Arbeitsmarkt Gefragte Experten für IT und Pflege

Trier · Seit drei Jahren erleichtern Welcome Center im Land Fachkräften aus dem Ausland den Berufseinstieg.

 Selbst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will nun mehr ausländische Fachkräfte für die Pflege gewinnen. Im Land gibt es bereits seit drei Jahren spezielle Anlaufstellen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Selbst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will nun mehr ausländische Fachkräfte für die Pflege gewinnen. Im Land gibt es bereits seit drei Jahren spezielle Anlaufstellen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Seit Jahren gehört der Fachkräftemangel zu den größten Konjunkturrisiken der Betriebe. Auch in Rheinland-Pfalz und damit in der Region Trier haben die letzten Konjunkturuntersuchungen der Industrie- und Handelskammern gezeigt: Der Fachkräftemangel bedroht die Geschäfte der Unternehmen.

Ob eine höhere Ausbildungsquote, mehr Frauen zurück in den Job bringen oder Langzeitarbeitslose qualifizieren: Firmen wie Verantwortliche suchen immer wieder nach neuen Ideen, die rund 4800 offenen Stellen allein auf dem Arbeitsmarkt in Eifel, Hunsrück und an der Mosel zu besetzen.

„Fachkräftesicherung ist ein großes Puzzle. Dabei sehen wir ausländische Fachkräfte als ein besonders großes Puzzlestück an“, sagt Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Vor gut drei Jahren war er es auch, der die Idee der Welcome Center als Anlaufstelle zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte ins Leben rief. „Damals waren wir von der Einreise Tausender Flüchtlinge noch weit entfernt, und der Begriff Willkommenskultur war ganz anders besetzt. Es ging vor allem darum, ohne ein Einwanderungsgesetz qualifizierte Zuwanderung auf den Arbeitsmarkt zu beschleunigen“, sagt der Kammerchef. In den ersten Monaten der vermehrten Flüchtlingseinreise konnten deshalb auch gerade die Welcome Center in Rheinland-Pfalz wertvolle Arbeit zur Vermittlung erster Migranten in den Arbeitsmarkt leisten.

Beratung, Netzwerkarbeit zwischen Kammern sowie Arbeitsagentur, aber auch die Integration durch die Anerkennung ausländischer Abschlüsse und die Vermittlung von Kinderbetreuung infolge der Berufstätigkeit des Ehepartners: Die Arbeit der Welcome Center hat viele verschiedene Facetten.

 Inzwischen hat jede der vier IHKs in Rheinland-Pfalz eine solche Anlaufstelle. Mit genau 1094 Kontakten in drei Jahren im gesamten Land (siehe Info), sowohl durch ausländische Arbeitnehmer wie heimische Betriebe, sind die Welcome Center als Initiative der IHK-Landesarbeitsgemeinschaft und der Landesregierung gerade für kleine und mittlere Unternehmen eine Hilfe bei der Einstellung ausländischer Fachkräfte.

Ein Beispiel: Als Marco Becker vor gut drei Jahren seine studentische Hilfskraft aus der Ukraine in ein reguläres Beschäftigungverhältnis übernehmen wollte, haben sich beide Parteien an das Wel­come Center gewandt. „Die Herausforderung bestand einerseits darin einzuschätzen, wie das ukrainische Abschlusszeugnis zu bewerten ist, denn es gab nicht, wie in der EU üblich, vergleichbare Abschlüsse“, sagt der Chef des IT-Sicherheits-Dienstleisters „Save it first“ in Trier. Die Spezialisten müssten nämlich nicht nur fachlich fit sein, sondern auch mit Kunden in Deutsch und Englisch in Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz kommunizieren. Dazu zählen vom kleinen Mittelständler bis zum Axel-Springer-Konzern mit 10 000 Bildschirmarbeitsplätzen enorm verschiedenartige Kunden.

Andererseits musste der neue Mitarbeiter alle Formalitäten zur Arbeitsaufnahme auch mit der Heimatbehörde in der Ukraine klären. Hemmnisse, die das Welcome Center in Trier beseitigen half. „Wir müssen uns als Arbeitgeber so attraktiv wie möglich machen“, sagt Becker. Und so war er froh, einen Experten gefunden zu haben, denn in der Branche sind solche IT-Sicherheits-Fachleute so wertvoll wie ein Sechser im Lotto.

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