Busfahrer streiken „Wir sind elf Stunden unterwegs, bekommen aber nur sieben bezahlt“

Bernkastel-Kues · Die Busfahrer des Verkehrsunternehmens Moselbahn machen mit einem 24-stündigen Warnstreik Druck auf die Arbeitgeberseite.

 Streik der Busfahrer:  Vor dem Zentralstandort der Moselbahn in Bernkastel-Andel haben sich rund 60 Mitarbeiter  versammelt.

Streik der Busfahrer:  Vor dem Zentralstandort der Moselbahn in Bernkastel-Andel haben sich rund 60 Mitarbeiter  versammelt.

Foto: TV/Winfried Simon

Es ist noch stockdunkel, als sich heute Morgen am Hauptsitz des Verkehrsunternehmens Moselbahn in Andel rund 60 Menschen versammeln. Es ist vier morgens. Die Männer und auch einige Frauen ziehen sich weiße Plastikwesten mit knallroter Aufschrift über. Auf ihnen steht: „Streik – wir sind es wert.“

So gut wie alle Busfahrer des Unternehmens fahren an diesem Donnerstag nicht. Entlang der Moselschiene zwischen Trier und Traben-Trarbach geht so gut wie nichts mehr im öffentlichen Personennahverkehr. Schüler warten vergebens auf den Bus, ebenso Bürger, die von A nach B wollen.

Die Gewerkschaft Verdi hat die Fahrer der MB Moselbahn Verkehrsbetriebsgesellschaft aufgerufen an diesem Tag zu streiken – volle 24 Stunden. Betroffen sind in der Region die Moselbahn-Standorte Andel, Traben-Trarbach, Piesport, Longuich, Trier und Bitburg. Die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft und den Verkehrsgesellschaften sind ins Stocken geraten. Bestreikt wird neben der Moselbahn auch die DB-Regio Bus Rhein-Mosel GmbH. Die Arbeitgeber, so Verdi, seien bisher nicht bereit, auf die Kernforderungen der Gewerkschaft einzugehen. Es geht vor allem um die Pausenzeiten, die die Fahrer nicht bezahlt bekommen sowie ein 13. Monatsgehalt und ein höheres Urlaubsgeld.

In Andel steht der Vorsitzende des Moselbahn-Betriebrats, Reinhard Eltges, selbst ein Busfahrer, inmitten seiner Kollegen. Sie sind sauer. Einer von ihnen ist Tom Graham aus Kesten. Er ist 65 Jahre alt. Im kommenden Jahr will er in Rente gehen. Er sagt: „Es geht uns um die Durchbezahlung der Schichtzeiten.“

Graham fährt wie die meisten alle Strecken zwischen Traben-Trarbach und Trier. Die Fahrer haben jede Menge Lenkzeitunterbrechungen. Das heißt, sie müssen warten, bis die nächste Fahrt beginnt. Und diese Zwangspausen bekommen sie nicht bezahlt. Fahrer Alex Weingard sagt: „Es kommt vor, dass ich von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr verschiedene Strecken fahre. Dann folgt eine dreistündige unbezahlte Pause, bevor erneut eine Schicht beginnt, die erst gegen 18 Uhr endet. Fahrer Michael Breidenbach aus Mehring erzählt, dass er mit dem Bus in Neumagen-Dhron zwei Stunden warten muss, bis die nächste Schicht beginnt. „Dort gibt es keine Toilette, keinen Aufenthaltsraum, nichts“, sagt Breidenbach. Im Sommer brenne die Sonne auf den Bus und im Winter sei es oft richtig kalt.

Und noch etwas stößt den Fahrern sauer auf: Seit dem 1. September gibt es zwischen Neumagen-Dhron und Traben-Trarbach ein neues Busnetz. Betriebratsvorsitzender Eltges erklärt: „Bislang wurde uns für das Ein- und Aussteigen der Passagiere eine Minute angerechnet, die bezahlt wurde. Da kommen schon mal 15 bis 20 Minuten zusammen. Allein, wenn auf einen Schlag 80 Schüler in einen Gelenkbus einsteigen, dauert das vier, fünf Minuten. Jetzt entfällt diese Minutenregelung. Es ist also schlechter geworden.“

Eltges fasst das Problem so zusammen: „Wir sind im Schnitt elf Stunden unterwegs, bekommen aber nur sieben bezahlt.“ Stolz ist Eltges über die große Motivation der Kollegen, sich für ihre Interessen einzusetzen. Der Streik sei ein deutliches Warnsignal an die Arbeitgeberseite.

Am Freitag werden die Busse wieder wie gewohnt fahren.

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