Soziales Was tun, wenn bald Zehntausende Pflegekräfte fehlen? - Kliniken suchen in „Bella Italia“

Mainz/Trier · Zehntausende Kräfte fehlen im kommenden Jahrzehnt alleine in Rheinland-Pfalz, warnt Kammerchef Mai. Einrichtungen suchen händeringend nach Lösungen.

 Pflegepersonal wird händeringend gesucht und fehlt an vielen Enden: Um Pflegeberufe in Rheinland-Pfalz ein Stück weit attraktiver zu machen, soll eine Berufsordnung unter anderem gewisse Standards für bestimmte Berufsbilder festlegen.

Pflegepersonal wird händeringend gesucht und fehlt an vielen Enden: Um Pflegeberufe in Rheinland-Pfalz ein Stück weit attraktiver zu machen, soll eine Berufsordnung unter anderem gewisse Standards für bestimmte Berufsbilder festlegen.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Deutschen verbinden Italien oft mit einem Land, in dem Menschen herzlich sind, das Meer blau ist, der Espresso schmeckt und Fußballer die unbequeme Catenaccio-Taktik spielen. Über die uralten Klischees hinaus suchen aber immer mehr Kliniken und Einrichtungen in Rheinland-Pfalz den Weg nach „Bella Italia“, wenn sie neue Pfleger werben wollen. Denn die Zustände in Italien sind ganz andere als in Deutschland, wo bei Pflege-Fachkräften eine riesige Lücke klafft und händeringend Nachwuchs gesucht wird, schildert Katja Brück-Hansen vom Westpfalz-Klinikum beim rheinland-pfälzischen Pflegetag in Mainz. Eine Geschichte, die davon erzählt: Als eine Klinik in Mailand sieben Pflegestellen ausgeschrieben habe, seien 11 500 Bewerbungen dafür eingegangen, sagt sie unter dem Staunen von Pflegern aus dem ganzen Land, wo solche Ströme an Anschreiben undenkbar sind. „Und wo es in Deutschland die Kaffeefahrten gibt, bieten Unternehmen in Italien Bewerbungsfahrten an, bei denen Teilnehmer 95 Euro dafür zahlen, um mit dem Bus von Süditalien nach Rom zu kommen, wo sie einen Multiple-Choice-Test ausfüllen und dann wieder heimfahren“, sagt Brück-Hansen. Ihre Klinik habe gute Erfahrungen damit gesammelt, Pfleger in Italien anzuwerben, die nun in der Pfalz leben, den Fußball des 1. FC Kaiserslautern brav ertragen, fleißig Deutsch lernen - und sich dann auf der Station wundern, was eine „Grumbeere“ ist (Auflösung: eine Kartoffel auf Pfälzisch). Markus Mai, Präsident der Landespflegekammer, sagt, dass die Suche nach Pflegern aus anderen Ländern eine große Herausforderung sei, die freilich nicht dazu führen dürfe, dass anderswo Fachkräfte fehlen.