Umwelt Die tägliche Müllschlacht auf dem Trierer Petrisberg

Trier · Wenn Grillpartys zu Ende gehen, bleiben auf dem Rasen und in den Tonnen bis zu 400 Kilo Abfall liegen. Triers Ordnungsdezernent Thomas Schmitt belässt es derzeit noch bei Appellen.

 An jedem Morgen wird aufgeräumt. Bis zu 400 Kilogramm Müll entsorgen die Arbeiter der Stadtreinigung und Hausmeisterdienste nach warmen Nächten vom Trierer Palastgarten oder wie im Bild vom Petrisberg.

An jedem Morgen wird aufgeräumt. Bis zu 400 Kilogramm Müll entsorgen die Arbeiter der Stadtreinigung und Hausmeisterdienste nach warmen Nächten vom Trierer Palastgarten oder wie im Bild vom Petrisberg.

Foto: Rainer Neubert

Zwei Alugrillschalen mit verbrannten Kohleresten stehen noch auf der befestigten Fläche am Turm Luxemburg am Petrisberg. Daneben liegen eine leere Bierdose, eine gebrauchte Grillzange aus Holz und eine leere Tabaktüte. Wenige Meter entfernt „ziert“ ein etwa 30 Zentimeter großer Brandfleck den grünen Rasen. Gleich haben es die beiden Arbeiter der von der Petrispark GmbH beauftragten Landschaftsbaufirma geschafft, alle Hinterlassenschaften dieser lauen Sommernacht auf ihren Pickup zu kippen und zu schaufeln. „Es ist einfach schlimm“, sagt einer von ihnen und schüttelt mit dem Kopf. „Hier ist Party, aber die Leute haben kein Bewusstsein für die Umwelt. Die schmeißen alles weg.“

20 Einweggrills habe sein Kollege am Vortag aus dem Gelände eingesammelt. „Wir räumen jeden Morgen zwei Stunden und länger auf, damit es wieder ordentlich aussieht.“ Im Palastgarten sei das nicht besser:  mehrere Hundert Kilogramm Müll an jedem Morgen.

 Einweggrills sind für die Umwelt eine Belastung. Im Petrispark rund um den Turm Luxemburg finden sich nach schönen Abenden schon mal mehr als 20 der gebrauchten Aluteile.

Einweggrills sind für die Umwelt eine Belastung. Im Petrispark rund um den Turm Luxemburg finden sich nach schönen Abenden schon mal mehr als 20 der gebrauchten Aluteile.

Foto: Rainer Neubert

Der Trierische Volksfreund will das genauer wissen und fragt die Stadtverwaltung. 300 bis 400 Kilogramm, je nach Witterungsverhältnissen, seien es jeweils in den beiden derzeit vor allem bei den jungen Trierern beliebten Freiflächen, bestätigt Verwaltungssprecher Michael Schmitz. Der Inhalt der 800 öffentlichen Mülleimer im Stadtgebiet und der auf Straßen und in Grünflächen eingesammelte Unrat addieren sich im Schnitt auf 3000 Kilogramm täglich. Insgesamt, so die Rechnung, sammeln die mehr als 60 Mitarbeiter von Stadtreinigung und Grünflächenamt 1120 Tonnen Müll pro Jahr ein. Insgesamt kostet diese Müllentsorgung auf den öffentlichen Flächen die Stadt Trier 300 000 Euro.

Das Problem überquellender Müllbehälter ist bei der Stadt durchaus bekannt. Weil aber die Erfahrung gezeigt hat, dass große Abfallbehälter illegal dazu genutzt werden, um Hausmüll zu entsorgen, werden diese nur zögerlich aufgestellt. Zeitgleich mit den Recherchen für diesen Artikel hat Ordnungsdezernent Thomas Schmitt allerdings veranlasst, dass zumindest auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau nun zusätzlich zu den bisher zehn Mülleimern sechs große Metalldrahtkörbe aufgestellt worden sind. Sie werden täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, jeweils am Morgen geleert.

 Solche Brandlöcher im Rasen sind der Grund, warum Einweggrillschalen in bestimmten Bereichen verboten sind.

