Nachrüsten bei Dieselautos Sehr teuer und technisch nicht ausgereift

Brüssel · Schlechte Noten für Nachrüstungen bei Dieselautos.

Sehr teuer, technisch nicht ausgereift und für Großserien noch lange nicht geeignet. Dieses Urteil fällt  ein Gutachter, der die Hardware-Nachrüstungen bei Diesel­autos im Auftrag der Bundesregierung unter die Lupe nehmen soll. Sein Gutachten, das er Mitte Februar der Bundesregierung übergeben soll, ist noch unter Verschluss. Doch Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technik (KIT) hat jetzt bei einer hochkarätig besetzten öffentlichen Konferenz seines Instituts für Kolbenmaschinen aus fachlicher Sicht schon einmal grundsätzlich die Katze aus dem Sack gelassen. Der Tenor Kochs: Er hat größte Bedenken, ob die angebotenen Nachrüstlösungen serienreif sind. Es koste je Fahrzeug, das umgerüstet werden soll, mindestens 5000 Euro. Es gebe zahllose technische Herausforderungen bei den angebotenen Prototypen, die noch gelöst werden müssten. Bis die Technik Serienreife habe, werde vermutlich noch mehr als ein Jahr vergehen.

In der immer hitziger geführten Debatte um Fahrverbote fordern Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Umweltlobbyisten wie die DUH vehement, ältere Dieselfahrzeuge mit einem sogenannten SCR-Katalysator auszustatten. Dies sei eine Lösung, um die Stickoxid-Belastung in den Innenstädten in den Griff zu bekommen. Die Autoindustrie und das Bundesverkehrsministerium hatten Hardware-Nachrüstungen immer kritisch gesehen. Die Autoindustrie setzt darauf, mit Software updates die Probleme mit dem überhöhten Stickoxid-Ausstoß in den Griff zu bekommen.

Koch, der in der Szene als unerschütterlicher Anhänger der Diesel-Technologie gilt, widerspricht mit seiner technischen Einschätzung fundamental einem anderen Gutachter aus dem Kreis der Fachleute, die die Bundesregierung beauftragt hat. Georg Wachtmeister von der TU München kommt zu dem Fazit: SCR-Katalysatoren seien „eine sehr effiziente Maßnahme zur Emissionsreduzierung“, schreibt der Spiegel. Deshalb mache sich Wachtmeister dafür stark, diese Technologie zur Nachrüstung von Euro-5-Diesel-Fahrzeugen vorzuschlagen. Laut Wachtmeister betragen die Kosten für die Nachrüstung je Fahrzeug nur 1300 Euro.

Es geht letztlich auch um ein großes Geschäft. Ein deutscher Zulieferer, der bereits bei der Nachrüstung von Dieselfahrzeugen mit Rußpartikelfiltern viel Geld umgesetzt hat, hat einen Prototyp für den Diesel-Katalysator entwickelt. Sollte sich die Technologie als ausgereift und bezahlbar herausstellen, und sollten sich die Behörden für eine Nachrüstlösung aussprechen, würden viele Aufträge winken.

Ungeklärt ist allerdings, wer dafür zahlen müsste. Die Industrie wehrt sich dagegen und verweist darauf, dass sie die Software updates für ausreichend hält. Das Bundesverwaltungsgericht könnte schon am 22. Februar sein Urteil über mögliche Fahrverbote für Dieselfahrzeuge in den Innenstädten sprechen, die hohe Stickoxid-Werte ausstoßen. Betroffen sind Millionen Dieselfahrzeuge der Euro-Normen 5 und 6.  Sollten Fahrverbote kommen oder sollte sich die Bundesregierung für die Einführung einer blauen Plakette aussprechen, könnten Millionen von älteren Dieselfahrzeugen betroffen sein, deren Wert dann drastisch fällt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort