Neue Gebühren ab 2020 Die Wahrheit über den Müll

Trier · Viele Menschen befürchten, dass die Abfallgebühren im nächsten Jahr steigen. Sie haben recht. Die gute Nachricht: Wer seinen Müll konsequent trennt oder schlicht vermeidet, kann seine jetzigen Kosten trotzdem senken.

 Ab 2020 kann der Kunde entscheiden, ob die Müllabfuhr alle zwei Wochen oder nur alle vier Wochen zu ihm kommt.

Ab 2020 kann der Kunde entscheiden, ob die Müllabfuhr alle zwei Wochen oder nur alle vier Wochen zu ihm kommt.

Foto: Oliver Berg

Noch ist die ab 2020 geltende Gebührensatzung des Zweckverbands Abfallwirtschaft Region Trier (ART) streng geheim. Das wird auch so bleiben, bis sie am 8. August in der Verbandsversammlung beraten wird. „Ich werde bis dahin keine konkreten Zahlen nennen“, sagt ART-Chef Max Monzel. Das muss er auch gar nicht. Recherchen des TV ergaben, dass die Gebühren in Trier und Trier-Saarburg generell um 25 Prozent steigen könnten – plus oder minus ein oder zwei Prozent.

Die Erhöhung Die Kosten der Müllentsorgung und Verarbeitung sind laut Aussage des ART seit 2001 um 60 Prozent gestiegen. Die Erhöhung der Gebühren im gleichen Zeitraum liegt jedoch nur bei 35 Prozent. Auch das bestätigt der Zweckverband. Die Folge: Mindestens 25 Prozent fehlen dem ART, um die Kostensteigerungen auszugleichen. Diese will und muss er wieder reinholen – unabhängig vom neuen System der smarten Tonne, das 2020 eingeführt wird (der TV berichtete).

Die Reaktion Der ART widerspricht der These nicht, er brauche 25 Prozent mehr Gebühreneinnahmen. Unternehmenssprecherin Kirsten Kielholtz erklärt: „Wir kommen mit den aktuellen Gebühren in Trier und Trier-Saarburg schon seit geraumer Zeit nicht mehr aus.“

In der Stadt und dem Kreis sind die Gebühren zuletzt zum 1. Januar 2006 erhöht worden. „Es gab bisher noch Rücklagen, die aber jetzt weitgehend aufgebraucht sind. Eine Erhöhung des Gebührenaufkommens ist daher nach den Vorgaben des Gebührenrechts und den Mahnungen der Kommunalaufsicht für die Stadt Trier und den Landkreis Trier-Saarburg geboten“, sagt die ART-Sprecherin.

Monzel ergänzt: „Wir wollen keine Gewinne machen, sondern lediglich im Sinne der Bürger kostendeckend arbeiten. Außerdem darf man nicht vergessen, dass in der Gebühr für Trier neben der klassischen Restmüllentsorgung auch Leistungen wie die Sanierung von Altdeponien mit Gesamtkosten von 75 Millionen Euro oder auch das vieldiskutierte Thema Bioabfälle inklusive Grünschnitt mit zwei Millionen Euro enthalten sind.“

25 Prozent – was bedeutet das? Erfreulicherweise bedeutet es nicht, dass jeder Verbraucher in Trier und Trier-Saarburg damit rechnen muss, ab Januar 25 Prozent mehr Abfallgebühren zahlen zu müssen. „Eine Erhöhung wird in alle Gebührenarten und Leistungsbereiche des ART reingerechnet und auf alle Ebenen verteilt“, sagt Kielholtz. Sie betont, dass die heutigen Gebühren in Trier und Trier-Saarburg „die günstigsten im Bundesgebiet“ sind und dass sich dies durch die Gebührenerhöhung nur unwesentlich ändern werde.

Die Einführung der smarten Tonne biete dem Endverbraucher aber Chancen, die Höhe seiner Gebühren durch konsequente Mülltrennung selbst zu beeinflussen. „Wer sorgfältig trennt, kann sparen“, sagt Kielholtz.

Wie kann ich sparen? Ab 2020 kann jeder Haushalt selbst entscheiden, wie oft der ART seine Tonnen leeren soll. Das Mindestprogramm sind 13 Leerungen pro Jahr – die Hälfte des jetzt aktuellen Angebots. „Kleinere Haushalte, die mit diesen 13 Leerungen auskommen, werden auf jeden Fall sparen“, sagt die ART-Sprecherin. Das heißt: Diese Haushalte werden nicht nur die generelle Erhöhung von 25 Prozent nicht spüren. Sie werden auch 2020 weniger zahlen, als sie es jetzt tun. „Die Jahresgrundgebühr 2020 wird nach bisherigem Stand unter der bisherigen Jahresgebühr liegen“, betont Kielholtz.