Solche Brandlöcher im Rasen sind der Grund, warum Einweggrillschalen in bestimmten Bereichen verboten sind.

Foto: Rainer Neubert

Schmitt legt trotz allen Ärgers über die Unachtsamkeit der Menschen wert darauf, dass die Stadt nicht nur mit Verboten agiert, sondern ein legales Angebot zu Grillmöglichkeiten macht. Denn generell gibt es außerhalb abgesperrter Parkflächen und außerhalb des Waldes in Trier nur geringe Einschränkungen, die das Feiern in der Natur behindern. „Das ist ein Stück Trierer Lebensqualität“, macht der Ordnungsdezernent klar. Ein Bußgeldverfahren wegen illegalen Grillens oder nicht weggeräumter Grillreste habe es in Trier noch nicht gegeben. „Zur Lebensqualität gehört aber auch, dass die legalen Möglichkeiten der Abfallbeseitigung genutzt werden. Wer die Parks zum Grillen nutzt, sollte auch dafür sorgen, dass er seinen Müll wieder mitnimmt oder in die Mülleimer entsorgt.“

Nicht nur für die beiden mit Handschuhen, Schaufel, Besen und Rechen bewaffneten Arbeiter auf dem Petrispark wäre das  eine Wonne. Große Hoffnung haben sie allerdings nicht. „Zuletzt haben die die Weidenkörbe auf dem Gelände angezündet, damit sie ein bisschen mehr Feuer haben“, sagt der eine, der ebenso wie sein Kollege unerkannt bleiben will. „Hier werden sogar Matratzen angeschleppt, die dann liegen bleiben und entsorgt werden müssen.“

 Seit einigen Tagen stehen zusätzliche Metallkörbe im Petrispark. Doch nicht alle Besucher werfen ihren Müll dort hinein.

Seit einigen Tagen stehen zusätzliche Metallkörbe im Petrispark. Doch nicht alle Besucher werfen ihren Müll dort hinein.

Foto: Rainer Neubert

Vollkommen liberal sieht so etwas auch die Stadtverwaltung nicht. „Auf aktuelle Beschwerden oder Hinweise, dass irgendwo verstärkt Probleme auftreten, wird umgehend reagiert“, sagt Rathaussprecher Michael Schmitz. Dann werde dieser Standort in die Streife des Kommunalen Vollzugsdienstes integriert. Das Problem wird dadurch aber ganz offensichtlich nur verlagert. „Erfahrungsgemäß gibt es jedes Jahr neue Problemzonen“, sagt Schmitz, „die dann aber meist im nächsten Jahr nicht mehr relevant sind.“

Zwei Grillstellen, 800 Eimer, viel Toleranz

Wo ist das Grillen erlaubt?

Grundsätzlich ist in Trier Grillen auf freien Grünflächen außerhalb von Spiel- und Bolzplätzen sowie Zierflächen überall erlaubt. Im Wald ist das Grillen verboten. Im Palastgarten darf der Grill nur auf der südlichen Wiese ausgepackt werden. Dort, wie auf anderen Grünflächen, dürfen aber keine offenen Feuer entzündet oder Einweggrills verwendet werden.  Im umzäunten Bereich auf dem Petrispark ist das Grillen nicht zulässig und auch nicht gewollt, da in der Vergangenheit Schäden verursacht wurden. Auf der Wiese neben dem Turm Luxemburg aber beispielsweise gelten die Vorgaben der Grünanlagen- und Spielplatzsatzung – Grillen ist dort erlaubt.

Wie ist das außerhalb des Stadtgebiets?

Rechtlich gesehen handelt es sich bei Lager- sowie Grillfeuer um „offenes Feuer“. Offene Feuer sind im Wald und in einer Entfernung von 100 Meter zum Waldrand generell verboten. Wer also auf Feld und Wiese grillen möchte, sollte sich entweder an die ausgewiesenen Grillplätze im Umland halten oder sich bei der zuständigen Behörde, Gemeinde oder beim Grundstückseigentümer der jeweiligen Fläche eine Erlaubnis einholen.

