Getränke „Wir können viel mehr als Pils“

Bitburg · Mit ihrem jüngsten Produkt  hat die Bitburger Braugruppe in der Branche und bei den Verbrauchern für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Das glutenfreie Bitburger Helles Lagerbier (der TV berichtete) ist für viele Biertrinker eine Überraschung und vor allem für jene Konsumenten ein willkommenes Getränk, die aus gesundheitlichen Gründen auf Gluten verzichten müssen oder wollen.

 Axel Dahm, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe, stellt das neue glutenfreie Bitburger vor.

Axel Dahm, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe, stellt das neue glutenfreie Bitburger vor.

Foto: Bitburger Braugruppe/Bitburger

„Wir finden, dass diese Verbraucher trotzdem die Möglichkeit haben sollen, ein Bitburger zu genießen“, sagt Axel Dahm, Sprecher der Geschäftsführung der Bitburger Braugruppe. Und der Bit-Chef gibt auch gleich die Einstellung des Getränkekonzern mit. „Wir können viel mehr als Pils!“ Somit dürfte das glutenfreie Bier, das in einem speziellen Verfahren hergestellt wird und von der Deutschen Zöliakie Gesellschaft lizenziert wurde, nicht die einzige Überraschung aus Bitburg bleiben. Die Spezialisierung gehört zur Zukunftsausrichtung des Familienunternehmens aus der Eifel. Der deutsche Biermarkt steht seit Jahren unter Druck. Im vergangenen Jahr haben die Brauereien in Deutschland so wenig Bier verkauft wie seit Jahren nicht mehr. Mit einem Absatz von 9,22 Milliarden Litern wurde laut Statistischem Bundesamt der bisherige Minusrekord aus dem Jahr 2017 (9,35 Milliarden Liter) unterboten.

In der Branche sei man sich bewusst, dass auch der Absatzrückgang weiter anhalten werde. Von einem bis anderthalb Prozent Minus im Jahr gehen die Experten aus. Für die Braugruppe ist das auch ein Grund, nicht so sehr auf die Absatzentwicklung zu schauen. „Für uns zählt die Umsatzentwicklung“, erklärt Dahm. Die Braugruppe hat 2019 mit einem leichten Umsatzminus von 0,7 Prozentpunkten (792 Millionen Euro/der TV berichtete) abgeschlossen.

Mit seinem Ziel, Bier eine größere Werthaltigkeit zurückzugeben, ist Axel Dahm nach seiner Einschätzung auf einem guten Weg. Demnach hat die Bitburger im vergangenen Jahr für die Kiste Pils, 20 x 0,5 Liter, im Durchschnitt einen Verkaufspreis von 11,82 Euro erzielt. Wobei die Brauereien keinen Einfluss darauf haben, zu welchem Preis der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) Bier letztendlich verkauft. „Wir stellen aber fest, dass wertigere Biere im Absatz stabiler sind als billigere“, sagt der Biermanager. „Doch das ist ein Marathonlauf. Wir werden die Trendwende nicht dieses Jahr und auch nicht im kommenden Jahr schaffen. Das ist ein langer, nachhaltiger Prozess.“

Dabei hilft sicher auch die Forcierung anderer Bier-ähnlicher Produkte. „Die Verbraucher wissen, dass wir ein hervorragendes Bier brauen können, doch wir können noch viel mehr“, kündigte der Manager an. Derzeit testet Bitburger in drei Bundesländern den neuen Bitburger Apfel Cider. In Zusamenarbeit mit der Kelterei Heil im Taunus kommt das Apfelwein-Mischgetränk in den Handel. Dahm outet sich als Fan des neuen Bitburger-Getränks. „Was einen Cider so interessant macht, ist, dass das Getränk wie Bier sowohl in der Gastronomie als auch im Handel einen ähnlichen Platz hat.“

Diese Spezialisierung bringe zunächst oft nicht die große Menge, doch man müsse sehen, wie sich ein Segment entwickle. „Vor Jahren hat auch niemand in der Branche gedacht, wie wichtig das 0,0%-Bier wird“, sagt Dahm. Zudem zeigten die Neuentwicklungen und Spezialitäten auch, was die Gruppe alles könne. „Das bringt auch Reputation.“ Und wenn der Verbraucher etwas nachfrage, werde man auch prüfen, ob diese Entwicklung zur Marke passe. Der Cider sei dafür ein Beispiel.

