Historie Ausstellung im Archäologiepark Belginum zeigt antike Kampftechnik

Morbach-Wederath · „Angriff und Verteidigung“ lautet der Titel der neuen Ausstellung im Achäologiepark Belginum in Morbach-Wederath.

 Der Nachbau eines römischen Torsionsgeschützes  ist in der Ausstellung zu sehen.

Der Nachbau eines römischen Torsionsgeschützes ist in der Ausstellung zu sehen.

Foto: TV/Linz

Helm, Brust- und Beinpanzer, Schlagwerkzeuge: Ob man das Bild eines Soldaten oder Polizisten der Gegenwart betrachtet oder die Rekonstruktion eines Kriegers der antiken Welt: Die wesentlichen Bestandteile einer Kampf-Ausrüstung haben sich in den vergangenen Jahrhunderten eigentlich wenig geändert, bemerkt Museumsleiterin Dr. Rosemarie Cordie zur aktuellen Schau im Belginum. Kampf und Krieg gehören auch zur Menschheitsgeschichte. Mit dieser Ausstellung knüpft der Archäologiepark an die vorangegangene Ausstellung „Pracht und Herrlichkeit – Bewaffnung und Bekleidung keltischer Männer im Hunsrück“ an - diese Ausstellung besuchten damals rund 8000 Interessierte.

Der Impuls zur aktuellen Sonderausstellung kam in diesem Fall aus der Region. In Wintrich gibt es die Römergruppe „Vigilia Romana Vindriacum“, ein Verein, dessen Mitglieder römisches Legionärsleben nachspielen, zeitgenössische Kleidung und auch funktionsfähige Waffen nach antiken Plänen herstellen. Ihnen ist es gelungen, ein römisches Pfeilgeschütz nach antiken Plänen nachzubauen. Dabei handelt es sich um eine Scorpio, die auch unter den Namen Ballista bekannt ist. Dieses Geschütz wurde im ersten Jahrhundert nach Christus von den Römern im Kampf verwendet, um gegnerische Truppen bereits aus der Ferne unter Pfeilbeschuss zu nehmen. Drei bis vier Mann sind nötig, um das Geschütz zu bedienen, das aus massivem Buchen- und Eichenholz gefertigt ist.

Ein weiterer Nachbau eines römisches Geschützes ist das „Caminreal“, das ebenfalls im ersten Jahrhundert nach Christus zum Einsatz kam. Es hatte eine maximale Reichwerte von 200 Metern und konnte drei Schuss pro Minute abfeuern. Der Nachbau stammt von der Abteilung Alte Geschichte an der Universität Trier. „Es zeigt sich, dass es schon damals um die Erhöhung der Durchschlagskraft und die Perfektionierung der Technik ging.“ sagt Cordie. Das sei auch bei kleineren Waffen zu beobachten, die sowohl Kelten als auch Römer einsetzten: Steinschleudern. Waren es zuerst Tonkugeln oder Kieselsteine, die verwendet wurden, kamen nach und nach auch Bleikugeln zum Einsatz, wie archäologische Funde auf dem Gelände des Belginums zeigen. Mit Bleikugeln erhöhe sich natürlich die Durchschlagskraft und damit könne ein Angreifer auch tödlich verletzt werden. „Es ist wie mit David und Goliath“, sagt die Archäologin. Im römischen Heer habe es dafür eine eigene Abteilung gegeben, die sogenannten „Schleuderkrieger“, die vorangeschickt wurden, um im gegnerischen Heerlager Verwirrung zu stiften und es auseinanderzutreiben. Besonders herausragend sei eine Gruppe Schleuderkrieger gewesen, die aus Mallorca stammte. Das finde sich in der Forschungsliteratur, ergänzt Cordie.

Neben solchen nachgebauten Schleudern sind außerdem antike Schwerter, teilweise nachgebaut, teilweise auch im Originalzustand zu sehen. Dazu zählt das sogenannte Schwert von Remmesweiler,  das im Original zu sehen ist. Es wurde 1837 im Kreis St. Wendel gefunden und 1970 noch einmal restauriert. Es stammt aus der Zeit um 450 vor Christus, schätzen Experten. Es ist aufwendig verziert worden und wird daher als Prestigewaffe eingestuft. Es stammt aus dem Grab eines keltischen Fürsten und gehörte neben einer Bronzekanne und weiteren Gegenständen zu den Grabbeigaben.

„Die Legende, dass keltische Schwerter besonders aufwendig geschmiedet wurden, lässt sich durch die Funde weder bestätigen noch verneinen,“ sagt Cordie. Denn meistens rosteten Schwert und Schwertscheide dermaßen zusammen, dass sie sich nicht mehr trennen lassen und daher keine eindeutige Analyse möglich ist.

 Detail des Geschützes

Detail des Geschützes

Foto: TV/Hans-Peter Linz
 Wie diese Rekonstruktion zeigt, konnten mit dem Geschütz tödliche Verwundungen verursacht werden.

Wie diese Rekonstruktion zeigt, konnten mit dem Geschütz tödliche Verwundungen verursacht werden.

Foto: TV/Hans-Peter Linz

Die Ausstellung wird durch eine rund 50 Seiten umfassende Dokumentation ergänzt, in der auch erklärt ist, wie die Mitglieder der „Vigilia Romana Vindriacum“ das römische Pfeilgeschütz nachgebaut haben. Das Geschütz wird bald auf dem Gelände des Belginums in Aktion zu sehen sein. Am Tag des Offenen Denkmals am 9. September sind Vorführungen mit Mitgliedern der Wintricher Römergruppe geplant.

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