Kampf gegen Virus Landesärztekammer-Chef: Kein vorschnelles Impfen von Kindern, aber Corona-Impfpflicht für bestimmte Berufe

Trier/Mainz · Kinder impfen - ja oder nein? - Der Trierer Günther Matheis warnt die Politik davor, sich gegen die Stiko-Empfehlung zu stellen, die bei 12- bis 17 Jährigen aus guten Gründen vorsichtig sei. Für wen sich der Mediziner eine Corona-Impfpflicht vorstellen kann – und warum.

Rheinland-Pfalz: Ärztekammer-Chef gegen schnelles Impfen von Kindern
Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Der rheinland-pfälzische Ärztekammer-Chef Günther Matheis fordert auf Dauer mehr Druck bei einer Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. Vorschnelle generelle Impfungen für Kinder und Jugendliche lehnt der Trierer dagegen ab, weil es dazu bislang an klaren wissenschaftlichen Erkenntnissen fehle.

Die Gesundheitsminister beraten heute über einen Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums, 12- bis 17-Jährigen in allen Bundesländern ein Impfangebot zu machen. Brisant: Die Ständige Impfkommission (Stiko) beharrt darauf, Kinder und Jugendliche nur impfen zu lassen, wenn sie eine Vorerkrankung haben.

Matheis sagt, es bringe „gar nichts, die Stiko unter Druck zu setzen oder schlecht zu reden“. Er rät, so lange abzuwarten, bis Studienergebnisse aus den USA vorliegen. Das Mainzer Stiko-Mitglied Fred Zepp hatte im Gespräch mit unserer Zeitung damit gerechnet, dass dies noch einige Tage dauern könne. Laut den in den USA durch die Gesundheitsbehörden veröffentlichten Daten treten in einem unter 20 000 Impfungen bei jungen Männern Herzmuskelentzündungen auf, sagte Zepp nach bisherigen Erkenntnissen und begründete damit auch die abwartende Haltung der Stiko.

Landesärztekammer-Chef Matheis appelliert gegenüber volksfreund.de daran, so lange mit generellen Impfungen für 12- bis 17-Jährige zu warten, bis die Stiko zu einer neuen Empfehlung komme. „Das Problem bei der stagnierenden Impfquote sind nicht die Kinder. Das Problem sind die Erwachsenen, die sich nicht mehr impfen lassen, unabhängig davon, ob sie nachlässig oder Impfverweigerer sind.“ Matheis macht klar: Bevor ein voreiliges Impfangebot für 12- bis 17-Jährige gemacht werde, sollen sich laut Matheis zuerst Berufsgruppen wie Lehrer und Erzieher flächendeckend schützen lassen, die mit Kindern arbeiteten und sich „problemlos impfen lassen können, um die Herdenimmunität schneller zu erreichen“.

Steige die Impfquote nicht spürbar, müsse auch eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen auf den Tisch kommen regt der Trierer an. Dabei denke er an Mitarbeiter des Gesundheitswesens, die sich um kranke, gebrechliche Menschen kümmerten, aber auch an Lehrer und Erzieher, die täglich mit ungeimpften Kindern und Jugendlichen arbeiteten. „Wenn nichts mehr hilft, müssen wir unter Umständen über eine Impfpflicht für bestimmte Gruppen nachdenken“, sagt Matheis.

Verständnis für Impfkritiker habe er nicht. „Der Wohlstand, den wir in unserem Land erreicht haben, ist zu einem großen Teil auf Impfungen zurückzuführen. Damit haben wir schon Krankheiten wie Kinderlähmung oder Diphterie eingedämmt“, sagt der Trierer und rheinland-pfälzische Ärztekammer-Chef.

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