Auto Steigende Spritpreise: Die Wut der Autofahrer wird immer größer
Trier/Luxemburg · Der ADAC hält Benzin und Diesel für überteuert. Die Ölkonzerne verweisen auf Transportprobleme. Kommt es in der Region bald zu Massenprotesten wie in Frankreich?
Teurer Sprit, gar kein Sprit: Die Wut vieler Autofahrer über die immer noch zum Teil steigenden Spritpreise an den hiesigen Tankstellen wird immer größer. Zumal der Weltmarktpreis für Rohöl gefallen ist.
Die Preise an den Tankstellen würden künstlich in die Höhe getrieben, meint eine Nutzerin der Volksfreund-Facebook-Seite. Die Mineralölkonzerne wollen sich eine „goldene Nase“ verdienen, schreibt ein anderer.
Die Lieferprobleme wegen des weiter niedrigen Pegelstands des Rheins, wodurch Tankschiffe nur ein Fünftel der sonst üblichen Menge an Kraftstoff zu den Tanklagern entlang des Flusses transportieren können, halten viele TV-Leser für unglaubwürdig. Vor allem, weil im benachbarten Luxemburg seit einigen Tagen die Spritpreise fallen. 1,182 Euro kostete dort gestern der Liter Super, zwei Cent weniger als noch am Wochenende. In Trier kostete Super gestern bis zu 1,669 Euro, in Wittlich und Daun war Super für 1,559 Euro zu haben.
Der ADAC hält die hohen Spritpreise in Deutschland für deutlich überzogen. Zwar verteuere das Niedrigwasser auf dem Rhein die Transporte von Rohöl und fertigen Kraftstoffen. Allerdings herrschten Trockenheit und Dürre bereits seit Monaten, während die Spritpreise erst seit Anfang Oktober stiegen.
Mehr zum Thema: Hohe Benzinpreise und keiner will schuld sein
Der Mineralölwirtschaftsverband, der die Interessen der Ölkonzerne vertritt, verteidigt die hohen Preise. Der gefallene Ölpreis habe die höheren Transportkosten nicht ausgleichen können. Auch die Tankstellenbetreiber glauben nicht, dass die Konzerne die Autofahrer abzocken wollen. Die gesamte Logistikkette sei durch das Niedrigwasser des Rheins durcheinandergewirbelt, sagt Herbert W. Rabl, Sprecher des Tankstelleninteressenverbandes. Solange der Rhein als Transportweg ausfalle, würden die Preise weiter steigen.
Wie lange lassen sich das die Autofahrer noch gefallen? Gehen sie auch wie die Autofahrer in Frankreich und Belgien auf die Straße, um gegen die hohen Benzinpreise zu demonstrieren?
„Auch in Deutschland wären Proteste denkbar“, sagt der Trierer Politikwissenschaftler Joachim Schild. Falls sich die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) mit einer CO2-Steuer auf Kraftstoffe durchsetzen sollte, hält er eine Mobilisierung etwa durch den ADAC für möglich.
Der Politikwissenschaftler Markus Linden glaubt hingegen, Massenproteste wie in Frankreich seien in Deutschland nicht vorstellbar. „Auf die Erhöhung der Mehrwertsteuer reagierten die Wähler an den Urnen, nicht auf der Straße.“