Umwelt Das Kreuz mit dem Kreuzkraut - Giftige Pflanzen machen Landwirten in der Region zu schaffen

Irsch/Saarburg/Trier · Das für Kühe und Pferde gefährliche Jakobskreuzkraut breitet sich in den vergangenen Jahren immer stärker aus. Der Bauernverband im Kreis Trier-Saarburg macht unbewirtschaftete Flächen und zu spätes Mähen für das Problem verantwortlich.

 Dieses Kraut verursacht Probleme: Landwirt Johann Simon zeigt auf die Knospen des Jakobskreuzkrauts, deren Samen sich mit jedem Windstoß verbreiten.

Dieses Kraut verursacht Probleme: Landwirt Johann Simon zeigt auf die Knospen des Jakobskreuzkrauts, deren Samen sich mit jedem Windstoß verbreiten.

Foto: Herbert Thormeyer

Eine Pflanze ist für Landwirt  Johann Simon aus Irsch zum Alptraum geworden. „Ich beobachte schon seit fünf Jahren, wie sich das Jakobskreuzkraut immer mehr ausbreitet“, beklagt er. Gemeinsam mit seinem Bruder Peter bewirtschaftet er 30 Hektar Weideland, um Futter für Rinder zu gewinnen. Doch diese Pflanze ist für Nutztiere giftig, denn sie schädigt die Leber.

In Heu und Silage bleiben die Giftstoffe aus der Pflanze erhalten, die, nach und nach aufgenommen, auch nach Monaten noch zur Erkrankung und zum Tod der Tiere führen können. Dr. Bernd Augustin vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach erklärt: „Auf der Weide schmeckt dieses Kraut bitter und hält damit Rinder und Pferde ab. Als Heu und Silage ist dieser Bittergeschmack verschwunden und wird von den Tieren nicht mehr verschmäht.“ Todesfälle seien bislang nicht eindeutig dokumentiert. Bei chronischer Vergiftung bestünden aber nur geringe Heilungschancen.

Bauer Simon ist mit dem Problem nicht alleine. Gerhard Brenner, Geschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands im Kreis Trier-Saarburg, sagt: „Landwirte quer durch den ganzen Kreis rufen wegen Problemen mit dem Jakobskreuzkraut bei uns an. Alle, die mit Tierhaltung zu tun haben, also diejenigen, die selber Kühe haben oder den Grünschnitt an Pferdehalter verkaufen, kommen früher oder später zu uns.“ Seit etwa zehn Jahren breite sich das Kraut verstärkt aus.

Die Landwirtschaftskammern der Länder raten dringend, Jakobskreuzkraut nur mit Handschuhen anzufassen und mit geschlossener Kleidung zu entsorgen, denn das Kraut kann die Haut reizen. Daran halten sich auch die Landwirte Peter und Johann Simon in Irsch. Sie wissen, dass nur eine Entsorgung mit der Wurzel Entlastung bringt. Sonst wächst alles wieder nach. „Wir haben in jedem Jahr gut 50 Stunden damit zu tun, alles herauszureißen und verbrennen das Zeug, anders geht’s nicht“, schimpft er.

Für die vermehrte Ausbreitung des in Deutschland heimischen Krauts sieht der DLR-Fachmann Bernd Augustin einen Grund: „Die Bewirtschaftung von Grünland hat sich verändert. Der Samen findet immer mehr offenen Boden.“ Immer mehr Land liege brach.

Brenner vom Bauernverband bezeichnet die Flächen ohne regelmäßige Bewirtschaftung als El Dorado für das Jakobskreuzkraut. Dazu gehörten Ausgleichsflächen, die im Sinne des Naturschutzes für nicht vermeidbare Eingriffe geschaffen würden, und stillgelegte Flächen in Weinbergen oder sonst in der Landwirtschaft. Offenen Boden finde das Kraut zudem dort, wo Wild den Boden aufgewühlt habe.

Als weiteren Grund für die Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts nennen die Vertreter von DLR und Bauernverband den Umstand, dass weniger und später gemäht werde. Dies führe dazu, dass die Pflanze Samen bilden könne und sich so weiterverbreite. Ob auf spät gemähten Wiesen, an Straßen- und Bahnböschungen, auf Industriegelände oder auch  in Privatgärten.

Brenner wirft den Straßenmeistereien vor, dass sie erst im August oder September aktiv würden – zumindest an den Kreisstraßen und abgelegenen Trassen. Dem widerspricht Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Dienststellenleiter des Landesbetriebs Mobilität Trier. Laut seiner Auskunft haben sich die Mähintervalle der Straßenmeistereien in den vergangenen zehn Jahren nicht geändert. Bartnick: „Wie in der Vergangenheit auch, mähen wir die Bankette in aller Regel zwei Mal pro Jahr. Zeitpunkt und Intensität der Mäharbeiten richten sich dabei im Wesentlichen nach der Vegetation.“

Trete das Jakobskreuzkraut auf, werde von diesen Rhythmen auch abgewichen. Bartnick sagt: „Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, wenn die Landwirte uns entsprechende Vorkommen mitteilen. Allerdings zeigt die Erfahrung auch, dass die Bekämpfung des Krauts nur dann funktioniert, wenn sie von Anliegerseite her unterstützt wird.“

Auch beim DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück mit Sitz in Bad Kreuznach können betroffene Landwirte und Grundstücksbesitzer den Befall durch Jakobskreuzkraut am Rand von Weiden und anderen Grundstücken melden (http://www.dlr-rnh.rlp.de). Der DLR leitet die Infos dann an den LBM weiter.

Vorher prüft Augustin, ob es sich um Jakobskreuzkraut handelt, wo die Flächen liegen und ob weitere Flächen durch den Samenflug von bis zu rund 200 Metern gefährdet sind. Auf eine Telefonnummer für die Meldung verzichtet das DLR bewusst, denn, so Augustin: „Es gibt Menschen, die melden uns Butterblümchen. Die sind ja auch gelb.“

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