Auch in Eifel und Hunsrück nachgewiesen Wegen Krebsgefahr: Umweltgift wird weltweit verboten

Trier · Jahrzehntelang haben Militärs auf Flugplätzen in der Region Chemikalien im Löschschaum verwendet. Jetzt ist klar: Diese Substanzen sind im Wasser und bedrohen Menschen und Tiere. Die Gefahr ist zwar erkannt – aber noch lange nicht gebannt.

 Von der Airbase Spangdahlem sickern noch immer krebserregende Stoffe in die Umwelt.

Von der Airbase Spangdahlem sickern noch immer krebserregende Stoffe in die Umwelt.

Foto: TV/Adrian Froschauer

Die Region Trier bietet eines der besten Beispiele dafür, warum Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) nie wieder zum Einsatz kommen sollten. Chemikalien, die nun weltweit verboten werden. Hinter diesen Zungenbrechern verbergen sich krebserregende Stoffe aus der Gruppe der perfluorierten Tenside (PFT). Von den Flugplätzen Bitburg und Spangdahlem, aber auch Büchel, Hahn oder Ramstein gelangten sie über Jahrzehnte mit Löschschaum in die Umwelt, sickerten mehr als 100 Meter tief ins Grundwasser, gefährden mancherorts das Trinkwasser, machten Angelteiche unbrauchbar und Gewerbegrundstücke unverkäuflich.

Wie das Problem gelöst werden soll, weiß noch immer niemand so genau. Nur eines steht fest: Es dürfte teuer werden.

Gemäß dem Stockholmer Übereinkommen zum weltweiten Umgang mit schwer abbaubaren Chemikalien werden die beiden gefährlichen Substanzen ab 2020 weltweit verboten, ebenso wie das Pflanzenschutzmittel Dicofol.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze sagt dazu: „Gefahren von Chemikalien können wir nur weltweit begegnen“ PFOS, PFOA seien in Deutschland schon lange nur noch in wenigen Bereichen erlaubt oder bereits verboten. „Wir hätten uns daher einen noch rascheren weltweiten Ausstieg vorstellen können“, sagt Schulze, die eine neue Ära im internationalen Chemikalienmanagement fordert. Die Folgen des Chemikalieneinsatzes müssten von Anfang mitgedacht werden.

Grund zum Jubeln haben Umweltschützer dennoch nicht: Bei PFOA und PFOS wird es für gewisse Anwendungen Übergangsfristen bis 2025 geben. So darf PFOA weiter für Feuerlöschschäume, Textilien für den Arbeits- und Gesundheitsschutz, medizinische Textilien und Membranen einiger Industrieverfahren, implantierbare medizinische Geräte, Filmbeschichtungen und zur Halbleiterherstellung genutzt werden. Diese Beschränkungen galten bereits für die EU und Deutschland. Neu ist laut Umweltministerium, dass nun bis 2025 der Ausstieg erfolgen muss.

PFOS darf nur noch in Feuerlöschschäumen und bei der Hartverchromung so verwendet werden, dass der Stoff nicht in die Umwelt gelangen kann. Er muss ebenfalls bis spätestens 2025 ersetzt sein.

Perfluorierte Tenside sind gefährlich, weil sie extrem schwer abbaubar sind und sich so anreichern – in Gewässern, Böden, Tieren, Pflanzen und auch im menschlichen Körper. Menschen nehmen die Stoffe über Nahrung, Luft, Staub oder das Trinkwasser auf, sodass deren Konzentration im Blut steigt. Laut Umweltministerium ist das schädlich für die Fortpflanzung und lebertoxisch. US-Forscher haben 69 000 Menschen befragt, die PFT-belastetes Trinkwasser getrunken hatten. Sie wiesen nach, dass es einen Zusammenhang zwischen der PFT-Konzentration des Blutes und diversen Krankheiten gibt: Erhöhte Blutfettwerte, Herzprobleme, Schilddrüsenerkrankungen, Dickdarmentzündungen, Hodenkrebs, Nierenkrebs,  verzögerte Pubertät.

„Die Probleme beim Einsatz von PFOA und PFOS werden im Umkreis von Flughäfen mit großen Feuerlöschanlagen besonders augenfällig. Boden und Grundwasser sind dort häufig durch diese Chemikalien verschmutzt und bedürfen umfangreicher und kostspieliger Sanierungen“, schreibt das Umweltministerium. Aussagen, die hervorragend beschreiben, womit die Südeifel zu kämpfen hat.

Von einer Sanierung ist man dort allerdings weit entfernt. Für die Airbase Spangdahlem wurde noch gar keine Lösung gefunden. Am Gewerbegebiet Bitburger Flugplatz sollen nach langem Verkaufsstopp nun wieder Grundstücke veräußert werden. Gebaut werden darf allerdings erst, nachdem das Erdreich abgebaggert wurde. Da es deutschlandweit kaum geeignete Deponien gibt, sollen die Altlasten auf dem Flugplatz endgelagert werden. Eine Lösung, die Umweltschützer nicht zufriedenstellt.

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