Finanzen Rüstzeug für künftige Steuerzahler

Trier · Schwerpunkt Steuern im TV: Finanzverwaltung sucht frühen Kontakt zu Schülern. Ein Beispiel aus Trier.

 Warum sind Steuern wichtig: Selina Kahn und Jan Schuler (rechts) vom Finanzamt Trier erklären der 9. Klassenstufe am Trierer Angela-Merici-Gymnasium und Schulleiter Mario Zeck, dass auf vielen Käufen von Waren und Dienstleistungen Steuern zu entrichten sind.

Warum sind Steuern wichtig: Selina Kahn und Jan Schuler (rechts) vom Finanzamt Trier erklären der 9. Klassenstufe am Trierer Angela-Merici-Gymnasium und Schulleiter Mario Zeck, dass auf vielen Käufen von Waren und Dienstleistungen Steuern zu entrichten sind.

Foto: Sabine Schwadorf

Wenn die Neuntklässlerinnen vom Trierer Angela-Merici-Gymnasium (AMG)  nun im Schnellrestaurant die Frage beantworten sollen, ob sie ihren Hamburger vor Ort essen oder ihn lieber mitnehmen wollen, dann wissen sie inzwischen, warum die Kassiererin dies fragt. Denn auf beiden Dienstleistungen bestehen unterschiedliche Umsatzsteuersätze, der niedrigere von sieben Prozent für außer Haus, so wie etwa auch beim Pizzaservice, und den höheren von 19 Prozent auf den Restaurationsumsatz im Lokal.

Warum das so ist und was dies den Schülerinnen sagen soll, erklärt Jan Schuler, zuständig für das landesweite Projekt „Schule und Wirtschaft“ der Finanzverwaltung Rheinland-Pfalz beim Finanzamt in Trier. „Jeder Bürger muss diese Steuer bezahlen, unabhängig von Alter und Vermögen. Und sie gilt auf sämtliche Dienstleistungen und Einkäufe, also auch, wenn Ihr Euch draußen im Café einen Kaffee zum Mitnehmen bestellt“, sagt er.

Schuler ist 25 Jahre alt und gehört zu den Nachwuchskräften in der Finanzverwaltung, die den Kontakt zu jungen Leuten sucht und ein größeres Verständnis für das Steuersystem in Deutschland wecken möchten.

Zugleich erfahren die AMG-Schülerinnen von ihm und seiner Kollegin Selina Kahn einiges über die Ausbildungsmöglichkeiten in der Finanzverwaltung. Allein in der Trierer Behörde sind derzeit 61 Auszubildende beschäftigt, ein Drittel davon mit dem Abschluss Mittlerer Reife und zwei Drittel mit Abitur.

Das Unterrichtsmodell des Landesamts für Steuern richtet sich dabei an die Klassen 9 bis 12 an Realschulen und Gymnasien. Ziel ist es, Schülern anhand des Projekts und Beispielen aus dem Alltag den Sinn von Steuern, das Steuersystem und die verschiedenen Steuerarten zu erklären. „Wir wollen mit gängigen Vorurteilen aufräumen und den Steuerzahlern von morgen schon heute den Zweck von Steuern erläutern“, sagt Finanzamtssprecherin Julia Köster. Hierbei stehe weniger das Fachwissen im Vordergrund als vielmehr die Botschaft: „Steuern zahlen macht Sinn – ohne Steuern kein Gemeinwesen zum Wohle aller“. Wie das Projekt aufgebaut ist, ist von Schule zu Schule unterschiedlich – vom Workshop in Kleingruppen bis zum Basisvortrag ist einiges möglich.

Das Finanzamt Trier (440 Mitarbeiter) ist bereits seit sieben Jahren in den Schulen der Region unterwegs und hat allein in den vergangenen vier Jahren knapp 1500 Schüler an 18 Schulen erreicht. „Ihr seid die Steuerzahler von morgen“, sagt Schuler. Das höre sich zwar ziemlich trocken an, „doch was wäre, wenn es von heute auf morgen keine Steuern mehr gäbe?“, fragt er in die Runde der etwa 90 Schülerinnen.

Angesichts von mehr als 30 verschiedenen Steuerarten in Deutschland könnte man durchaus davon ausgehen, dass einige davon überflüssig sind, „dabei gehen Steuern bis in die Antike zurück, als bereits gegen die Gabe von Nahrung, Tieren und Ernteerträgen Sicherheit und Sozialleistungen erkauft wurden“. Und nichts anderes geschehe heute: Ob soziale Sicherheit gegen Krankheit oder Arbeitslosigkeit, innere Sicherheit durch Polizei und äußere Sicherheit durch die Bundeswehr, die Einrichtung und Ausstattung von Kindertagesstätten, Schulen und Universitäten – „ihr alle nutzt zahlreiche durch Steuern finanzierte Einrichtungen und dazu die allgemeine Infrastruktur wie Straßen, Bahnen und Schwimmbäder“, sagt Schuler.

Etwas, das den Schülerinnen so nicht bewusst ist. Lehrerin Melitta Wallenborn, zuständig für Berufsorientierung, freut sich darüber, dass das Finanzamt ein Stück Wirtschaft in der Praxis vermittelt und den Kontakt zu den Schulen sucht: „Natürlich gibt es Vorurteile gegenüber Behörden. Um so froher bin ich, dass man versucht, die Hemmschwellen abzubauen und offener auf die Bürger zugeht“, sagt sie. Schließlich werde es jeder – früher oder später – mit dem Finanzamt zu tun bekommen.

Infos und Anmeldung für Schulen bei Projektleiter Jan Schuler, E-Mail v-stelle.21@fa-tr.fin-rlp.de

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