Die Beschränkung auf 13 Leerungen setze allerdings eine strenge Mülldisziplin voraus. Gelber Sack, Papiertonne, Biotüte – das volle Programm. Das Motto „Alles in die graue Tonne“ dürfe dann nicht mehr gelten.

Wann wird es teurer? Wer ab Januar weiterhin das volle Programm von 26 Leerungen pro Jahr haben will und seine Tonne alle zwei Wochen an die Straße stellt, wird deutlich mehr zahlen als bisher. Jede zusätzliche Leerung  über die im Grundprogramm enthaltenen 13 hinaus kostet Geld.

Auf die Größe kommt es an Ein möglicher Weg, Gebühren zu sparen, ist die Bestellung einer größeren Tonne. Der Verbraucher hat die Wahl zwischen 80, 120 und 240 Litern. Für größere Wohnanlagen gibt es auch Gefäße mit 5000 Litern.

„Jeder Kunde hat die Möglichkeit, einen größeren Behälter zu bestellen und diesen dann seltener leeren zu lassen“, sagt Kirsten Kielholtz. „Je nach Bedarf kann diese Lösung günstiger sein als eine Leerung alle zwei Wochen.“

Genaue Zahlen Da die smarte Tonne für Trier und Trier-Saarburg noch in der Zukunft liegt, bietet sich der Vergleich mit einem Nachbarn an, der dieses System bereits eingeführt hat. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich hat die smarte Tonne bereits seit dem 1. Januar 2001.

Doch sind die Räume Wittlich und Trier in diesem Punkt vergleichbar? „Ja, das sind sie“, sagt Max Monzel. „Die Bevölkerungsdichte und die räumlichen Situationen sind vergleichbar.“

Wie lief es also in Bernkastel-Wittlich nach der Umstellung ab? Dort umfasst das Grundangebot nicht 13 Leerungen wie in Trier, sondern nur 12. Die aktuelle Grundgebühr für diese 12 Leerungen beträgt 138 Euro. Jede zusätzliche Leerung kostet sechs Euro. Kirsten Kielholtz: „Ein Haushalt von drei bis fünf Personen und einer 120 Liter fassenden Tonne kommt bei 14 Leerungen demnach auf einen Gesamtbetrag von 150 Euro.“ In Trier und Trier-Saarburg erwartet der ART, dass der durchschnittliche Haushalt mit 14 bis 17 Leerungen auskommt.

Was muss ich also tun?  Ab dem 1. Januar 2020 zahlen sich Müllvermeidung und Mülltrennung nicht nur für die Umwelt, sondern auch für den Verbraucher konkret aus. Je weniger im sogenannten Restmüll landet, umso besser. Verpackungen von der Zahnpastatube über die Shampooflasche  bis zum Joghurtbecher und der Konservendose gehören in den gelben Sack. Papier kommt in die Papiertonne, Glas nach Farben getrennt  in den Glascontainer. Lebensmittelabfälle und Essensreste sind ein Fall für die Biotüte. Elektrogeräte, Batterien oder Medikamente haben im Hausmüll absolut nichts verloren.

Fast alle Tonnen in Trier und Trier-Saarburg haben mittlerweile einen Chip (siehe Info). Wer nur das Grundprogramm von 13 Leerungen haben will, darf seine Tonne auch nur alle vier Wochen zur Abholung vor die Tür stellen.

Da die Müllabfuhr in der Stadt Trier weiterhin anbieten wird, die Tonnen selbst aus den Hinterhöfen zu holen und sie nach der Leerung wieder hinzustellen, muss der  Verbrauchen klar signalisieren, ob er dieses Holen und Bringen alle zwei oder alle vier Wochen wünscht.

In Mehrparteienhäusern müssen die Mieter oder Eigentümer kommunizieren und zusammenarbeiten, wenn sie Gebühren sparen wollen. Denn Nachbar A kann nur dann von der smarten Tonne profitieren, wenn die Nachbarn B bis G den Müll ebenso konsequent trennen wie er.

Übrigens: In Bernkastel-Wittlich ging der Restmüll seit Einführung des neuen Systems laut ART um 35 Prozent zurück.

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