Stadtbild Der nächste Plan für Triers schönste Ruine

Trier · Das einst prachtvolle Central-Hotel am Rindertanzplatz verfällt seit vielen Jahren. Nach mehreren gescheiterten Versuchen will die Eigentümerfamilie Friedrich die Sanierung starten und einen Bier- und Weingarten bauen.

 Gruselig von außen und innen gefährlich: Das ehemalige Central-Hotel am Rindertanzplatz ist seit vielen Jahren eine baufällige Ruine. Alle Versuche, es zu sanieren und neu zu beleben, sind bisher gescheitert.

Gruselig von außen und innen gefährlich: Das ehemalige Central-Hotel am Rindertanzplatz ist seit vielen Jahren eine baufällige Ruine. Alle Versuche, es zu sanieren und neu zu beleben, sind bisher gescheitert.

Foto: Trierischer Volksfreund/Jörg Pistorius

Wie ein verwunschenes Märchenschloss thront das alte Central-Hotel Fassbender am Rindertanzplatz in Rufweite zum Trierer Dom. Von Efeu umrankte hohe Fenster mit zerstörten Scheiben, eine bröckelnde Fassade und ein verwilderter Garten prägen das Bild. Doch der düstere Anblick soll bald verschwinden und einem einladenden Bier- und Weingarten weichen – das planen die Besitzer.

Das Gebäude in der Sichelstraße ist mit hoher Wahrscheinlichkeit  Triers schönste Ruine. Es gehört der Trierer Unternehmerfamilie Friedrich, die zu den größten Immobilienbesitzern der Stadt zählt. Zum Portfolio der Friedrichs gehören auch der Studierturm in Trier-Nord mit den vielen Vornamen an der Fassade sowie das Altstadthotel und das Hotel Römischer Kaiser direkt bei der Porta Nigra.

Familie Friedrich wird in Trier seit vielen Jahren hart kritisiert,. Der Vorwurf: Sie lasse das alte Centralhotel verfallen. Pläne gab es viele, schon 1998 war bei einer Bürgerversammlung von einem neuen Hotel die Rede. Doch es geschah nichts. Auch 2010 scheiterte ein Neustart mit der Restaurantkette Vapiano. Danach herrschte wieder Stille – bis Markus Friedrich, einer der beiden Söhne von Seniorchef Artur Friedrich, einen neuen Versuch ankündigte, das Gebäude „zurück zu alter Schönheit zu führen“. Das war im Februar 2017 (der TV berichtete). Seitdem: Stille. Bis jetzt.

„Es war ein hartes Stück Arbeit“, sagt Markus Friedrich im Gespräch mit dem TV. „Aber wir sind uns jetzt einig mit der Stadt Trier und auch der Denkmalpflege.“ Allein die Abstimmung mit den Denkmalschützern habe Monate gedauert. Friedrich erklärt: „Die Decke im Erdgeschoss stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist sehr marode, soll aber an Ort und Stelle erhalten bleiben.“

Der von Familie Friedrich beauftragte Trierer Architekt Uwe Kast habe alle Aufgaben gelöst. „Die Denkmalpflege hat unser Konzept akzeptiert“, sagt Markus Friedrich. Über die Höhe der Investition spricht die Familie nicht.

Im Erdgeschoss soll wieder die Gastronomie einziehen. „Wir wollen dort ein Restaurant und draußen einen Bier- und Weingarten anbieten“, sagt Friedrich. Bereits zum alten Central-Hotel, das in den 90ern geschlossen wurde, gehörte ein beliebter zur Sichelstraße gelegener Biergarten, der zur Fußball-WM 2010 wiederbelebt wurde und bei jedem Spiel der deutschen Mannschaft voll besetzt war. Aus dem Gewölbekeller soll ein Weinkeller werden.

In die erste Etage werde ein Trierer Unternehmen als Mieter einziehen, im Dachgeschoss werde eine Wohnung entstehen. „Auch deren Mieter steht bereits fest“, verrät Friedrich.  Der Baukörper im Erdgeschoss soll nicht verändert werden. „Wir werden einen modernen Anbau errichten und den Funktionsbereich, beispielsweise die Küche, darin auslagern.“

Ein Rundgang durch das historische Gebäude ist Erlebnis und Nervenkitzel zugleich. „Einsturzgefahr“ steht auf einem Schild. Doch viele Stellen erinnern auch an die lange Geschichte. Ein Kachelofen. Ein Stein mit Reichsapfel, Schwert und Bischofsstab, unter dem die Inschrift „Anno 1680“ zu lesen ist. Die Geschichte des Gebäudes geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Vom 15. bis zum 19. Jahrhundert war es  die Heimat der Benediktinermönche, die heute in St. Matthias leben. Die Trierer Familie Fassbender eröffnete ihr Hotel 1933.

 „Anno 1680“ steht auf dem Stein im ehemaligen Central-Hotel. Das Gebäude war bis ins 19. Jahrhundert die Heimat der Benediktinermönche.

„Anno 1680“ steht auf dem Stein im ehemaligen Central-Hotel. Das Gebäude war bis ins 19. Jahrhundert die Heimat der Benediktinermönche.

Foto: Trierischer Volksfreund/Jörg Pistorius
 Es gibt offensichtlich noch viel zu tun. Die Arbeiten sollen in wenigen Wochen beginnen.

Es gibt offensichtlich noch viel zu tun. Die Arbeiten sollen in wenigen Wochen beginnen.

Foto: Trierischer Volksfreund/Jörg Pistorius
 Central-Hotel Trier

Central-Hotel Trier

Foto: Trierischer Volksfreund/Jörg Pistorius

Triers Baudezernent Andreas Ludwig bestätigt: „Ich bin optimistisch. Der Architekt hat eine Lösung gefunden. Das kann eine tolle Geschichte werden.“ Dieser Ansicht ist auch Architekt Uwe Kast. „Der Plan für eine Sanierung unter denkmalgeschützten Gesichtspunkten steht“, sagt er im Gespräch mit dem TV. „Im Herbst wollen wir mit den Arbeiten beginnen, dann sollte der Bauantrag genehmigt sein.“

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