Auszeichnung Zwischen Denkmalschutz und Notfalleinsatz

Saarburg · Wilhelm Lorth aus Saarburg erhält am 20. Dezember den Bundespreis im Dachdeckerhandwerk für Denkmalpflege. Dem TV hat er vorab erzählt, warum er seinen Beruf so gerne macht und weshalb er manchmal besonders schnell sein muss.

Direkt nach der Lehre  eine eigene Firma gründen, das traut sich nicht jeder – für Wilhelm Lorth hat so alles angefangen. „1991 habe ich mich selbstständig gemacht, nachdem ich meine Ausbildung und meinen Meister gemacht habe“, erzählt der Dachdecker. „Mittlerweile haben wir fünf Mitarbeiter in dem Unternehmen.“ Seine Frau Stefanie hilft auch ab und zu im Büro mit, ansonsten arbeitet sie bei einem Arzneimittelimporteur.

Nach der Gründung der Firma  Wilhelm Lorth Bedachungen standen damals schon bald weitere Projekte an. „In unser Haus sind wir 1995 eingezogen, nachdem wir es gemeinsam gebaut haben. Das Dach aus Grünschiefer hat natürlich mein Mann höchstpersönlich gemacht“, sagt Stefanie Lorth und lacht.

Ein Dach ist auch der Anlass dafür, dass Wilhelm Lorth im Dezember den Bundespreis im Dachdeckerhandwerk für Denkmalpflege erhalten soll. „Die Idee, dass das Haus für den Preis relevant sein könnte, hatte Gerd Benzmüller, der Vorsitzende der Kreishandwerkerschaft.“

Das besagte Dach, um das sich Lorth gekümmert hat, gehört zum Gästehaus Cantzheim in Kanzem. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. „Das Haus sah vorher aus wie eine Ruine, total verfallen“, so Lorth. „Da wurde alles komplett neu gemacht. Wir haben uns mit der Firma um das Schieferdach gekümmert. Wir sind ja auch auf Schiefer spezialisiert.“ Die Erneuerung des Gebäudes sei rund drei Jahre her und habe rund drei Jahre gedauert, berichten die beiden.

Bei dem Dach des Gästehauses handele es sich um eine altdeutsche Schieferabdeckung, erklärt der Dachdecker. „Die ist eher selten und kommt eher bei alten Gebäuden und Kirchen vor. Heutzutage wird das kaum noch gemacht, da es eher aufwendig und teuer ist.“

Nachdem die Jury das Gästehaus begutachtet hatte, kam dann der Brief: Am Donnerstag, 20. Dezember, soll dem Dachdeckermeister in Mainz der Preis verliehen werden. „Wir freuen uns natürlich sehr“, sagt Stefanie Lorth. Ihr Mann stimmt zu und ergänzt: „Außerdem sind wir unseren Mitarbeitern sehr dankbar für die Arbeit, die wir da in Kanzem gemeinsam geleistet haben.“

Doch obwohl Wilhelm Lorth den Preis für den Bereich Denkmalschutz erhält, sind solche Arbeiten nicht der Kern seines Geschäfts. „Das kommt rund ein oder zwei Mal pro Jahr vor, dass wir uns um ein denkmalgeschütztes Gebäude kümmern“, erklärt der Dachdeckermeister. „Ansonsten arbeiten wir für private Kunden. Und wenn zum Beispiel ein Unwetter war, müssen wir auch schon mal einen anderen Auftrag schieben, weil wir dann natürlich schnell helfen und einspringen.“

„Momentan haben wir ziemlich viele Anfragen, es läuft gut“, freut sich Stefanie Lorth. Auch wenn das manchmal Stress bedeute. „Es ist nur schade, dass wir dann manchmal auch einen Auftrag nicht annehmen können, weil wir wie zum Beispiel jetzt schon bis ins nächste Jahr ziemlich ausgebucht sind.“

Am besten gefalle Wilhelm Lorth an seiner Arbeit, dass er an der frischen Luft sein kann. „Ich bin gerne draußen in der Natur, das passt gut. In einem Bürojob würde ich mich wahrscheinlich eingesperrt und gar nicht wohlfühlen.“

Neben dem Gästehaus Cantzheim hat die Dachdeckerfirma auch noch andere Gebäude in der Umgebung erneuert. Darunter zum Beispiel die Kirche in Irsch oder das Hofgut Falkenstein in Konz-Niedermennig, das zuvor abgebrannt war. Die aktuelle Baustelle ist die Kirche im Palzelmer Ortsteil Kreuzweiler.

 Wilhelm Lorth freut sich gemeinsam mit seiner Frau Stefanie auf die Preisverleihung in einem Monat.

Wilhelm Lorth freut sich gemeinsam mit seiner Frau Stefanie auf die Preisverleihung in einem Monat.

Foto: Marlene Bucher

Das Ehepaar Lorth hat zwei Kinder: eine Tochter, die soeben mit ihrem Studium fertig geworden ist,  und einen Sohn, der gerade eine Ausbildung als Zimmermann macht. Ob der Filius irgendwann einmal die Nachfolge als Firmenchef antritt? „Darüber haben wir natürlich auch schon nachgedacht“, sagt Wilhelm Lorth. „Aber fest steht das noch nicht. Die Ausbildung läuft ja noch. Alles andere wird sich ergeben.“

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