Fans vor dem Stadion Polizeieinsatz vor Champions-League-Finale: Schockierende Szenen vor dem Stade de France

Schwere Organisationspannen überschatten das Champions League-Finale in Paris. Die Polizei setzt sogar gegen Kinder Tränengas ein.

 Polizei und Fußballfans am Stade de France vor Beginn des Fußballspiels.

Polizei und Fußballfans am Stade de France vor Beginn des Fußballspiels.

Foto: AP/Christophe Ena

Die Videos des französischen Sportreporters Bruno Constant dauern jeweils nur wenige Sekunden, doch sie zeigen das ganze Chaos vor dem Stade de France. Vor dem Anpfiff des Champions League-Finales zwischen Real Madrid und dem FC Liverpool am Samstagabend sind englische Fans zu sehen, die den meterhohen Zaun vor dem Stadion zu überwinden. Auf anderen Bildern sprühen französische Polizisten friedlichen Anhängern des FC Liverpool, die mit ihren Tickets bereits die Eingangssperre passiert haben, Tränengas ins Gesicht. „Knapp an einer Katastrophe vorbei geschrammt“, schreibt Constant zu dem Gedränge vor den Stadiongittern, das leicht zu einer Massenpanik hätte werden können. Der Anpfiff des Endspiels musste wegen der schockierenden Szenen um 36 Minuten verschoben werden.

Probleme bei Öffnung der Stadiontore?

Der Fußballverband UEFA begründete das auf dem Stadionbildschirm mit der „verspäteten Ankunft der Fans“. Augenzeugen berichteten allerdings, dass viele Fußballbegeisterte schon zweieinhalb Stunden vor Anpfiff am Stade de France in Saint-Denis im Norden von Paris eintrafen und zunehmend wütend auf Einlass warteten. „Fuck you, französische Regierung“, brüllte einer von ihnen. Ein Augenzeuge sagte der Zeitung „Le Monde“, dass die Fans bereits am Ausgang des Bahnhofs falsch geleitet wurden. Danach habe es zusätzlich noch Probleme bei der Öffnung der Stadiontore gegeben. Als die Menge nach vorne drängte, wurde sie von der Polizei zurückgetrieben. „Sogar alte Leute und Kinder wurden gegen die Absperrungen gedrückt und mit Tränengas besprüht.“

Als das Match um 21 Uhr angepfiffen werden sollte, standen noch tausende Anhänger von Liverpool in ihren roten T-Shirts vor den Eingängen. Die Ränge der „Reds“ waren selbst bei Beginn des Spiels um 21.36 Uhr noch teilweise leer. Rund 60.000 Fans des Vereins von Jürgen Klopp waren angereist, obwohl es nur 20.000 Karten für sie gab. Verkäufer gefälschter Tickets versuchten, vor den Stadiontoren noch ein Geschäft zu machen. Laut Polizeipräfektur blockierten tausende Anhänger der „Reds“ mit gefälschten Karten die für sie bestimmten Eingänge und verursachten so das Gedränge.

Videos zeigen allerdings auch Probleme an anderen Stellen. Die französische Box-Olympiasiegerin Estelle Mossely schimpfte auf Twitter, dass sie eine Stunde vor ihrem Eingang blockiert war. „Das ist ein Skandal, was am Stade de France passiert.“ Die Polizei nahm 68 Menschen fest und zählte 238 Verletzte.

Gary Lineker: „Das ist chaotisch, gefährlich“

Der ehemalige englische Stürmer Gary Lineker zeigte sich schockiert. Er könne sich nur schwer vorstellen, dass ein Finale noch schlechter organisiert sein könne, schrieb er auf Twitter. „Das ist chaotisch, gefährlich“. Jeder erinnert sich noch an die Anschläge vom 13. November 2015 in Paris, als Attentäter beim Spiel Deutschland-Frankreich versuchten, ins Stade de France zu gelangen und sich dann vor den Stadiontoren in die Luft sprengten. Das Champions League-Finale sollte ursprünglich im russischen Sankt Petersburg stattfinden, wurden wegen des Ukraine-Kriegs dann aber in die französische Hauptstadt verlegt.

Die Szenen werfen auch die Frage auf, ob Paris für die Austragung der Olympischen Spiele 2024 gerüstet ist. Am Samstag bestreikten mehrere Gewerkschaften die Linie der Vorortbahn RER, die zum Stade de France führt. Im Streikaufruf riefen die Organisatoren dazu auf, das Finale "stark zu beeinträchtigen".

Die UEFA will die Ereignisse nun zusammen mit den französischen Behörden und dem französischen Fußballverband untersuchen. Auch Liverpool, das das Endspiel 0:1 verlor, forderte eine Untersuchung. „Das ist das größte Match des europäischen Fußballs und die Fans sollten nicht diese Art von Szene erleben, die wir an diesem Abend sehen konnten“, erklärte der Club. Für die Fans ohne Tickets hatten Paris und Saint-Denis zwei große Bereiche für Public Viewing eingerichtet. Dort verfolgten fast 30.000 Zuschauer das Spiel ohne größere Probleme.

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