Abschwung Regionale Wirtschaft fürchtet schrumpfendes Wachstum

Trier/Mainz/Berlin · Die IHK fordert mehr Gewerbeflächen im Land, um Firmen anzusiedeln und Arbeitsplätze zu schaffen. Unternehmer warnen vor einem starken Abschneiden von Populisten bei der Europawahl.

 Jan Glock­auer (links), Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier

Jan Glock­auer (links), Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier

Foto: Florian Schlecht

Die Wirtschaft in der Region fordert von Bund und Land, sich energischer gegen einen Abschwung zu stemmen. Jan Glock­auer, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier, sagt unserer Zeitung: „Es geht darum, sich auf ein Szenario vorzubereiten, dass sich die heimische Wirtschaft eher in eine abgeschwächte Richtung entwickeln wird als in den vergangenen Jahren.“

Die Politik sei gefordert, weil sie auf die Wirtschaftskrise 2009 mit dem Fall der US-Investmentbank Lehman Brothers nicht vorbereitet gewesen sei. Die Abwrackprämie und Konjunkturpakete, die damals die Flaute abgemildert hätten, seien erst in der Krise entwickelt worden. „Die Politik muss wissen, welche Schublade sie öffnet, wenn es so weit ist“, fordert Glockauer.

Die Bundesregierung hat jüngst ihre Prognose zum Wirtschaftswachstum für 2019 drastisch gesenkt. Sie geht nun davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt –  der Wert aller in einem Jahr produzierten Güter – nur noch um 0,5 statt um ein Prozent steigt. Auch führende Wirtschaftsforscher schraubten ihre Prognosen zurück.

Ein langsameres Wachstum hemmt Unternehmer, sich anzusiedeln und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das betreffe auch Trier, Eifel und Hunsrück, sagt Glockauer: „Für uns gelten die gleichen Parameter wie für Deutschland und Europa, wenn auch in etwas abgeschwächter Form, weil uns die ganz großen Industriebetriebe fehlen. Trotzdem machen wir uns über die Gesamtsituation Gedanken. Die Industrie schwächelt, auch wir in der Region Trier haben beispielsweise Automobilzulieferer, unser Exportgeschäft geht zurück.“

Die Landesvereinigung der Unternehmerverbände (LVU) spricht für die Monate Januar und Februar von um 14 Prozent gesunkenen Auftragseingängen im Vergleich zum Vorjahr. LVU-Präsident Gerhard Braun warnt, dass der weltweit freie Handel durch US-Präsident Donald Trump und China massive Einschränkungen erlebe.

Er mahnt, bei der Europawahl am 26. Mai nicht den Heimatmarkt der EU zu schwächen. „Da treten Parteien an, die spielen mit dem Austritt Deutschlands aus der EU, dem Aus für den Euro und der Auflösung der EU. So viel Unverantwortlichkeit und Geschichtsvergessenheit machen mich als Bürger und Unternehmer fassungslos“, sagt Braun.

Von der Politik fordert die Wirtschaft in der Region eine Unternehmenssteuerreform, um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähiger zu werden. Der Bund müsse auch seine expansive Sozialpolitik überdenken, sagen LVU und die Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU).

Der Trierer IHK-Hauptgeschäftsführer Glockauer moniert, dass es in der Region zu wenige ausgewiesene Gewerbeflächen gebe, um Unternehmen anzusiedeln. In vielen Gebieten fehle nach wie vor die Anbindung an schnelles Internet. Die Arbeitslosigkeit bewegt sich derweil weiter auf einem Rekordtief. In der Region waren im vergangenen Monat 9906 Menschen ohne Job.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort