Politik CDU-Bezirksparteitag: „Landet mit eurem UFO endlich in der Realität“

Trier · Die Berliner Affäre überschattet den CDU-Bezirksparteitag in Schweich. Simone Thiel ist Spitzenkandidatin bei der EU-Wahl.

CDU-Bezirksparteitag in Schweich
Foto: TV/Rolf Seydewitz

„Ich bin klein, kurz, schwarz und stark- vergleichbar mit einem Espresso“, mit diesen Worten stellt sich Simone Thiel den gut 160 Delegierten auf dem CDU-Bezirksparteitag vor. Da hat die 39-jährige Saarburgerin die Sympathien schon auf ihrer Seite. Die designierte regionale CDU-Spitzenkandidatin bei der Europawahl im kommenden Jahr hat an diesem Abend in Schweich ohnehin leichtes Spiel; sie wird später einstimmig gewählt.

Simone Thiel hat - anders als bei ihrer ersten Bewerbung vor fünf Jahren - dieses Mal keine Gegenkandidaten. 2013 bewarben sich noch insgesamt vier Christdemokraten aus dem Bezirk Trier um die Nachfolge der aus dem EU-Parlament ausscheidenden Christa Klaß (Osann-Monzel). Simone Thiel hatte im innerparteilichen Rennen damals zwar die Nase vorn. Doch bei der Europawahl verpasste sie knapp den Sprung nach Brüssel.

Nun soll es im zweiten Anlauf klappen. „Die Chancen stehen dieses Mal besser“, macht ihr der scheidende CDU-Europapolitiker Werner Langen (Müden) Mut. Die Region Trier habe beste Chancen, in der nächsten Legislaturperiode wieder im Europaparlament vertreten zu sein. Simone Thiel sei zwar nicht immer bequem, aber für den Job bestens geeignet, lobt Langen die knapp 30 Jahre jüngere Parteifreundin. Die Delegierten schmunzeln freundlich.

Festredner Langen, der seit 1994 im Parlament sitzt und im Mai nicht mehr antritt, singt an diesem Abend im Schweicher Bürgerzentrum ein Loblied auf „das Friedens- und Wohlstandsprojekt“ Europäische Union. Gerade in der heutigen Zeit, sagt Langen, sei die EU wichtiger denn je, „wenn wir uns behaupten wollen“. Gerade in der Region Trier wisse man um die Bedeutung Europas. „Wer den Irrweg von Abschottung, Nationalismus und Engstirnigkeit verfolgt, darf keine Chance haben“, appelliert der 69-jährige CDU-Mann an die Parteifreunde, sich stärker für die EU zu engagieren.

Die Zukunft der EU sei ein wichtiges Thema, sagt jeder, mit dem man an diesem Abend in Schweich spricht. Doch das Thema, das alle anderen in den Hintergrund drängt, ist ein anderes: die Beförderungsaffäre um den wegen seiner Chemnitz-Äußerungen in Ungnade gefallenen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen.

CDU-Fraktionschef Christian Baldauf arbeitet sich in seinem Grußwort zwar pflichtschuldigst an der Mainzer Landesregierung ab. Doch im Vergleich zur schwarz-roten Bundesregierung wird die Ampel fast noch geschont. Die Beförderung Maaßens zum Staatssekretär im Innenministerium sei eine einzige Katastrophe, schimpft Baldauf, nach seinen Äußerungen hätte Maaßen direkt entlassen werden müssen. Alles andere verstehe kein Mensch. Baldauf Forderung an die Adresse der Regierenden in der Hauptstadt: „Landet mit eurem Berliner UFO endlich in der Realität.“

Ins gleiche Horn bläst auch der Eifeler CDU-Bundestagsabgeordnete Patrick Schnieder. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion schimpft, dass die große Koalition seit Sommer von einer Krise in die nächste taumle. Mit der Affäre Maaßen sei auch die Geduld in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion langsam erschöpft. „So kann das nicht weitergehen“, sagt Schnieder, und von den 160 Delegierten erntet der „Eifelturm“ dafür großen Applaus.

Extra: CDU-Kandidaten aus der Region

Die regionale Spitzenkandidatin Simone Thiel wird auf der CDU-Landesliste wohl „nur“ Platz drei bekommen. „Das war schon immer ein Wackelplatz“, umschreibt Bezirkschef Bernhard Henter Thiels Chancen für den Einzug ins Europaparlament. Die weiteren regionalen Listenplätze belegen Anja Esch (Eifelkreis Bitburg-Prüm), Thorsten Wollscheid (Trier) und Thomas Scheppe (Vulkaneifelkris).

Extra: Neuser regionaler SPD-Spitzenkandidat

 EU-Kandidatin Simone Thiel und CDU-Urgestein Werner Langen

EU-Kandidatin Simone Thiel und CDU-Urgestein Werner Langen

Foto: TV/Rolf Seydewitz

Der Bopparder Genosse Norbert Neuser wird als Spitzenkandidat der regionalen SPD in den EU-Wahlkampf ziehen. Der SPD-Regionalverband Rheinland nominierte den 69-jährigen Politiker am Wochenende auf einem Parteitag in Emmelshausen. Stellvertreter des seit 2009 dem Europaparlament angehörenden Neuser ist Karsten Lucke aus Bad Marienberg im Westerwald. Die Landesliste der rheinland-pfälzischen SPD wird am 20. Oktober aufgestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort