Trier/Mainz Gas-Krise in der Wirtschaft: „Wir können das schaffen!“

Trier/Mainz · Wie können Betriebe mehr Energie sparen? In der Region läuft die Suche nach Potenzialen auf Hochtouren. Unternehmer-Präsident Heger ist im TV-Interview „einigermaßen optimistisch“.

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Der Druck auf die Wirtschaft wächst: Elf der 2500 größten Energieabnehmer Deutschlands haben ihren Standort in der Region Trier. Und von 160 Großunternehmen bei uns gelten 90 in der dritten Stufe des Notfallplans Gas als „nicht schützenswert“.

Heißt: Im schlimmsten Fall wird ihnen der Gashahn zugedreht. „Die Lage ist ernst und alle Betriebe arbeiten mit Hochdruck daran herauszufinden, wo und wie sie Strom und Gas einsparen können“, sagt Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. 

Vor allem die energieintensiven Branchen wie Metallverarbeitung und Nahrungsmittelherstellung mit den Molkereien und Getränkeproduzenten brauchen viel Gas: Allein die Molkerei Arla in Pronsfeld (Eifelkreis Bitburg-Prüm) benötigt zur Milchverarbeitung jährlich rund 400 Gigawattstunden Energie, so viel wie eine Großstadt mit 200.000 Haushalten.

Vor wenigen Tagen haben sich die EU-Länder darauf geeinigt, auf freiwilliger Basis ihren Energieverbrauch um 15 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren zu senken. Das ändert allerdings nichts daran, dass es im Falle eines endgültigen Lieferstopps von Gas aus Russland auch zu Produktionsausfällen kommen könnte. „Jetzt sind alle gefordert, besser heute als morgen ihren Anteil zu leisten: Verbraucher, Kommunen und Betriebe. Jeder muss mitmachen!“, fordert Glockauer. „Lieber ein ein Grad kälteres Badezimmer und einen sicheren Arbeitsplatz als umgekehrt.“

Von der Politik und Verwaltung fordert die Wirtschaft vor allem „nicht nur schlankere, sondern andere Prozesse. Wir können uns unsere Luxusbürokratie nicht mehr leisten“, wetterte Peter Adrian, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) dieser Tage beim Sommerfest der Trierer IHK. Konkret fordern die Unternehmen Rechtssicherheit und schnelle, unkomplizierte Genehmigungsverfahren. „Wer heute von Gas auf Öl umsteigen will, muss durch aufwendige Genehmigungsverfahren, sonst begeht er laut Bundesimissionsschutzgesetz eine Straftat“, sagt Glockauer. Und wer seine Raumtemperatur im Betrieb einfach senke, gerate in Konflikt mit der Arbeitsstättenverordnung. Dennoch ist er überzeugt: „Es wird eng, alle Ziele zu erreichen. Doch wenn alle mitmachen, können wir es schaffen.“

Auch der Präsident der Landesvereinigung der Unternehmerverbände in Rheinland-Pfalz, Johannes Heger, zeigt sich einigermaßen optimistisch. „Wir können eingreifen, weil wir uns gerade früh genug mit den Maßnahmen auseinandersetzen“, sagte er im TV-Interview. Heger warnt allerdings vor stark steigenden Preisen für die Verbraucher. „Wir haben keine andere Möglichkeit, als die teuren Strom- und Gaspreise an den Endkunden weiterzugeben.“ Der dadurch drohende Absatzrückgang sei auch eine große Gefahr für die Wirtschaft.

Künftig sollen auch Gasimporteure die höheren Beschaffungskosten zu 90 Prozent auf ihre Kunden umlegen dürfen. Die Heizkosten könnten sich damit verdreifachen. Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat indes 600.000 Euro zur Stärkung der Energie- und Schuldnerberatung bei der Verbraucherzentrale angekündigt.

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