Bernkastel-Kues Hotelschiffe: Brechreiz vom Dieselgestank

Bernkastel-Kues · Bewohner und Feriengäste leiden in Bernkastel-Kues zunehmend unter Immissionen von schwimmenden Herbergen. Stadtrat und Stadtbürgermeister suchen nach Möglichkeiten, die Belästigung durch Lärm und Abgase zu verringern.

  Der Vierer des Bernkasteler Rudervereins macht die Dimensionen der Hotelschiffe deutlich, die immer häufiger in Bernkastel-Kues anlegen.

Der Vierer des Bernkasteler Rudervereins macht die Dimensionen der Hotelschiffe deutlich, die immer häufiger in Bernkastel-Kues anlegen.

Foto: Christoph Strouvelle

Ein zunehmender Trend im Tourismus sind Flusskreuzfahrten. Auch Bernkastel-Kues profitiert davon: Etwa 750 Hotelschiffe haben im Stadtgebiet in diesem Jahr angelegt, schätzt Stadtbürgermeister Wolfgang Port. „Das ist schon eine Hausnummer.“ In den vergangenen zehn Jahren habe sich deren Anzahl um etwa verfünffacht, sagte er in der jüngsten Sitzung des Stadtrats Bernkastel-Kues in der Güterhalle. Doch bringt diese Steigerung auch Probleme mit sich. Denn die Schiffe lassen über Nacht ihre Dieselaggregate laufen, um ihre Gäste mit Strom zu versorgen. Das sorgt für eine erhebliche Geräuschkulisse. Und zudem stoßen die Schiffe dabei jede Menge Abgase aus. Doch die Mittel, die die Stadt zur Verfügung hat, um diese Immissionen zu verringern, seien begrenzt, sagt Port.

Zum einen hätten die Schiffe eine allgemeine Betriebserlaubnis und dürften die Motoren die ganze Nacht laufen lassen. Des Weiteren bestehe für die Schiffe kein Zwang, elektrische Anschlüsse zu nutzen, falls diese vorhanden sind. Außerdem gehören die Anleger der Hotelschiffe nicht der Stadt, wie es in Traben-Trarbach oder Cochem der Fall ist. Auch das schränkt die Möglichkeiten der Stadt ein, gegen die Immissionen vorzugehen. Die Besitzer der Anlegestellen müssten als Lösungsmöglichkeit zuerst Anschlüsse schaffen, die die Hotelschiffe nutzen können. Erst dann könnten  den Hotelschiffen Auflagen gemacht werden, diese auch zu nutzen. „Im Zuge der Neugestaltung des Bernkasteler Moselufers könnten dort solche Anschlüsse geschaffen werden“, sagte Port. Allerdings müssten die Eigentümer der Anlegestellen bereit sein, entsprechende Investitionen zu tätigen. Die Kosten dafür liegen bei bis zu 1,5 Millionen Euro, schätzt Port. Auf Kueser Seite ist die Stadt bemüht, zwei Anlegestellen zu übernehmen, die dem Wasserschifffahrtsamt gehören. An diesen könnte die Stadt dann die Anlegebedingungen vorschreiben.

Das Thema erregt nicht nur die Stadträte, sondern auch die zur Sitzung erschienen Bürger, die sich an der Diskussion beteiligen (siehe unten stehenden Artikel). So lehnt eine Besucherin ab, aufgrund der vielen Abgase Kinder auf dem Spielplatz am Kueser Moselufer spielen zu lassen. „Ich bekomme Brechreiz vom Dieselgestank“, sagt ein anderer Bürger. Mehrere Einwohner beklagen sich über die Ordnungsbehörden, die ihrer Meinung nach zu wenig gegen den Lärm einschreiten, auch bei Partylärm von den Schiffen. Zumal die Gäste, die in Hotels am Moselufer übernachten, ebenfalls unter der Geräuschbelastung leiden. Und auch die Belastung durch den Lieferverkehr der Hotelschiffe wird von den Anwohnern kritisiert. „Die Menschen, die kommen, wollen ihre Ruhe“, sagt Ratsmitglied Frank Hoffmann von der CDU. Gertrud Weydert von Bündnis 90/Die Grünen sagte, es könne  nicht sein, dass keine Polizei komme. Für sie ist es Ruhestörung.

Grundbedingung für eine Lösung seien elektrische Anschlüsse an den Anlegestellen, heißt es von einer Sprecherin der CDU-Fraktion. Zudem könne man den Eigentümern der Anlegestellen Druck machen, wenn bei der Neugestaltung des Moselparkplatzes die Zugänge neu gemacht würden.

Port will die Verwaltung prüfen lassen, ob die Belieferung und Entsorgung der Schiffe zeitlich eingegrenzt werden kann. Zudem müssten die Bürger wissen, an wen sie sich wenden, sobald ein entsprechendes Problem auftaucht. Stadtbürgermeister Port will sich jetzt an alle Beteiligten wenden und diese zu einer Einwohnerversammlung einladen. Möglicher Termin: erste Januarhälfte 2019.

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