Gastgewerbe Suche nach neuen Glücksbringern

Trier · Mehr Nachwuchs fürs Gastgewerbe. Das ist das Ziel des landesweit dritten Ausbildungscoachs Karin Schuster. Dazu bedarf es einer Beratung für Azubis – und für Betriebe.

 28.11.2018, Baden-Württemberg, Grenzach-Wyhlen: Ein Auszubildender steht im Hotel Eckert in der Küche und trocknet Besteck ab. Zur Weihnachtszeit fehlt in der Gastronomie in Baden-Württemberg das Personal. Wirte legen mehr Ruhetage ein, verringern Öffnungszeiten und verkleinern das Angebot auf der Speisekarte. (zu lsw-KORR:«Wenn Kellner und Köche fehlen - Personalnot in der Gastronomie» vom 12.12.2018) Foto: Patrick Seeger/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

28.11.2018, Baden-Württemberg, Grenzach-Wyhlen: Ein Auszubildender steht im Hotel Eckert in der Küche und trocknet Besteck ab. Zur Weihnachtszeit fehlt in der Gastronomie in Baden-Württemberg das Personal. Wirte legen mehr Ruhetage ein, verringern Öffnungszeiten und verkleinern das Angebot auf der Speisekarte. (zu lsw-KORR:«Wenn Kellner und Köche fehlen - Personalnot in der Gastronomie» vom 12.12.2018) Foto: Patrick Seeger/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Patrick Seeger

Rund 100 unbesetzte Ausbildungsstellen im Gastgewerbe der Region Trier und rund 60 Prozent der Gastronome und Hoteliers in Eifel, Mosel und Hunsrück, die in den kommenden fünf Jahren ihren Betrieb abgeben werden, von denen jedoch nur ein Drittel einen Nachfolger hat: Die Gastronomie und Hotellerie steht vor einem großen Strukturwandel – und dies just in einer Zeit, in der der Arbeitsmarkt der Region Trier nahezu leer gefegt ist und der Kampf um Fachkräfte groß ist. „Einerseits bin ich als Arbeitsmarktchef sehr zufrieden, wenn wir nur eine Arbeitslosenquote von drei Prozent haben“, sagt Heribert Wilhelmi, Chef der Trierer Agentur für Arbeit. Allerdings gebe es 5000 offene Stellen branchenweit in der Region.

„Lehrjahre sind längst keine Herrenjahre mehr“, stellt auch Gereon Haumann, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Rheinland-Pfalz fest. Die Betriebe müssten wissen, dass die Mitarbeiter ihr größtes Gut seien, die es in der Hand hätten, „den Gästen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Gastgeber sind die Glücksbringer der Gesellschaft, weil sie dann für die Gäste da sind, wenn diese schöne Momente erleben wollen“, wirbt er für die Branche.

Doch ganz ohne Hilfe scheint das Gastgewerbe zu wenig Nachwuchs zu gewinnen. Seit März gibt es daher als Projekt des Landeswirtschaftsministeriums, der jeweiligen Arbeitsagenturen und des Dehoga das Azubicoach-Projekt, das Nachwuchs und Arbeitgeber schneller zusammenbringen soll. In Bad Kreuznach/Nahe und Mainz/Ludwigshafen bereits in Betrieb, hat vor wenigen Tagen mit Karin Schuster der dritte Coach seine Arbeit in der Region Trier/Koblenz aufgenommen. In den bisherigen Gebieten sind bislang 145 Betriebe mit im Boot sowie 44 Jugendliche, von denen 14 bereits einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen haben. Als Ziel gibt Haumann eine Vermittlung von landesweit 75 Azubis pro Jahr aus, das auch kontrolliert werde, so Haumann. Immerhin geben die drei Partner für die Coaches allein in der Region Trier bis Februar zu gleichen Teilen 41 000 Euro aus. Danach soll das Projekt bis 2021 fortgeschrieben werden.

Heribert Wilhelmi erhofft sich von Karin Schusters Arbeit einen engeren Kontakt zwischen Jugendlichen und Betrieben, „um die Ausbildungslücke zu verkleinern“, sagt der Agenturchef. „Wichtig ist es erst mal, zu den Jugendlichen ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und Bedenken vor einem Job im Gastgewerbe auszuräumen“, sagt Coach Schuster, die selbst gelernte Köchin mit Ausbilderbefugnis ist. So berät sie zu den fünf klassischen Ausbildungen Koch, Hotelfachleute, Restaurantfachleute, Fachgehilfe fürs Gastgewerbe und Systemgastronome. „Gut ist, dass auch die Betriebe einen persönlichen Ansprechpartner haben“, sagt sie.

Dies sieht Haumann ähnlich: „Wir haben viele Familienbetriebe ohne Personalabteilung. Ein Coach kann passgenauer Auszubildende vermitteln“, sagt er. Und der Betrieb müsse wissen: „Wir müssen mehr tun als üblich oder als sie es selbst erfahren haben, um einen Azubi zu gewinnen und zu halten. Denn wir brauchen die Begeisterung für die Branche nicht nur für drei Monate, sondern über die Ausbildung von drei Jahren hinaus.“

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