Glaube Die Bärte werden länger und länger

Wallersheim · Die Proben für die Wallersheimer Passionsspiele sind in ihre heiße Phase eingetreten. Seit Jahresanfang wird im vollen Kostüm geprobt, auch die Zuschauertribüne ist mittlerweile aufgebaut.

 Der Hohepriester übergibt das Blutgeld an Judas.

Der Hohepriester übergibt das Blutgeld an Judas.

Foto: Trierischer Volksfreund/Frank Auffenberg

Dunkelheit liegt über dem Dorf. Aus der Pfarrkirche schimmert diesiges Licht durch den Nieselregen. Plötzlich zeichnen sich Schemen im Zwielicht ab. Zwei düstere Gestalten mit langen Bärten eilen in Richtung Kirche, ein Mann in einer römischen Tunika eilt ihnen nach.

Karnevalszeit in Wallersheim? Falsch. Das Dorf bereitet sich auf die kommenden Passionsspiele vor. Gefühlt lässt sich gerade jeder zweite Wallersheimer seit November einen Bart stehen, dass am späten Abend plötzlich der Stadthalter Pontius Pilatus durch die Eifel huscht, wundert derzeit niemanden.

 Maria Magdalena (Christine Kreten) verlässt nach der Fußsalbung das letzte Abendmahl.

Maria Magdalena (Christine Kreten) verlässt nach der Fußsalbung das letzte Abendmahl.

Foto: Trierischer Volksfreund/Frank Auffenberg

„Wir liegen wirklich gut in der Zeit“, flüstert Hans Fomin während einer der Hauptproben. Seit Anfang Januar werde im vollen Kostüm gearbeitet. Neben Einzelproben treffe man sich aktuell ungefähr einmal in der Woche zu einem kompletten Durchlauf. „Der Text und das Spiel sitzen eigentlich gerade bei jedem gut. Hier und da muss noch souffliert werden, aber das ist normal“, sagt Passionsspiel-Organisator Hans Fomin. Prompt ruft Joachim Nitsch aus der Dunkelheit des Zuschauerraums: „Etwas langsamer bitte.“ Gemeinsam mit Willi Schneider und Joachim Nitsch teilt er sich die Regiearbeit.

Wie Fomin ist auch Schneider zufrieden mit der bisherigen Verlauf der Proben seiner Passionsdarsteller: „Man kann nichts anderes sagen. Alle sind diszipliniert dabei, lernen ihren Text brav. Wenn das so weiter geht, wird alles perfekt.“

Gibt es denn überhaupt noch genug zu tun? Immerhin steht nun erst einmal der Karneval vor der Tür und die Premiere ist noch mehr als sechs Wochen hin.

„Doch, doch, auch wenn jeder weiß was er machen und sagen soll, nun muss alles zusammengebracht werden. Alle Abläufe müssen stimmen, die Requisiten müssen pünktlich an ihrem erwarteten Ort liegen und Licht und Ton noch komplett abgestimmt werden“, sagt Fomin.

Immerhin sei mit dem Aufbau der Zuschauertribüne eine der körperlich schwersten Aufgaben bereits erledigt. „Wenn sie erst mal steht und in Kostümen geprobt wird, können wir doch ganz anderes arbeiten.“ Und nebenbei bemerkt auch die neuen Sitzpolster ausprobieren.

„Die eigentlichen Vorstellungen dauern etwa zwei Stunden und vierzig Minuten. Weil wir keine Theateraufführung zeigen sondern eben Passionsspiele, gibt es keine Pause. Die Zuschauer müssen die Zeit ausharren können – damit es nicht ganz so schwer fällt haben wir die neuen Polster angeschafft“, sagt Fomin. Plötzlich geht das Licht an. Das Abendmahl ist geprobt, Mutter Maria hat sich beeindruckend leidend von ihrem Sohn verabschiedet - Umbau.

„Hat hier noch jemand Straßenschuhe an?“, ruft jemand vom Bühnenrand und beginnt augenblicklich kleine Erdreste vom frisch verlegten Bühnenboden aufzuklauben. „Bitte achtet alle demnächst besser darauf“, bittet Nitsch seine Darsteller. Licht aus, es geht weiter. „Einfach ist so eine Gesamtprobe nicht. Alle müssen konzentriert sein und das für eine lange Zeit. Eine Probe dauert ja etwas länger als das eigentliche Passionsspiel“, sagt Fomin.

Ob er mit dem angelaufenen Vorverkauf zufrieden ist, will er nicht verraten: „Ich kann nur soviel sagen, dass wir uns wieder sehr auf die treuen Pilgergruppen freuen, die regelmäßig bei uns vorbeischauen.“ Die ersten Buchungen von ihnen seien bereits eingegangen.

Maria Magdalena eilt zum letzten Abendmahl um Jesus die Füße zu salben.

Maria Magdalena eilt zum letzten Abendmahl um Jesus die Füße zu salben.

Foto: Trierischer Volksfreund/Frank Auffenberg

Auch die ersten Bestätigungen des Bistums lägen schon vor: „Zur Premiere dürfen wir uns auf den Besuch unseres Weihbischofs Franz-Josef Gebert freuen“, flüstert der Organisator. Bis dahin werde aber noch fleißig weiter geprobt, und auch die Bärte wachsen und wachsen und wachsen.

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