Handwerk Abschluss noch nicht in Sicht

Trier · Mammutprojekt Bildungszentrum: Abriss verzögert sich – 350 Prüfungen trotz Corona.

Der Abbruch des alten Tagungszentrums der Handwerkskammer Trier schreitet voran. Von der Loebstraße aus sieht man entkernte Gebäude (Foto links), aus dem Büro von Hauptgeschäftsführer Axel Bettendorf (rechtes Bild) erkennt man die Überreste der ehemaligen Veranstaltungsräume.

Foto: Sabine Schwadorf

Mit der ursprünglich großen Eröffnungsfeier und dem Projektabschluss des neuen Bildungszentrums der Handwerkskammer (HWK) Trier zum Tag des Deutschen Handwerks am 19. September wird es nichts werden. Erstens macht die Corona-Pandemie mit seinen Abstandsvorgaben einem Event mit Hunderten Menschen den Garaus. Andererseits ragen immer noch die alten Gerippe des ehemaligen Tagungs- und Bildungszentrums entlang der Trierer Loebstraße in die Luft. „Wir haben eine massive Verzögerung des Abrisses und sehen einem Abschluss realistisch erst im kommenden Jahr entgegen“, sagt Axel Bettendorf, Hauptgeschäftsführer der HWK.

Doch die Aus- und Weiterbildung des regionalen Handwerks liegen mitnichten brach. Schon seit dem vergangenen September sind mit den Tischlern, Friseuren und Zahntechnikern nach und nach alle Gewerke in ihre Werkstätten eingezogen, Lehrer, Ehrenamtler und HWK-Mitarbeiter halten Ausbildung, Meisterkurse und Beratungen ab. Denn das eigentliche Schulungsgebäude auf drei Etagen  mit mehr als 400 Werkstatt- und 200 Unterrichtsplätzen, einige Parkplätze und Außenflächen sind längst in Betrieb.

Die Fläche der Werkstätten liegt mit 10 500 Quadratmetern ein Viertel niedriger als im alten Gebäude. Dafür gibt es inzwischen mit rund 3500 Ausbildungsverhältnissen nur noch mehr als halb so viele wie in den 1980er Jahre (rund 8000). Derzeit liegt die Zahl der neuen Ausbildungsverträge coronabedingt sogar noch elf Prozent unter dem Allzeittief von 2019.

„Wir sind aber guter Hoffnung, dass wir dieses Defizit zumindest bis Ende des Jahres ausgeglichen haben, vielleicht sogar im Plus liegen“, ist Bettendorf optimistisch. „Denn es gibt für jeden Jugendlichen auch die Chance zur ,Last-Minute-Ausbildung’ mit einem späteren Ausbildungsbeginn“, wirbt er. „Immerhin ist das Handwerk bislang relativ schadlos aus der Corona-Krise hervorgegangen.“

Denn auf dem Bau, in Gärten und Außenanlagen sowie in den Werkstätten gab es ausreichend Aufträge. „Und im Bildungszentrum haben wir ohnehin in den Kursen kleinere Gruppen. Außerdem wurden alle Schulungsplätze kontrolliert und coronafest gemacht“, sagt der Hauptgeschäftsführer. So haben die Azubis selbst fahrbare Plexiglasscheiben zur Distanzwahrung gebaut, im KFZ-Bereich gab es Online-Unterricht über Computer aus der Werkstatt mit dem Meister und einer Kamera. Folglich konnten trotz Corona und sechs Wochen Lockdown 350 Gesellen- und Abschlussprüfungen im Bildungszentrum abgeschlossen werden.

Ob das 44 Millionen Euro teure Gesamtprojekt „Bildungszentrum“ so reibungslos abgeschlossen werden wird, ist derzeit noch nicht klar. Immerhin wurden die Pläne dafür bereits 2014 gemacht. Seitdem verzeichnet der Bau Kostensteigerungen von 14 Prozent.

2016 wurde mit dem Bau begonnen, an dem die HWK einen Eigenanteil von 12 Millionen Euro trägt. „Bei uns müssen alle Kosten, Preise, und Forderungen hieb- und stichfest sein“, stellt Bettendorf klar. „Denn erstens werden wir bei so großen Fördersummen durch die öffentliche Hand vom Rechnungshof geprüft werden. Anderersits sind wir auch Treuhänder der Mitgliedsbeiträge unserer Betriebe, die den Bau mitfinanzieren.“

Und weil die Kammer zahlreiche Ehrenamtler mit ihrem Fachwissen in Planung, Kalkulation, Bau und Kontrolle miteinbezogen habe, „haben wir ein gut gemanagtes Bauvorhaben“, so der Kammerchef. Dank der Mehrwertsteuersenkung hofft er zudem für dieses Jahr auf Kostensparungen in immerhin sechsstelliger Höhe. „Wenn wir dann am Ende bei Kostensteigerungen von bis zu fünf Prozent herauskämen, wäre das schon sehr gut.“