Weinversteigerung Bernkasteler Ring: 1100 Euro für eine Flasche Riesling

Trier · Markus Molitor hat auf dem Bernkasteler Ring erneut das Spitzengebot für einen seiner Weine bekommen und damit den Rekord von vergangenem Jahr gesprengt.

 Der Hammer von Auktionator Wolfgang Beiss für das Spitzengebot des Tages fällt bei 1100 Euro.

Der Hammer von Auktionator Wolfgang Beiss für das Spitzengebot des Tages fällt bei 1100 Euro.

Foto: Jan Söfjer

Das Highlight kam gleich zu Anfang. Der fünfte Wein, der versteigert und den rund 100 Gästen ausgeschenkt wurde, war der Bernkasteler Doctor vom Weingut Markus Molitor, eine trockene Riesling-Auslese mit weißer Kapsel von 2017, die mit 100 Punkten bei Parker bewertet wurde, einem der wichtigsten Weinbewertungssysteme. 150 Flaschen standen zur Auktion. Startgebot pro Flasche: 250 Euro – das höchste von allen. Schon beim Bernkasteler Ring im vergangenen Jahr hatte die gleiche Riesling-Auslese vom Vorjahr mit 1000 Euro pro Flasche das höchste Gebot des Tages erzielt.

Markus Molitor bekommt auf dem Bernkasteler Ring erneut das Spitzengebot für einen seiner Weine
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Markus Molitor bekommt auf dem Bernkasteler Ring erneut das Spitzengebot für einen seiner Weine

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Foto: TV/Jan Söfjer

Die meisten Weine hatten kein höheres Startgebot als 20 Euro und wurden in 10-Cent-Schritten hochgeboten. Beim Bernkasteler Doctor waren es 50-Euro-Schritte. Auktionator Wolfgang Beiss zählt daher sehr schnell hoch im IHK-Tageszentrum, in wenigen Sekunden bis 1000 Euro. Applaus von den Gästen. „Ich zähle weiter auf 1050“, sagt ­Beiss. Dann beginnen die vier Kommissionäre miteinander zu verhandeln. Nur sie dürfen bieten. Sie vertreten alle Bieter. Jeder Kommissionär mit seinem eigenen Kundenstamm möchte den Zuschlag bekommen, doch je höher er bietet, desto mehr Kunden verliert er, die eine Obergrenze angegeben haben. Und vielleicht braucht er für seine Kunden nur 20 von 150 Flaschen.

Wenn das Bieten Ernst wird, sprechen sich die Kommissionäre ab. Wer braucht wie viel? Wer kann wem wie viele Flaschen abgeben? Sie bieten gegeneinander, aber handeln miteinander. Manchmal fehlen nur ein paar Flaschen. Dann gehen sie nach vorne zum Winzer und fragen, ob er noch ein paar Flaschen übrig hat. Beim Bernkasteler Doktor sind sie sich noch nicht einig. Beiss geht nun in 10-Euro-Schritten höher. 1060, 1070. Pause. „Höre ich mehr?“ Kommissionär Elmar Bergweiler bietet 1100 Euro. Beiss fragt Markus Molitor, ob er das Gebot annimmt. Ja. „1100 zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten.“ Der Hammer fällt.

Auch hier haben die Kommissionäre einen Deal gemacht. Joachim Ress erhält 21 Flaschen. Er wird unterstützt von seiner Tochter Viktoria Ress. Die Weine auf den Weinauktionen probiert er im Vorfeld, schickt Notizen an seine Kunden. Die sagen ihm, was sie kaufen möchten. Aber man kann auch direkt vor Ort zu ihm gehen. Das würden aber eher die Neulinge machen. Der 70-jährige Wein-Groß- und Exporthändler Ress ist seit 1971 Kommissionär. „Der Ring hat sich über die Jahrzehnte sehr positiv verändert“, sagt er. „Und die Weinqualität ist sehr viel besser geworden.“ Über den Erfolg des Weingutes Molitor sagt er, es sei weltweit gut aufgestellt und betreibe sehr intensives Marketing.

Mit dem Bernkasteler Doctor von 2017 in fruchtsüß (goldene Kapsel) hat Molitor noch einen zweiten 100 Parker-Punkte-Wein in der Auktion. Dieser bringt 440 Euro die Flasche. Sein dritter Wein in der Auktion ist die Riesling Spätlese Zeltinger Sonnenuhr von 2017 mit 96 Parker Punkten. Sie bringt 77 Euro die Flasche. Die höchsten Preise des Tages bekommen sonst Trockenbeerenauslesen der Weingüter Dr. Pauly-Bergweiler, Philipps-Eckstein und Richard Richter mit 440 bis 500 Euro.

Der 1. Vorsitzende des Rings, Martin Kerpen, und die neue Geschäftsführerin Julia Weckbecker sind sehr zufrieden mit der Auktion, dem hervorragenden Jahrgang und dem internationalen Publikum aus etwa China, Spanien und Dänemark. Seit 120 Jahren gibt es nun den Ring, 35 Weingüter sind Mitglied. Holzfassbauer Markus Eder aus Bad Dürkheim ist hier, um zu verstehen, wie er seine Weinfässer besser bauen kann. Viele Gäste genießen nur die Möglichkeit, hochklassige Weine probieren zu können. Der Eintritt kostet nur 30 Euro. Ob man ein Ticket bekommt, ist aber eine andere Frage.

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