Wie unterscheidet sich das Müllaufkommen im Palastgarten und im Petrispark an sommerlichen Tagen und an Wochenenden?

Grundsätzlich ist das Müllaufkommen sehr unterschiedlich. Bei sommerlichem Wetter müssen bis zu 400 Kilogramm täglich eingesammelt werden. Bei winterlichem Wetter gibt es oft gar keinen Müll.

Wie viele öffentliche Mülleimer  gibt es in der Stadt?

Insgesamt gibt es in Trier rund 800 Mülleimer, die öffentlich geleert werden. Der größte Teil – etwa 500 – steht im Stadtbereich, weitere 295 gibt es in den Grün- und Parkanlagen. Im Petrispark sind 16 Abfallbehälter aufgestellt.

Wie ist die Reinigung der öffentlichen Flächen geregelt?

Die Stadtreinigung säubert die Bereiche, in denen die Anlieger Reinigungsgebühren bezahlen. Sie reinigt beispielsweise auch Verkehrsflächen für das Tiefbauamt. In allen anderen Bereichen müssen die Anlieger die Reinigung gewährleisten. Zu den Anliegern gehören formell auch andere städtische Ämter. Das Tiefbauamt und das Grünflächenamt reinigen die übrigen Verkehrsflächen selbst. Die Reinigung im Petrispark erfolgt im Auftrag der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) über einen Hausmeisterdienst. Am Moselufer sind die Flächen zwar verschiedenen Ämtern zugewiesen, sie werden aber alle in deren Auftrag von der Stadtreinigung gesäubert.

Wie viele Arbeiter sind im Einsatz?

Für das Moselufer ist täglich mindestens ein Mann von der Stadtreinigung im Einsatz. Insgesamt sind es beim Stadtreinigungsamt 60 Arbeiter bei 15 Touren im Stadtgebiet. Für die Reinigung der Grünflächen sind im Jahresdurchschnitt 1,5 Arbeitskräfte im Einsatz.

Welche Kosten entstehen der Stadt durch die Müllentsorgung auf öffentlichen Flächen?

Insgesamt kosten die Müllentsorgung von den öffentlichen Flächen und die Leerung der Mülleimer die Stadt Trier rund 300 000 Euro pro Jahr.

Warum gibt es keine öffentlichen Grillstellen in den Bereichen Palastgarten und Petrisberg?

In Trier gibt es nur am Moselufer zwei Grillstellen. Die Grünflächensatzung der Stadt legt fest, dass es nur in Randbereichen fest eingerichtete Grillstellen geben soll. Dazu zählt die Stadtverwaltung derzeit nicht das ehemalige Gelände der Landesgartenschau auf dem Petrisberg.

Wie lange darf in den öffentlichen Anlagen gefeiert werden?

Die aktuelle Grünanlagen- und Spielplatzsatzung der Stadt Trier gibt dafür keine zeitlichen Einschränkungen vor. Allerdings gilt auch dort, dass übermäßiger Lärm zur Nachtzeit (Nachtruhe gilt von 22 Uhr bis 6 Uhr am Morgen) zu Verärgerung bei Anliegern und Konflikten führen kann.

Kann das Ordnungsamt reglementierend eingreifen?

Ja. Nach Auskunft der Stadt Trier hat es aber bisher noch kein Bußgeldverfahren wegen verbotenen Grillens oder wegen der nicht weggeräumten Grillreste gegeben. Zudem müssten dafür auch die Verursacher festgestellt werden. An besonders beliebten Bereichen wie Park Nells Ländchen, Palastgarten, Lottoforum/Petrispark geht der Kommunale Vollzugsdienst laut Stadt das ganze Jahr über regelmäßig Streife. Die Parks gehören zu den Routen der regelmäßigen Streifen, zu denen auch die Innenstadt und die Fußgängerzone sowie der Hauptbahnhof zählen.

Im Zweifelsfall könnte es allerdings teuer werden. So nennt die Verbandsgemeinde Konz beispielsweise Bußgelder, die pro Schale oder Pappbecher bis zu 25 Euro betragen können. Je nach Vergehen können aber auch Strafen von 5000 Euro und mehr verhängt werden.

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