Auto Dicke Luft in Städten: Was bringen Fahrverbote für Diesel-Autos?

Gericht sperrt Autobahn im Ruhrgebiet für Stinker. Der Gemeindebund warnt vor einer Verlagerung des Verkehrs. Ein Experte fordert den Ausbau des Nahverkehrs auf dem Land.

 In immer mehr Städten gibt es Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge. Wer will, kann sich auf seinem Smartphone die Luftqualität anzeigen lassen.

In immer mehr Städten gibt es Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge. Wer will, kann sich auf seinem Smartphone die Luftqualität anzeigen lassen.

Foto: Friedemann Vetter

Für Dieselfahrer aus der Region wird der Radius, in dem sie sich mit ihren Autos bewegen dürfen, immer enger. Nach Mainz, Frankfurt, Stuttgart, Aachen, Köln und Bonn drohen auch in Essen und Gelsenkirchen Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge. Das  Verwaltungsgericht Gelsenkirchen hat am Donnerstag eine Sperrzone für große Teile der Ruhrgebietsstädte verhängt, inklusive der A 40. Auch in Koblenz könnte es dazu kommen, weil dort – wie in den anderen betroffenen Städten – immer wieder die Grenzwerte für Stickstoffdioxide, die Bestandteil von Abgasen sind, überschritten werden. In Trier gibt es solche Überschreitungen nicht.

Mit jedem Fahrverbot fallen die Preise für Diesel-Fahrzeuge, und zwar auch in ländlichen Gegenden, wo Verbote eigentlich kein Thema seien, sagt Christof Lehnen, Rechtsanwalt in Trier. Mit seiner Kanzlei hat er bereits mehrere Urteile zugunsten von Besitzern von Diesel­autos, die von Abgasmanipulationen betroffen sind, erstritten.

Die Kommunen sehen Fahrverbote kritisch. „Es ist eine Illusion zu glauben, dass diese das Problem lösen“, sagt Karl-Heinz Frieden, Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebundes und ehemaliger Bürgermeister von Konz (Trier-Saarburg). Der Verkehr verlagere sich dadurch auf die umliegenden Straßen und führe dort zu Schadstoffbelastungen. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, nicht den Stillstand durch Fahrverbote, sondern die Verkehrswende mit abgasarmer Mobilität zu organisieren.“

Diese Ansicht vertritt auch der Verkehrswissenschaftler Karl-Georg Schroll aus Wiltingen (Trier-Saarburg). Die aktuelle Diesel-Debatte böte eine große Chance, „um ein radikales Umdenken pro öffentlichem Personennahverkehr zu bewirken“, sagt er. Dabei gehe es nicht darum, den Nahverkehr in den von Fahrverboten betroffenen Städten zu verbessern: „In den Städten ist der meist gut ausgebaut, im ländlichen Raum fristet er ein Schattendasein.“ Das Problem der Abgasbelastungen in den Städten entstehe überwiegend durch Autos aus dem Umland. Daher müsste der öffentliche Nahverkehr auf dem Land im Radius von 150 Kilometern um die belasteten Städte ausgebaut und kostenlos werden.

Allerdings wachsen die Zweifel, dass die Belastungen der Städte allein durch Autoabgase verursacht werden. Laut Umweltbundesamt spricht einiges dafür, dass Feinstaub aus Kaminöfen ähnlich schädlich ist wie Dieselruß. Der Lungenfacharzt Dieter Köhler aus dem nordrhein-westfälischen Schmallenberg hält die Gefahr durch Feinstaub und Stickstoffdioxid allerdings für gering. In Deutschland sei noch kein Mensch durch Stickoxide gestorben.

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