Nachts, wenn der Werwolf kommt…

Kennen Sie Werwölfe? Viele TV-Leser werden diese Frage bejahen und denken beispielsweise an Remus Lupin, einen Lehrer von Harry Potter. Dass eine Werwolf-Sage allerdings in der Region spielt, das war den meisten Hunsrückern sicher bis dato unbekannt.

Wenigerath/Wittlich. Der Mainzer Kulturanthropologe Matthias Burgard hat sich an die Fersen des Fabelwesens mit Grusel-Faktor geheftet, auf das er nur per Zufall gestoßen war. Bei einer Internet-Recherche stieß der 26-Jährige, der aus Wittlich stammt, auf die Homepage des amerikanischen Forschers D. L. Ashliman, wo er die Sage vom "Morbach Monster" fand (siehe Extra). Bei einer ersten Recherche stellte er fest, dass in Morbach niemand die Geschichte kannte, wohl aber der eine oder andere Amerikaner, mit dem er sprach. Das Thema für die Magisterarbeit war damit schnell gefunden. Sie wird in diesen Tagen als Monografie veröffentlicht.

Energiepark ist Schauplatz der Sage

 Matthias Burgard auf Werwolf-Spurensuche. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Matthias Burgard auf Werwolf-Spurensuche. TV-Foto: Ilse Rosenschild



Er fand heraus, dass die Geschichte vor Ort tatsächlich nahezu unbekannt war, während sechs von 24 befragten amerikanischen Soldaten von der Geschichte mit dem Fabelwesen gehört hatten.

Der Wissenschaftler, der derzeit an der Mainzer Johannes- Gutenberg-Universität promoviert, kennt inzwischen das Thema unter anderem aus Foren und Blogs im Internet in zahlreichen Varianten.

Mal spiele die Geschichte in Morbach, mal in Wittlich. Aufgrund der Gegebenheiten geht der Forscher allerdings davon aus, dass das ehemalige Munitionslager von Wenigerath, der heutige Energiepark, Schauplatz der Sage ist.

Aus der Sicht des Doktoranden handelt es sich um "klassische Soldatenfolklore", die mehrere Funktionen erfüllt: Mit einer solchen Gruselgeschichte können Soldaten, die nachts in einem fremden Land auf Streife gehen, ihre Angst verarbeiten. Die Sage stärke die Identität der Truppe und warne im Auslandseinsatz vor der "gefährlichen Fremde", ist Burgard überzeugt.

Die Werwolf-Sage hat übrigens auch beim Forscher Spuren hinterlassen. Seine Heimat sei ihm früher "sehr friedlich und etwas langweilig im positiven Sinne" erschienen. Das habe sich schon geändert. Das führt unweigerlich zu der Frage, ob denn der Monsterforscher auch an die Existenz des Monsters glaubt. Burgard antwortet salomonisch: Er glaubt an seine "soziale Realität", sprich an sein Vorhandensein in den Köpfen der Menschen.

Doch das Grusel-Wesen existiert in Morbach tatsächlich, und zwar gleich in vielfacher Ausfertigung: Eine "American Football"-Mannschaft nennt sich "Morbach Monsters" und führt im Emblem einen Werwolf. Nach Angaben von Burgard ist die Truppe tatsächlich nach der Sage aus Wenigerath benannt. Trainer Thomas Ruhk habe der Mannschaft den Namen gegeben. Ihm als Fantasy-Autor sei die Sage ein Begriff gewesen.

Die Monografie "Das Monster von Morbach" erscheint in diesen Tagen im Waxmann Verlag als Band in der Reihe "Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie/Volkskunde" der Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz. Preis: 19,90 Euro.Extra Werwolf: Eine der Werwolf-Schilderungen, wie sie dem Forscher D.L. Ashliman per E-Mail von einem Soldaten, der auf der Luftwaffenbasis Hahn stationiert war, zugetragen wurde: Eines Abends war eine Gruppe von Sicherheitspolizisten auf dem Weg zu ihrem Posten in Morbach, als sie entdeckten, dass eine Kerze in einem nahe gelegenen Schrein erloschen war. Es hieß in einer Legende, dass ein Werwolf zurückkehren werde, wenn dies passiert. Die Soldaten machten daraufhin Scherze über das angebliche Monster. Später in derselben Nacht lösten Sensoren am Grenzzaun Alarm aus. Als die Sicherheitsleute dem Zwischenfall nachgingen, sah einer von ihnen eine große "hundeartige" Gestalt, die sich auf ihre Hinterläufe stellte, ihn ansah und über den drei Meter hohen Maschendrahtzaun sprang. Ein Wachhund wurde an die Stelle geführt, an der die Kreatur gesehen wurde, wurde panisch und weigerte sich, die Spur zu verfolgen. (iro)

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