17) und Jaz Elle (15) zurückgezogen und weitgehend unbehelligt in Las Vegas in den USA.

Interviews gibt sie nur ganz selten, öffentliche Auftritte für Sponsoren oder ihre Stiftung „Children for Tomorrow“ sind rar. Zuletzt erzählte Graf Anfang des Jahres Reportern der australischen Zeitung „Herald Sun“, dass ihre Kinder nicht mitfliegen konnten, weil sie zur Schule gehen mussten. Der „Gala“ verriet sie einmal, dass sie mutiger sei als ihr Mann, wenn es darum ginge, mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug zu springen. Der „Bild am Sonntag“ sagte sie vor einem Jahr, dass sie sich „nie“ mit ihrem Mann streite. Ansonsten aber gewährt sie auch dem Boulevard kaum Einblicke in ihr Leben.

Das als Tennisspielerin Steffi Graf endete im August 1999 bei einem Turnier in San Diego. Zuvor hatte sie in jenem Jahr bei den French Open in Paris den letzten ihrer 22 Grand-Slam-Titel geholt, mit einem 4:6, 7:5, 6:2 gegen die Schweizerin Martina Hingis in einem der denkwürdigsten Endspiele der Geschichte, zum Sieg getrieben von einem außergewöhnlich fanatischen Pariser Publikum. Später sprach Graf einmal von der „wundervollsten Erinnerung meiner Karriere“.

Während ihrer einzigartigen Laufbahn gewann sie 107 Turniere. Neben den sieben Wimbledon-Trophäen stehen noch sechs French-Open-, fünf US-Open- und vier Australian-Open-Pokale in ihrer Vitrine. Die Statistiken der Damen-Organisation WTA listen 902 Siege und 115 Niederlagen im Einzel und ein Karriere-Preisgeld von 21,9 Millionen Dollar auf. 1988 krönte sich die Gräfin mit dem Golden Slam, als sie alle vier großen Turniere gewann und bei Olympia in Seoul Gold holte.

Sie war Sportlerin des Jahres, ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande und Mitglied in der Hall of Fame des deutschen Sports. Sie musste aber auch persönliche Tiefschläge einstecken wie das Steuerverfahren gegen ihren Vater Peter Graf. Doch darüber, wie sie ihren runden Geburtstag feiert, wie sie lebt und wie ihr Alltag heute aussieht, sprach sie zuletzt nicht öffentlich.

Dafür sprachen und sprechen andere über sie: von Boris Becker bis Otto Waalkes. Die „Bild“-Zeitung würdigt „Deutschlands Größte“ mit einer täglichen Serie, die mit einem Brief von Wimbledonsiegerin Angelique Kerber in der „Bild am Sonntag“ eröffnet wurde. Das „Tennis Magazin“ druckte unter der Überschrift „Echte Schätze“ auf acht Seiten bislang unveröffentlichte Fotos aus Grafs Leben ab.

„Dein Kämpferherz und deine Stärke, auch aussichtslose Matches zu drehen, haben mich früh geprägt und mir gezeigt, was alles möglich ist, wenn man nie den Glauben an sich verliert“, schrieb Kerber. „Steffi ist das gelungen, was nur wenigen gelingt: ein sanfter Übergang aus einer erfolgreichen Sportlerlaufbahn in ein glückliches Privatleben. Und ich glaube sagen zu dürfen: Einfach ist das nicht“, schrieb der Komiker Otto Waalkes (70) am Donnerstag. In dessen Film „Otto - der Außerfriesische“ spielte Graf 1989 eine Gastrolle.

Der 51 Jahre alte Becker gratulierte vergangene Woche am Rande der French Open. „Glückwunsch von meiner Seite, es tut ein bisschen weh, 50 zu werden, aber man kommt drüber“, sagte der dreimalige Wimbledonsieger. Nur diesen einen Wunsch, den wird ihm Graf wohl nicht erfüllen. „Es würde mich freuen, wenn sie häufiger bei Grand Slams wäre“, sagte Becker. „Aber sie lebt ihr eigenes Leben.“

(dpa)
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