Weltrekord 50 000 Jahre altes Riesen-Virus aus dem ewigen Eis – Forscher schlagen Alarm

Der Klimawandel bringt hervor, was jahrtausendelang unter einer tiefen Eisschicht verborgen blieb. Bereits Schulkinder wissen: Eis kann einfache Lebensformen konservieren, so auch gefährliche Viren.

Ein internationales Wissenschaftler-Team untersucht am 23. November 2007 im russischen Salechard (Jakutien) die Überreste eins Mammut-Babys Ljuba aus dem Permafrostboden. Knapp 15 Jahre später konnten Forscher mehrere Viren aus Mammutwolle reaktivieren. (Archivbild)

Ein internationales Wissenschaftler-Team untersucht am 23. November 2007 im russischen Salechard (Jakutien) die Überreste eins Mammut-Babys Ljuba aus dem Permafrostboden. Knapp 15 Jahre später konnten Forscher mehrere Viren aus Mammutwolle reaktivieren. (Archivbild)

Foto: dpa/Tkachev Andrei

Für Klimaaktivisten ist es ein ikonisches Bild: Ein Eisbär verweilt im scheinbar endlosen Ozean auf einer Eisscholle. Inzwischen weiß jeder: Die global steigenden Temperaturen lassen das Eis der Arktis schmelzen. Was viele aber nicht wissen: Auch der gefrorene Boden Sibiriens und Kanadas schmilz, wodurch das eingelagerte Treibhausgas Methan freigesetzt wird. 25-mal klimaschädlicher als Kohlendioxid soll Methan sein und damit den Klimawandel weiter beschleunigen.

„Zombievirus“ aus dem Eis: Forscher präsentieren wissenschaftliche Sensation

Doch damit nicht genug: Der tauende Boden legt auch organisches Material wie Tierkadaver frei. Experten zufolge können so zehntausende Jahre alte Viren wiederbelebt werden. Ein Team aus zwölf Forschern hat eine bislang unveröffentlichten Studie auf „bioRxiv“ hochgeladen. Dabei handelt es sich um eine Plattform für biowissenschaftliche Publikationen.

Demnach soll es den Forschern gelungen sein 13 bislang unbekannte Virentypen aktiviert zu haben. Sie stammen aus den Eingeweiden eines eingefrorenen Wolfs und der Wolle von mehreren Mammuts. Wie das Wissenschaftsportal spektrum.de zuerst berichtete, soll hierbei ein 50 000 Jahre altes Virus im Labor wiederbelebt worden sein – ein neuer Weltrekord.

Experten: In Permafrostböden lauern für den Menschen gefährliche Viren

In mehreren Medienberichten wurde der Uralt-Erreger als „Zombievirus“ getauft. Tatsächlich handelt es sich um ein sogenanntes Riesenvirus, das lediglich primitive Einzeller wie Amöben infiziert. Es trägt den Namen Pandoravirus yedoma.

Doch Entwarnung wollen die Experten nicht geben, denn es könnte noch tausende unbekannte Viren im Permafrost geben. Es sei nicht auszuschließen, dass manche auch auf den Menschen überspringen. Angesichts des Klimawandels handelt es sich um eine tickende Zeitbombe, denn es sei nur eine Frage der Zeit, bis die weltweit tauenden Permafrostgebiete ein derartiges Virus freisetzen könnten.

Der Bericht hat auch Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach auf den Plan gerufen: „Auch das ist ein Beispiel, wie wir die Kette erst Klimawandel, dann Zoonose, dann Ausbruch, dann Pandemie an uns heranziehen“, so der Minister auf Twitter.

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