Im vergangenen Jahr hat die Braugruppe bereits mit anderen Einführungen Erfolg gehabt. Vor allem neue Produkte wie Benediktiner Hell, Köstritzer Kirsche und Bitburger Winterbock hätten sich besser als erwartet entwickelt. „Wir glauben an die Kategorie Bier. Gerade die sehr positive Entwicklung unserer Neuheiten zeigt, dass das Interesse an dem Segment seitens der Verbraucher unverändert hoch ist“, sagt Axel Dahm.

Im kommenden November und Dezember erfährt das Bitburger Winterbock-Bier dann eine Neuauflage. „Die Nachfrage im vergangenen Jahr war so groß, dass wir nachbrauen mussten, und es war immer noch zu wenig“, erzählt Dahm von dem Engpass und verspricht für dieses Jahr größere Mengen.

Die neuen Produkte der Brauereigruppe werden in der eigenen Versuchsbrauerei in Bitburg entwickelt. Brau-Chef Stefan Meyna und der Leiter der Versuchsbrauerei, Stefan Hanke, haben etwa an dem glutenfreien Bitburger anderthalb Jahre lang getüftelt, bevor das Bier in den Handel kommt. „Bei uns geht ein neues Produkt erst dann raus, wenn wir alle damit zufrieden sind und sehen, das passt zu unserer Marke“, erklärt Meyna. Zahlreiche Brauversuche sind manchmal notwendig, und mancher Ansatz wird auch wieder verworfen. Ein neues Produkt braucht oft ein Jahr Entwicklungszeit.

Beim neuen Triple Hop’d Lager war dies nicht notwendig. Das Lager bringt Bitburger gemeinsam mit den US-amerikanischen Craftbier-Pionieren Sierra Nevada in den Handel. Zwei Braumeister der befreundeten Brauerei waren Ende vergangenen Jahres in Bitburg und haben das Craftbier gemeinsam mit Meyna und Kollegen gebraut.

Bereits im letzten Sommer wurde in den USA ein gemeinsames Festbier für den amerikanischen Markt bei Sierra Nevada gebraut. Das Craftbier gibt es allerdings nur in Kleinstmenge, etwa 4000 Liter sind für den deutschen Markt bestimmt, 8000 Liter für die USA. In Deutschland ist das Bier ab Ende März in einigen ­Gastronomieobjekten vom Fass und exklusiv bei Rewe sowie übers Internet zu beziehen.

Das Gemeinschaftsbier ist das erste Craftbier, das unter dem Bitburger-Label in den Handel kommt. Bisher wurden Craftbiere ausschließlich von der Bit-Tochter Craftwerk Brewing auf den Markt gebracht.

Der Export war im vergangenen Jahr leicht rückläufig. Etwa sechs Prozent gingen im vergangenen Jahr auf das gesamte Auslandsgeschäft. In den USA, mit etwa zehn Prozent Exportanteil wichtigster Markt, plant die Bitburger eine Kooperation mit einem bekannten amerikanischen Brauer. Eine allgemeine Prognose zum Auslandsgeschäft für dieses Jahr mag Axel Dahm angesichts der Umstände (Coronavirus) nicht abgeben. „Wir wissen nicht wie sich die Geschäfte in den wichtigen Märkten in China, Asien oder Italien entwickeln.“

Außerhalb des Getränkesegments geht die Gruppe dieses Jahr ein anderes Ziel an. Die Bitburger werden als erste Braugruppe Deutschlands ihre gesamten Produkte CO2-neutral herstellen. Technik-Geschäftsführer Jan Niewodniczanski: „Das ist ein wichtiger Zwischenschritt, aber längst nicht das Ende unserer Anstrengungen in diesem Bereich.“

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