Sport Nach Deutschland-Tour: Jetzt will Trier auch die Tour de France

Trier · Nach dem Rennen ist vor dem Rennen: Die Stadt Trier feiert die Deutschland-Tour als großen Erfolg und hat weiterhin das Ziel, die Tour de France an die Mosel zu holen.

 Profis beim Warmfahren vor der Porta Nigra: Auch am Samstag verfolgen Tausende den Start des Pelotons, das dann durch Konz und Saarburg ins saarländische Merzig fährt.

Profis beim Warmfahren vor der Porta Nigra: Auch am Samstag verfolgen Tausende den Start des Pelotons, das dann durch Konz und Saarburg ins saarländische Merzig fährt.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Mit einer Mischung aus Bedauern, Erleichterung und Freude spricht Triers Oberbürgermeister über die gerade zu Ende gegangene Deutschland-Tour, in deren Verlauf Trier eine entscheidende Rolle gespielt hat. „Alles hat hervorragend funktioniert“, sagt er, als könne er es selbst kaum glauben. „Wir haben es wirklich hingekriegt.“ Doch jetzt ist es auch schon wieder vorbei, daher auch das leise Bedauern – und Trier muss sich enorm anstrengen, um wieder Gastgeber einer solchen Großveranstaltung zu werden. Doch genau das ist das Ziel. Trier will die Tour de France.

Die Frage, ob die Menschen in der Region an professionellem Radsport interessiert sind, ist offensichtlich klar beantwortet. Zehntausende waren allein in Trier zwei Tage lang auf den Beinen, um die Radprofis live in Aktion zu sehen. Der Veranstalter der Tour, die Amaury Sport Organisation (ASO), hat laut eigenen Angaben am Freitag 30 000 Zuschauer in Trier gezählt. „Das sind mehr als in den Etappenstädten Koblenz und Bonn“, sagt Leibe. Auch am Samstag drängten sich die Fans an der Porta Nigra und entlang der Strecke in der Fußgängerzone, um die Radprofis noch einmal zu sehen, bevor sie in Richtung Merzig starten.

Worin liegt der Erfolg für die Stadt Trier, abgesehen von den Umsatzzahlen im Handel und in der Gastronomie? „Eine alte Stadt wie Trier wird nicht von jetzt auf gleich zu einer Radfahrerstadt“, sagt der Oberbürgermeister. „Dazu braucht es eine lange und nachhaltige Überzeugungsarbeit. Wir müssen eine breite Basis des Verständnisses und auch der Begeisterung für den Radsport schaffen.“

Das ist zumindest während der beiden Tour-Tage offenbar gelungen. Von den Minis bis zum Spendenradeln und der Jedermannstour stiegen Hunderte in die Sättel und fuhren über Straßen, die ausnahmsweise den Radfahrern gehörten.

Doch es gibt auch Kritik, hauptsächlich über das Internet und die sozialen Netzwerke. Anwohner und Gäste der Stadt Trier mussten Umwege fahren oder Staus und Behinderungen hinnehmen, da mehr als 100 Straßen, darunter auch Hauptachsen, zeitweise gesperrt waren. Auch der Handel-, Handwerks- und Dienstleistungssektor waren davon betroffen. „Wir waren regelrecht arbeitsunfähig“, sagt ein Händler aus Trier-Nord. „Und das sollen wir dann einfach so hinnehmen und akzeptieren.“

OB Leibe sagt dazu: „Wir haben alles dafür getan, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Wir haben 15 000 Haushalte und 1000 Firmen im Vorfeld angeschrieben. Aber dennoch nehmen wir die Kritik natürlich ernst.“

Trier hatte sich gemeinsam mit der französischen Partnerstadt Metz als Etappenort der Tour de France 2017, die in Düsseldorf startete, beworben und sich von der grenzüberschreitenden Doppelbewerbung der beiden Städte viel versprochen. Doch die Bewerbung war nicht erfolgreich. Trotzdem will Leibe es nochmal versuchen und setzt dabei wieder auf den Zusammenhalt der Partner.

„Wir können es schaffen, wenn wir Vertrauen aufbauen und Kontakte knüpfen“, sagt Triers Oberbürgermeister und verweist auf den luxemburgischen Sportminister Romain Schneider, der die Einladung zur Deutschland-Tour in Trier angenommen hatte. „Luxemburg hat hervorragende Kontakte zur Tour de France, der Manager der Deutschland-Tour ist ein Luxemburger.“ Auch die Partnerstadt Metz sei weiterhin ein starker Parter.

Nur das Geld ist ein Problem, wenn es um die Tour de France geht. „Laut Medienberichten hat Düsseldorf 17 Millionen Euro für die Tour bezahlt“, sagt Leibe. „Damit kann ich mein halbes Haushaltsdefizit ausgleichen.“

Das Fazit: „Wir in Trier können es nicht über Geld machen.“ Aber die Zusammenarbeit mit starken Partnern wie Luxemburg, Metz oder auch dem Landkreis Trier-Saarburg können zur Basis einer neuen Bewerbung und auch eines Erfolgs werden.

„Wir wollen die Tour de France“, sagt der OB. „Wir haben jetzt mit der Deutschland-Tour bewiesen, dass wir ein solches Event  im Griff haben und dass es in unserer Region Zehntausende gibt, die sich für den Radsport begeistern.“ In welchem Jahr Trier eine neue Bewerbung starten will, steht noch nicht fest.

Kommentar

Darauf warten andere Städte jahrzehntelang vergebens

Die Stadt Trier profitiert von der hohen Kompetenz und der scheinbar unerschöpflichen Energie vieler Akteure ebenso wie von großem Glück: Wieder kommt mit der Deutschland-Tour eine Großveranstaltung, die Zehntausende begeistert und Triers Attraktivität bundesweit verbreitet. Darauf warten andere Städte jahrzehntelang vergebens.

Natürlich verursachen Veranstaltungen dieser Größenordnung auch viel Stress und ernten deshalb harte Kritik. Die Rallye-WM, jahrelang Stammgast in Trier und der Region, wurde so lange kritisiert, bis ein ebenso sportbegeisterter wie cleverer saarländischer Innenminister daherkam und sie der Stadt an der Mosel einfach wegschnappte. Ein harter Verlust.

Es ist egal, ob man Motor- oder Radsport mag oder nicht: Es ist immer eine Auszeichnung für eine Stadt, solche Veranstaltungen ausrichten zu dürfen. Das sollten die Kritiker sich bewusst machen, denn sonst braucht Trier eine Bewerbung für die Tour de France gar nicht erst zu starten.

 Nah dran an den Fans: Der deutsche Straßenrennmeister Pascal Ackermann gibt Autogramme.

Nah dran an den Fans: Der deutsche Straßenrennmeister Pascal Ackermann gibt Autogramme.

Foto: TV/Andreas Feichtner
 Pure Begeisterung: Allein am Freitag zählt der Veranstalter 30 000 Fans an den Strecken in Trier.

Pure Begeisterung: Allein am Freitag zählt der Veranstalter 30 000 Fans an den Strecken in Trier.

Foto: TV/Andreas Feichtner

j.pistorius@volksfreund.de

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