Närrischer Machtwechsel

Eine überfüllte Bühne, schunkelnde Narren und ein singender Oberbürgermeister: Die Trierer feierten am Donnerstag einen gelungenen Auftakt zum Straßenkarneval. Weitestgehend herrschte beste Stimmung.

Trier. Durch besonderes Show-Talent hat sich Klaus Jensen bisher eigentlich nicht hervor getan - womit Triers Oberbürgermeister im "normalen" Amtshandeln durchaus positiv auffällt. Doch der eher kühle Kopf-Mensch gibt auch einen ganz passablen Karnevalisten ab: Wacker wehrte er sich am Donnerstag auf der Hauptmarkt-Bühne gegen die Machtübernahme der Jecken. "Ihr kriegt den Schlüssel nicht, ihr kriegt den Schlüssel nicht", sang er auf die Melodie der Fußball-Hymne "Ihr könnt nach Hause geh'n", den symbolisch großen goldenen Rathaus-Schlüssel fest an die Brust gedrückt. Eine knappe Stunde bot das Stadtoberhaupt da bereits Widerstand gegen die Narrengewalt. Schließlich hatten die Trierer Garden schon um 10 Uhr das Rathaus "gestürmt" und Jensen zum Hauptmarkt "abgeführt". Stadtrat und Ortsvorstehern, die ihren Chef zuerst noch verteidigten, waren prompt zu Prinz Jürgen III. und Prinzessin Heike I. übergelaufen, kaum dass die närrischen Regenten ihnen ihre güldenen Orden versprochen hatten.Schließlich lenkte die Prinzessin den OB mit einem Küsschen ab. Peter Pries, Chef der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval, nutzte die Gunst der Stunde und stibitzte den Schlüssel.Den hunderten Zuschauern auf dem Hauptmarkt gefiel die Show. Schon am Vormittag bildeten sich lange Schunkel-Reihen von der Steipe bis zum Marktbrunnen, die zur aus großen Boxen schallenden Stimmungsmusik von links nach rechts wogten. An den Zugangsstraßen zum Hauptmarkt hatte sich die Polizei postiert. "Mit der Glas flasche dürft ihr hier nicht durch!", setzte eine junge Polizistin das erstmals geltende Glasverbot für den Hauptmarkt gegenüber einer Gruppe Jugendlicher durch. Doch die meisten hatten längst Abhilfe geschaffen und ihre Schnäpse und Mix-Getränke in große Plastikflaschen umgefüllt. Die Wirkung zeigte sich am Nachmittag: Den Hauptmarkt bevölkerten hunderte junge Leute, kaum einer älter als 25, die meisten dafür mit deutlicher Schlagseite. Einige hat der Alkohol aggressiv gemacht. Die "großen Jecken" hat's deswegen längst in die Kneipen gezogen - wo bis in den frühen Morgen gefeiert wurde.Es blieb friedlich Um 18.30 Uhr beendeten die Polizei Trier und die Bereitschaftspolizei ihren Einsatz am Hauptmarkt. Zwar mussten sie oft auf alkoholisierte und in manchen Fällen auch aggressive Jugendliche einreden, aber dennoch meldete Polizeisprecher Karl-Peter Jochem eine "friedliche Weiberfastnacht in der Innenstadt". Das Glasverbot auf dem Hauptmarkt haben die jungen Jecken beachtet, was an ihrem Alkoholpegel nicht viel änderte. Gegen einen 20-Jährigen wurde ein Platzverweis ausgesprochen. Auch am Abend blieb es bis zum Redaktionsschluss ruhig. (jp)

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